Aufstand der Vampire
Essen vor.
Da leuchteten die Augen des Mädchens auf.
»Was meinst du, Gina?« fragte er.
»Ich habe nichts dagegen.« Gina lehnte sich zurück. Die in der Nähe sitzenden Gäste – meist waren es Männer – hatten sie schon die ganze Zeit über beobachtet. Jetzt verschlangen sie die schwarzhaarige Frau förmlich mit ihren Blicken.
»Und Sie, Jutta? Halten Sie durch?«
»Aber natürlich. Ich bin froh, wenn ich einen Tag früher mein Ziel erreiche.«
»Gut, dann können wir.«
Arturo zahlte. Als er mit den beiden Frauen das Lokal verließ, wurde manch anerkennender Pfiff ausgestoßen.
Weiter ging die Fahrt. Der Mercedes fraß Kilometer um Kilometer. Die Reifen summten über den Asphalt der Autobahn. Gina wurde müde und war bald eingeschlafen.
Jutta blieb wach. Ihre Blicke waren jetzt starr geradeaus gerichtet, und hin und wieder umzuckte ein wissendes Lächeln ihre Lippen. Arturo beobachtete das Mädchen im Innenspiegel. Je mehr sie sich Frankreichs südlicher Grenze näherten, umso stärker wurde seine Überzeugung, daß dieses Mädchen von dem Pestdämon ausgeschickt worden war.
Als der Morgen anbrach, hatte Arturo einen Großteil der Strecke schon geschafft. Vor ihnen lagen bereits die ersten Ausläufer der Pyrenäen.
Arturo hielt an einer Autobahn-Raststätte. Gina machte sich im Waschraum frisch. Jutta verzichtete darauf. Wahrscheinlich war sie es so gewohnt.
Sie war aber während der Nachtfahrt sichtlich aufgeblüht. Gina registrierte dies mit Erstaunen. Juttas Gesicht hatteeine rosige Farbe bekommen, es war wesentlich voller geworden, und ihr Körper schien sich mehr entwickelt zu haben.
Sie war jetzt auch gesprächiger, und als sie weiterfuhren, erklärte Jutta ihnen sogar den genauen Weg zum Ziel.
Sie mußten von der Autobahn abfahren und sich auf schmaleren Straßen durch das unwirtliche Gebiet der Berge schlängeln. Es war heiß geworden, die Luft schien in den Schluchten und schmalen Talkesseln zu kochen.
Irgendwann – es war am frühen Nachmittag – bat Jutta, Arturo möge anhalten.
Sie befanden sich jetzt auf einer besseren Piste. Jutta hatte vorgegeben, ein menschliches Rühren zu spüren und stieg aus.
Rasch verschwand sie zwischen den Felsen.
Gina war ebenfalls ausgestiegen und verkürzte sich die Wartezeit mit einer Zigarette.
Doch Jutta blieb verschwunden.
Nach zehn Minuten begannen Gina und Arturo sie zu suchen, und nach weiteren zehn Minuten stand fest, daß Jutta sie geleimt hatte.
»Mist, verdammter!« schimpfte Arturo. »Und jetzt?«
Gina blickte der Straße nach, bis zu einem kegelförmigen Felsbuckel, hinter dem die Piste verschwand.
»Meiner bescheidenen Meinung nach kann uns dieser komische Weg durchaus zu Juttas Ziel führen«, sagte sie. »Fahren wir einfach weiter.«
Arturo war einverstanden.
Im Schrittempo fuhr er tiefer in die grandiose Bergwelt der Pyrenäen hinein. Ginas Blicke zuckten nach rechts und links aus dem Wagen. Sie hoffte, irgendeine Spur von Jutta zu entdecken.
Gina Pertini wurde enttäuscht. Von Jutta war nichts zu sehen. Nur die majestätische Ruhe der Bergwelt umgab sie.
Doch dann sahen sie Jutta wieder.
Allerdings war es da zu spät. Jutta hatte bereits eine in einem Bergsattel gelegene Burg erreicht. Das große Tor war einen Spalt geöffnet worden. Jutta schlüpfte soeben hindurch. Gina und Arturo sahen noch eine Frauenhand, die Jutta in den Burghof zog, dann wurde das Tor wieder geschlossen.
Arturo bremste und fuhr den Wagen etwas zurück, damit er von der Burg aus nicht gesehen werden konnte. Dann stellte er den Motor ab.
»Da wären wir«, sagte er, und ein erleichtertes Lächeln umspielte seine Lippen.
Gina war schon ausgestiegen. Als Arturo die Tür öffnete, fragte sie: »Sollen wir ebenfalls versuchen, in die Burg zu gelangen?«
Arturo schüttelte den Kopf. »Verflixt einsam hier«, meinte er. »Ich wäre dafür, daß wir warten. Ich bin mal gespannt, was noch alles passieren wird. Möglich ist schließlich alles und …«
Kapitel 13
Jeff Harper hatte beschlossen, vorerst auf Vanessas Spiel einzugehen. Er wollte wissen, was sie genau mit ihm vorhatte, um zu gegebener Zeit zurückschlagen zu können.
Jeff sah, daß Gonny verzweifelte Grimassen schnitt, als er mit Vanessa das Zimmer verlassen wollte. Wahrscheinlich hatte Gonny vor, ihn zu warnen, doch Jeff kümmerte sich nicht darum.
»Ich werde dir jetzt die Burg zeigen«, sagte Vanessa mit einschmeichelnder Stimme, »und auch den Platz, wo ich schlafe. Du wirst
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