Aufstand der Vampire
überrascht sein.«
Jeff blickte Vanessa schräg von der Seite her an. Er konnte sich denken, wo sie ihr Ruhelager hatte. In einem Sarg, das liebten Vampire so.
Sie gingen nicht zur Treppe, sondern liefen in die andere Richtung auf eine schmale Tür zu.
Währenddessen berichtete Vanessa Wissenswertes über die Burg. Daß sie schon achthundert Jahre alt sei und allen Stürmen der Geschichte getrotzt habe. Dabei vergaß sie aber nie zu erwähnen, wie sehr sie sich freue, Jeff begegnet zu sein.
Sie gelangten in einen Rittersaal. Die hohe Decke zierte ein Schlachtengemälde aus der Kreuzritterzeit. Unter den Rundbogenfenstern standen entlang der Wände hölzerne Bänke. Die Dielen des Bodens waren blank geputzt. Manchmal bog sich das Holz auch unter der Last der Schritte.
»Ich hätte doch gern einmal den Burgkeller kennengelernt«, sagte Jeff. »Du hast mir bisher immer nur von Diablo Negro erzählt. Bitte, zeig ihn mir, und was bedeutet er eigentlich für dich?«
»Alles der Reihe nach«, erwiderte Vanessa. »Du bekommst den Meister schon früh genug zu sehen.«
Jeff blieb stehen. »Den Meister?«
»Ja, so nennen wir ihn. Er ist ein phantastischer Mann. Auch er hat den Wunsch geäußert, dich zu sehen. Ich werde dich ihm noch heute vorstellen.«
Vanessa führte Jeff durch das Schloß. Der Urlauber wurde langsam ungeduldig. Er konnte es kaum erwarten, auf Diablo Negro zu treffen.
Vanessa merkte ihm die Ungeduld an. Ihr machte es Spaß, Jeff Harper noch weiter auf die Folter zu spannen und ihr Spiel mit ihm zu treiben.
Einmal zog sie ihn sogar in eine dunkle Ecke und wollteihn küssen. Jeff gelang es nur mit Mühe, sie abzuwehren, ohne sie dabei zu verletzen. Er spielte ihr weiterhin den Überraschten und Vertrauensseligen vor.
Dann endlich war der Zeitpunkt gekommen, wo Jeff Diablo Negro kennenlernen sollte.
»Wir müssen nach unten in die Halle gehen«, sagte Vanessa. »Dort wartet er auf uns.«
Jeff nickte.
Vanessa hatte sich wieder bei ihm eingehakt, und wie ein Hochzeitspaar schritten sie die breite Treppe hinab.
Unten in der Halle brannten nur wenige Lichter. Die schwarzen Kerzen verbreiteten ein schauriges, dämonisches Licht, das sich wie ein Schleier über die anwesenden Gestalten legte.
Diablo Negro wartete mitten in der Halle auf Jeff Harper.
Er hockte wie ein Pascha auf einem hohen hölzernen Thron, dessen Rückenlehne spitzbogenförmig zulief. Darauf saß eine holzgeschnitzte Fledermaus. Sie überragte ihn ebenso wie das rote Wappen mit den Initialen D.N. Diablo Negro trug wieder seinen schwarzen Umhang mit dem hohen steifen Kragen, und auch das goldene Amulett glänzte im Widerschein der Kerzen.
Zu dem Thron führten drei Stufen hoch, und Vanessa, die Diablo Negro mit einem hörigen Blick ansah, löste sich plötzlich von Jeff und ließ sich zu Füßen des Vampirs auf der untersten Stufe nieder.
Zwei andere, blaß wirkende Frauen hatten den Thron zu beiden Seiten flankiert und dabei ihre Zähne gefletscht. Obwohl Jeff noch auf der Treppe stand, konnte er deutlich die hervorstehenden langen Vampirzähne erkennen.
Diablo Negro hatte ein Händchen für Schaueffekte, das mußte man ihm lassen.
An dem langen Tisch, der etwas in den Hintergrund geschoben worden war, saßen vierundzwanzig Frauen und präsentierten grausam lächelnd ihre Zähne.
Tief atmete Jeff Harper ein.
Er hätte es sich ja denken können. Die Frauen waren durch die Bank Blutsaugerinnen. Schon am gestrigen Tag, als er die Burg erreicht hatte, war dieser Verdacht in ihm aufgekeimt, obwohl die Frauen sich da noch gesittet benommen hatten. Und als er in der Nacht bis zum frühen Morgen hindurch Vanessas Tagebuch gelesen hatte, war sein Verdacht zur Gewißheit geworden.
Und jetzt hatte Jeff die Bestätigung.
Diablo Negro hob den rechten Arm und machte eine einladende Handbewegung.
»Warum kommen Sie nicht näher, Señor?« fragte er. »Ich beiße nicht. Noch nicht«, fügte er grinsend hinzu.
Das würde dir auch schlecht bekommen, dachte Jeff. Doch ihm war unwohl bei dem Gedanken.
Er ging die letzten Stufen der Treppe hinunter. Die Blicke der Vampirinnen verfolgten ihn dabei. Jeff las die Gier nach Blut in ihren Augen, und er fragte sich, wie er diesen Bestien entkommen konnte.
Es würde schwer werden, wenn nicht sogar unmöglich.
Ab und zu kicherten die Vampirinnen. Jeff sah Serena am Ende der langen Reihe sitzen. Auch sie besaß jetzt ein gräßliches Vampirgebiß. »Es ist schade, daß er mir nicht gehört«,
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