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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Rhea hörte den Gesang der Pferde, hörte den Göttinhengst nach seinem Freunde schreien. Sah sie nicht das Zeichen der Berührung auf dem Scheitel des Knaben? Lasse sie mich ihr künden von einer Nacht des Zornes, von einer Sturmnacht auf dem Pontischen Meer. In jener Nacht rang Garp mit der Göttin und bezwang sie. Nicht unterlag er, und seitdem trägt er das Zeichen der Unwiderstehlichkeit auf seinem Haupt.«
    »Rhea ist groß«, sagte Belit und versank in ihre Gedanken.
    »Sie ist in Wahrheit groß und allgegenwärtig, mit welchem Namen man sie auch nenne. Jeder ihrer Namen sei geheiligt!« rief Jokbed.
    »Amen«, bestätigte die Schlangenpriesterin Belit. »Aber was soll mir das, Mann aus Sidon?«
    »Will die Priesterin ihre Göttin nicht hören?«
    »Und wenn ich sie höre. Nicht einmal mich selbst könnte
    ich ihr opfern. Ich gehöre mir nicht mehr. Erinnere dich, Jokbed, du sagtest es.«
    »So gehöre dir wieder.« Zum Zeichen der Freilassung machte Jokbed das Kreuz der Großen Muttergöttin über sie.
    »Aber Garp gehört mir nicht - dir nicht und mir nicht«, wandte Belit ein.
    »Du sagst es. Aber wir hörten die Göttin.«
    »Und was vernahmst du?«
    »Was mich mit Trauer erfüllt. Garp ist zu gut für das Schiff eines einfachen Seemannes. Auch soll er sich nicht trennen von den Tieren des Wahnsinns, den einer Göttin geweihten. Alle Zeichen verbieten es. Glaube die Priesterin nicht, daß niedrige Sklaven den Dienst an den Geheiligten verrichten können.«
    »Mir könnte nichts Besseres widerfahren«, sagte Belit, »aber Sie kennen doch die Gesetze von Kreta, Herr Jokbed. Nur als Sklaven könnte ich Garp auf die Insel bringen.«
    »Das verhüte die Göttin! Sie wäre beschimpft. Möge die Priesterin Rheas von ihren Schlangen Erleuchtung erflehen. Sie wird ihr werden.«
    »Und wenn die Schlangen schweigen, Jokbed aus Sidon?«
    »Dann haben die Namenlosen gesiegt. Zu denen betet Garp. Dann hat ihn die Göttin verloren. Wir aber, arme Seeleute, die wir sind, müssen den Siegern opfern - den Mächten der Tiefe, über denen unsere Schiffe immerdar kreuzen.«
    »Opfern? Was?«
    »Die >Labrys< mit allem, was darauf ist.«
    Der Satz kam hart von seinen Lippen. Es hätte keinen Sinn gehabt, einer Frau wie Belit eine Festigkeit vorzuspielen, wenn er sie nicht gehabt hätte. Er war längst nicht mehr der Planende, sondern ganz in den Händen der Mächte, die er berufen - wie Belit es war.
    »Nehmt Lösegeld und Schadenersatz«, sagte sie dennoch.
    »Ich habe gesprochen«, war die Antwort. »Und glaube die Dame nicht, uns täuschen zu können. Hier steht Tuk, der Schreiber. Wir verlangen Tafeln über jedes Wort und jeden Eid.«
    »Was gab dir das Recht zu solcher Rede, Jokbed aus Sidon? Wann hat das Haus Belit je betrogen? Mehr als einmal nahm
    es Verluste hin um der Worte willen, die gewechselt worden waren.«
    Jokbed wußte das selbst. Doch auf die Tafeln zu bestehen, war er trotzdem entschlossen.
    »Die Große Dame möge verzeihen«,'sagte er freilich, »es ist, wie sie sagt.«
    »Dann verlasse mich jetzt, daß ich mich bedenke.«

13
    Der »Labrys« unbeherrschter Tanz über den Wogen hatte sich in einen festen Rhythmus verwandelt. Jokbeds Leuten war es gelungen, klar Schiff zu machen, und nun hatte das Schnellboot, von seinen Rudern und dem Steuer gestützt, wieder Fahrt. Bei achtem auflaufender See waren die Bewegungen großzügig und gelassen.
    Dennoch erging es der Dame Sipha schlecht. Nicht der Seegang, sondern die Angst war die Ursache, und jetzt stöhnte sie laut.
    »Nimm dich zusammen!« befahl die Mutter. »Ich habe ohnehin die größte Lust, dich zu schlagen, so alt du bist!« Und da das erfahrungsgemäß keine leere Drohung war, duckte Sipha sich auf die Bank und schrie vorsorglich, wie ein junger Hund schreit, den der Stock bedroht. »Einfach widerlich!« war alles, was Belit dazu bemerkte.
    »Und das alles wegen eines dummen Jungen von den Wilden?« klagte Sipha.
    »Daß du dich nicht schämst, überhaupt noch ein Wort zu sagen! Der dumme Junge stach dir wohl sehr in die Augen, und so verdanken wir es deiner niederträchtigen Lüsternheit, daß wir dem Tode sehr nahe sind.«
    »Er wird es nicht wagen!«
    »Der Mann wagt mehr, als du ahnst.«
    »Was hat er davon, wenn er uns wie Ratten ersäuft?«
    »Nichts. Und im allgemeinen rechnet er mit greifbaren Gewinnen. Aber dem Meer und den Unbekannten, denen er und seine Männer sich immer wieder ausliefern, ein so großes Opfer zu bringen - ist das kein

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