Aufstand der Vampire
Hand zum Rand des dunklen Tannenwaldes hin, der dicht neben der Straße begann und sich wie ein grüner Teppich den Berg hochzog.
»Wir können ja mal nachsehen«, erwiderte Gina und setzte sich schon in Bewegung.
Arturo folgte ihr.
Er und Gina waren im Schwarzwald, während Jeff und Gonny den seltsamen Rufen Vanessas gefolgt waren.
Gina und Arturo waren dem Pestdämon auf der Spur. Sie wollten wissen, was er mit Luguri vorhatte. Wollte er wirklich mit dem Erzdämon zusammenarbeiten, oder kochte er nur sein eigenes Süppchen? Das waren Fragen, auf die Gina und Arturo eine Antwort finden wollten. Vielleicht wollte auch der Pestatmer nicht, daß Rebecca und ihre Vampire zu mächtig wurden, weshalb er jetzt aus dem Hintergrund seine Fäden zog.
Gina Pertini hatte als erste den Waldrand erreicht, und da sah sie, daß sich Arturo nicht getäuscht hatte.
Tatsächlich war hier eine Frau.
Gerade noch sah Gina sie zwischen den Bäumen verschwinden.
»Komm, hinterher«, sagte die ehemalige Hexe.
Sie und Arturo nahmen die Spur der Frau auf.
Die Unbekannte schien sich im Wald auszukennen. Sie ging über die kaum zu erkennenden Pfade sicher und schnell, so daß Arturo und Gina Mühe hatten, ihr zu folgen.
Dann sahen sie die Frau plötzlich in einer Hütte verschwinden. Es war mehr ein baufälliger Schuppen, von dem nur die Vorderseite zu sehen war. Die Rückfront wurde durch hohe Tannen völlig verdeckt.
Es war still im Wald. Nicht einmal Vögel sangen in der Umgebung der Hütte.
Ahnten die Tiere vielleicht eine Gefahr?
Gina machte Arturo darauf aufmerksam.
»Vielleicht ist die Frau ein Opfer des Vampirs«, meinte Arturo. »Sehen wir doch mal nach.« Er klopfte an die Tür.
»Ja?« fragte eine zaghafte Stimme.
Gina Pertini übernahm es, zu antworten. Eine Frauenstimme flößte mehr Vertrauen ein als die eines fremden Mannes.
»Wir haben Sie in die Hütte gehen sehen. Dürfen wir zu Ihnen hineinkommen?«
»Bitte, die Hütte gehört mir nicht.«
Gina zog die Tür auf. Hinter ihr betrat Arturo die Hütte.
Das Mädchen saß auf einer Holzbank. Es hob den Kopf, als es Gina und ihren Begleiter sah. Neben dem Mädchen lag ein Rucksack.
»Guten Tag«, sagte Gina und streckte dem Mädchen die Hand hin.
Es ergriff sie zögernd. Gina hatte die Tür nicht geschlossen. Arturo war davor stehen geblieben.
Die Hand des Mädchens war seltsam kalt. Gina hatte das Gefühl, Eisfinger zu berühren.
»Ich heiße Gina Pertini«, stellte sich die ehemalige Hexe vor, »und das« – sie wies auf ihren Bekannten – »ist Arturo.«
Arturo deutete ein Nicken an.
Das Mädchen lächelte scheu. »Mein Name ist Jutta König. Ich bin eine Tramperin, reise quer durch Europa.« Sie zeigte auf den Rucksack und auf eine danebenliegende blaue Tasche mit der Reklameaufschrift einer bekannten Fluggesellschaft.
Gina hatte Jutta König schon längst taxiert. Sie sah wirklich aus wie eine Tramperin. Ihr Haar war halblang, blond und ziemlich dünn. Das Gesicht hatte eine blasse Farbe. Unter den Augen lagen tiefe Ränder. Neben der kleinen Nase verteilten sich einige Sommersprossen. Jutta König trug einen verwaschenen Jeansanzug und ein T-Shirt, dessen Farbe kaum noch zu identifizieren war. Darunter wölbten sich kleine Brusthügel.
Jutta König war ein farbloses Geschöpf.
»Wie haben Sie diese Hütte gefunden?« fragte Gina undsetzte sich auf die Bank.
Jutta hob die mageren Schultern. »Durch Zufall.«
»Und jetzt wollen Sie wieder weiter?«
»Ja.«
»Darf man fragen – wohin?«
»Mal sehen.«
Gina war von den Antworten nicht gerade begeistert. Irgend etwas stimmte mit Jutta nicht. Gina warf Arturoeinen raschen Blick zu und bemerkte an seinem Nicken, daß aucher die Kleine für nicht ganz astrein hielt.
War sie ein Opfer des Vampirs? Oder steckte schon der Keim des Seuchendämons in ihr? Oder war sie vielleicht von beiden infiziert worden?
Ehe Gina noch weiterfragen konnte, stand Jutta auf undgriff nach ihrer Tasche. Den Rucksack ließ sie liegen.
»Ich gehe jetzt«, sagte sie.
Arturo machte ihr schweigend Platz. Wenig später schonhatte der dichte Tannenwald Jutta König verschluckt.
»Mit der stimmt was nicht«, sagte Arturo. Er und Ginaverließen ebenfalls die Hütte.
»Wir sollten ihr folgen«, schlug Gina vor.
Arturo nickte.
»Dann komm!«
Gina und Arturo liefen wieder in Richtung Straße. Sie hatten sich im nächstgrößeren Ort vor einigen Stunden einen Leihwagen gemietet. Er stand einige hundert Meter entfernt in
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