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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Herkunft, an dessen weiße Haarsträhne, das Zeichen göttlicher Berührung, und an das erstaunliche Verhalten des jungen Mannes, der kaum mehr als ein Knabe war . . . das alles in Verbindung mit den gegenwärtigen Bedrängnissen der kretischen Damen schien dem jungen Mann in Jokbeds Augen eine größere Laufbahn zu verheißen, als sie ihm an Bord eines Piratenschiffes möglich sein würde. Es verschlug dem Schiffer nicht viel, daß er sich im Fall des Erfolges von seinem Schützling trennen müsse. Sein Ehrgeiz und seine Begierde nach Besitz waren stärker als jede menschliche Zuneigung, deren er fähig war. Jokbed hatte die Mitte seines Lebens überschritten und sah nun das große Spiel vor sich - das einzige Große, das ihm, wie er glaubte, noch beschieden sei -, und er war entschlossen, sich ihm hinzugeben wie einem Winke seiner Götter.
    »Geht alle hinaus«, befahl er. Seine Männer gehorchten zwar; aber deren Zögern entging ihm schon deswegen nicht, weil er damit gerechnet hatte. »Du kannst hierbleiben, Tuk«, fügte er jetzt wie in einer plötzlichen Eingebung hinzu, und im Grunde wollte er auch nur Garp auf eine glimpfliche Weise entfernen.
    Tuk war ein ungewöhnlicher Mann. Jedenfalls entsprach er in keiner Weise der Vorstellung von einem Seemann und unterschied sich obendrein noch dadurch von allen anderen Menschen, daß er nie zu bewegen gewesen war, von seiner Herkunft zu sprechen, also von dem, dessen sich der Letzte sonst zu rühmen pflegte. Dieses schwerwiegende Fehlen jeglicher Voraussetzung seiner gegenwärtigen Existenz wurde ihm jedoch wegen einer Eigenschaft nachgesehen, die allein ihn vor allen seinen Kameraden auszeichnete. Tuk verstand eine Rede so in eine Tontafel zu ritzen, daß sie zu einer beliebigen Zeit an einem beliebigen Ort aus seinem eigenen Munde oder dem Munde eines anderen Wissenden wiederertönen konnte. Das war eine ganz hohe Sache und gab Tuk priesterliches Ansehen bei seinen Kameraden. Dieser Mann blieb nun bei Jokbed, und außerdem waren nur die beiden Frauen im Raum. Wie Kriegshörnerklang drang jetzt ein lautes Hengstwiehern herein, in das der Stuten Jubel einfiel.
    »Hört die Frau Belit?« fragte Jokbed.
    Sie hörte wohl, verhielt sich aber abwartend. »Eine Musik vermutlich? Mir sind Lyren und Geigen eigentlich lieber.«
    »Es sind die Pferde«, sagte Jokbed mit einer gefährlichen Feierlichkeit, von der er nicht wissen konnte, ob sie ihn nicht selbst mitreißen würde. »Es ist Draup, der Göttingemahl, der seinen Freund Garp begrüßt.«
    »Sie haben ihn ja wieder, Ihren Garp. Wer könnte Ihnen den Jungen streitig machen? Wir sind in Ihrer Gewalt, Sie nicht in meiner.«
    »Es ist nicht von Gewalt die Rede. Als Priesterin werden Euer Heiligkeit die Bedeutung des Knaben Garp, des Sohnes der göttinverwandten Mädchen, besser zu erkennen vermögen als. . .«
    Mit einem Lächeln der Geringschätzung unterbrach ihn Belit.
    »Wer ist die hochgeborene Mutter, deren er sich rühmt?«
    »Die Amaza wollen keine Mutter. Keins der Mädchen kennt ihre Kinder, und die Kinder der Mädchen kennen nicht ihre Mütter.«
    »Mich dünkt das schändlich.«
    »Wenn es die Heiligkeit sagt, wird es so sein. Auch wir in den Städten preisen unsere Mütter und deren Mütter und trachten, uns ihrer wert zu erweisen. Denn wir wären nicht
    ohne sie, und ihnen gehört, was ihre Söhne an Ruhm gewinnen.«
    »Mich wundert, Sie so reden zu hören, Herr Jokbed. So scheint man auch in Sidon zu wissen, was Frömmigkeit ist?«
    Doch Jokbed sah das Mutterseil, das ihm um den Nacken geworfen werden sollte, und wich aus.
    »Ich bin, der ich bin: ein ungelehrter Mann, und so weiß ich es nicht anders, als daß jedes Volk seinen Adel hat. Von den Amaza aber vernahm ich, daß sie keinen Adel haben, sondern einer sind. Das ganze Volk ist adelig. Die Große Jägerin ist die ihnen verwandte Göttin . . .«
    »Wir beten zu Rhea.«
    »Wir zu Ischtar, und mir scheint, wir beten alle zur gleichen Göttin. Es ist nicht der Name, es ist die Göttin, zu der wir beten.«
    »Hierauf zu antworten, verbietet mir mein Amt«, sagte Belit, womit sie durchblicken ließ, daß sie Jokbed so unrecht nicht gebe.
    »Immerhin ist die Große Jägerin Göttin, und sie teilt ihre Gottheit mit keinem Gott.« Mehr und mehr verfing Jokbed sich in seinen eigenen Worten und in dem Zauber des Heiligen, das hinter ihnen stand. »Draup aber ist der ihr, der Göttin, bestimmte Gemahl dieses Jahres und Garp dessen Freund. Die Priesterin der

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