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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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bestimmt. Das einzige, worauf sie hoffen konnten, war, einem englischen Schiff zu begegnen, und das bedeutete ebenfalls sicheren Tod.
    Denn die Männer waren keinesfalls Freunde von Oliver Cromwell, sondern vielmehr Freunde der beiseite geschobenen Verfassung, und sie waren der Meinung, daß ein Bürger, der die Wohltat der Gesetze genießen wolle, zuzeiten auch mit seinem Leben für sie einzutreten habe.
    Und das waren keine leeren Worte!
    Bei einer der vielen Revolten waren die Männer als die einzigen entkommen. Der Aufstand des Oberst Phelips war es gewesen, und der Oberst war auch im Boot.
    Was aber konnte der Mann angesichts des aufsteigenden Nebels noch anderes wollen als mit seinen Gefährten sterben?
    Südwestwärts voraus lag in der Windstille ein Zweimaster wie angenagelt. Hundertfünfzig oder auch hundertachtzig Tonnen mochte er haben und außer seinen sechs Kanonen noch an vierzig Mann Besatzung. Und diese vierzig Mann sowohl wie das Schiff mit allem, was drauf war, wollte sich Oberst Phelips mit seinen zwanzig holen.
    Wenn die Leute auf dem Schoner aber nur ein wenig auf dem Posten waren, hatten sie wohl eher Aussicht, den Oberst Phelips mit seinen zwanzig abzutun.
    Vorläufig freilich hatten die Leute an Bord nur Gedanken für den stillen, zähen Kampf von Kapitän Muckle und Leutnant Luß.
    Kapitän Muckle fühlte sich etwas zu sehr als unum-schränkter Gebieter des Schiffes und vor allem der dreihundertsiebenundachtzig Irenkinder, die es geladen hatte. Diktatoren haben immer eine Vorliebe für Arbeitssklaven, und die »Cartridge« aus Plymouth war ein solches Sklavenschiff.
    Allerdings pflegte sie keine Neger, sondern weiße Menschen zu laden, nämlich Engländer, Schotten, Iren, soweit sie der Regierung in London unbequem waren. Und die Iren waren ihr insgesamt unbequem. Oliver Cromwell war gerade dabei, sie auszurotten. Allein in den letzten drei Wochen hatte er zweitausend irische Kinder nach den Barbados und Jamaika verschiffen lassen, wo sie der Regierung auf dem Arbeitsoder Sklavenmarkt eintausend bis eintausendzweihundert Pfund Zucker pro Kopf einbringen sollten. Die dreihundertsiebenundachtzig Kinder des Kapitäns Muckle waren nur eine Teilladung davon. Gern war keiner an Bord, weder die menschliche Fracht noch die Besatzung.
    Kapitän Muckle fand überhaupt, daß die Welt ungerecht gegen ihn sei: Er selbst spürte das Zeug zu einem Admiral in sich, sie aber gebe ihm nur einen Sklaventransporter unter die Hand und dazu noch einen Leutnant wie diesen Mister Luß, der ihm in allem zuwider sei, besonders aber bei dem Mädchen Elinor. Natürlich wolle der junge Bengel das Mädchen selbst haben, war der Kapitän überzeugt, aber das werde nicht geschehen! Und solange noch Disziplin an Bord sei, werde er, Kapitän Muckle, diese Elinor nehmen.
    Unter den Kindern von meist sieben bis zwölf Jahren befanden sich nämlich auch einige ältere, und Elinor Butler mochte bereits an sechzehn sein. Das Leid aber hatte eine Frau aus ihr gemacht, eine hübsche Frau.
    Das letzte war auch Kapitän Muckle aufgefallen.
    Doch was half ihm das, wenn bei jedem seiner Rundgänge unten im Raum immer auch gleich Leutnant Luß da war, dem als Ersten Offizier die Ladung unterstand?
    Elinor dagegen teilte Mückles Gefühle gegen dessen Leutnant keineswegs. Zwar tat Luß immer ernst und sprach nie mit ihr; doch wenn sie dem gedunsenen Kapitän, der offenbar keinen Mangel an geistigen Getränken litt, in die glitzernden Augen blicken mußte, schien ihr der Leutnant wie ein Engel des Herrn.
    Aber heute war Luß nicht dabei, als man sie zum Kapitän holte. Und dann war sie mit Muckle allein in dessen Kajüte.
    »Ihr habt aufrührerische Lieder gesungen da unten«, grinste Muckle, als sei das ein Spaß und kein todeswürdiges Verbrechen; »aber ich kann nicht alle Bälger ans Strafgatter anbinden lassen; denn einen bestimmten Hundertsatz meiner Ladung muß ich durchbringen bis Bridgetown. Ich kann mir nur ein paar von euch Älteren greifen. Wie denkst du zum Beispiel über die neunschwänzige Katze auf deinem Hintern, mein Mädchen?«
    »Ich habe nicht gesungen, Herr Kapitän!« schrie die verzweifelte Elinor.
    »Nicht gesungen?« fragte Muckle zurück und verschlang das Mädchen in ihrer Angst mit den Augen. »Das kann ich dir glauben. Ich kann’s auch bleiben lassen. Ich brauch’ auch nicht zu wissen, Elinor Butler, daß du einen Bruder an Bord hast, den kleinen Patty; ich kann sogar machen, daß ihr beide zusammen auf

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