Aufstand der Vampire
stand ich endlich vor der Burg.
Sie befand sich dicht vor meinen Augen und sah genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte.
Vor Freude erfaßte mich ein Taumel. Mit weichen Knien ging ich auf das große Tor zu. Ich hatte es noch gar nicht erreicht, da wurde es geöffnet.
Er stand vor mir.
Mein Retter!
Er sah noch so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Groß, hochgewachsen, mit schwarzgrauem Haar. Er trug einen dunklen Umhang mit einem hohen steifen Nackenkragen. Die enge Hose war ebenfalls schwarz, die Weste weiß.
Die Sonne war mittlerweile schon versunken. Ein letzter Strahl noch fiel in den kleinen Talkessel und brach sich auf dem Amulett, das mein Retter an einem blauweißen Band auf der Brust trug.
»Willkommen, meine Treue«, sagte er und breitete die Arme aus. »Ich sehe, du bist meinem Ruf gefolgt.«
Ich lief auf ihn zu. Die Mütze hatte ich abgenommen. Mein langes rotes Haar wehte wie eine Fahne hinter mir her.
Er umarmte mich. Unter dem Druck seiner Hände fühlte ich mich ungeheuer geborgen. Vergessen waren die Strapazen der langen, beschwerlichen Reise, für mich gab es nur noch ihn.
Ich erlaubte mir eine Frage.
»Wie heißt du?« wollte ich wissen.
»Ich bin Diablo Negro«, erwiderte er. Seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.
»Aber jetzt komm«, sagte mein Retter, »ich werde dich den anderen vorstellen.«
Arm in Arm gingen wir auf das Schloß zu.
Die anderen warteten in der Halle. Es waren nur Frauen, eine schöner als die andere.
Ich bekam Namen genannt, konnte sie mir aber nicht merken.
»Bereitet ihr ein Bad«, sagte mein Retter, »und danach schickt sie zu mir.«
Zwei Frauen kümmerten sich sofort um mich. Sie brachten mich in die Badestube. Ich konnte noch immer nichts sagen. Die Pracht des Schlosses hatte mich überwältigt.
Die beiden Frauen halfen mir beim Auskleiden. Ich fand gar nichts dabei.
»Du hast einen schönen Körper«, sagte diejenige, die sich mit dem Namen Arabella vorgestellt hatte. »Der Meister wird sich freuen.«
Ich lächelte verschämt und stieg dann in die Wanne. Arabella wusch mich, während die andere Frau frische Kleidung besorgte.
»Dir zu Ehren werden wir heute nacht ein Fest feiern«, teilte Arabella mir mit. »Du wirst aufgenommen in unseren Kreis und von diesem Zeitpunkt an für immer zu uns gehören. Dein Leben« – sie betonte das Wort Leben besonders »wird in anderen Bahnen verlaufen. Du bist eine der Auserwählten. «
Ich war glücklich.
Nach dem Bad zog ich ein langes Kleid an. Es war aus einem duftenden Stoff genäht und schimmerte hellblau. »Und jetzt gehen wir zu ihm«, sagte Arabella.
Ich nickte freudig.
Der Meister lebte in einem der unterirdischen Räume der Burg. Er lag in einem Sarg aus Marmor. Sosehr mich dieser Anblick im ersten Moment befremdete – er erschreckte mich nicht. Die Frauen hatten Fackeln angezündet. Sie hielten sie hoch und leuchteten damit das Gewölbe aus.
Als der Meister mich sah, richtete er sich auf. Zwei Frauen halfen ihm aus dem Sarg.
Diablo Negro kam auf mich zu. Seine Lippen strichen über meine Wange.
Sie waren eiskalt.
Aber seltsamerweise schauderte ich nicht zurück, die Berührung erregte mich.
Der Meister führte mich tiefer in das Gewölbe hinein. Ichsah zahlreiche Nischen, in denen Steinsärge standen. Die Särge waren mit weißen Kissen gepolstert. Am Fußende standen jeweils die Namen.
Vor dem letzten Sarg in der langen Reihe blieben wir stehen. Ich senkte den Blick.
VANESSA las ich.
»Es ist dein Sarg«, hörte ich die Stimme des Meisters. »Ich habe ihn nur für dich anfertigen lassen. Gefällt er dir?«
»Ja«, sagte ich. »Mir gefällt alles, was du machst. Hätte ich sonst die lange Reise unternommen?«
Er lächelte. »Du konntest nicht anders, Vanessa.«
Ich sah zu ihm hoch. Der Fackelschein hatte einen blutroten Schimmer über sein Gesicht gelegt.
»Warum konnte ich nicht anders?« wollte ich wissen.
»Darum nicht.«
Er öffnete plötzlich den Mund. Und da sah ich die beiden langen Vampirzähne, deren Spitzen bereits seine Unterlippe berührten.
Diablo Negro war ein Blutsauger, und ich sollte seine Geliebte werden …
Kapitel 11
Hier endeten Vanessas Aufzeichnungen. Kein Wort davon, daß sie ein Vampir geworden war, aber Jeff und sein Freund Gonny konnten sich denken, welches Schicksal sie erwartet hatte.
Jeff Harper war wie vor den Kopf geschlagen. Das hätte er nicht erwartet. Vanessa ein Vampir! Aber aus welchem Grund hatte sie ihn dann um
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