Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
Vom Netzwerk:
sind von den Suchenden prinzipiell so zu verstehen, wie sie gemeint sind. Umgekehrt besteht die Pflicht für die Cacheleger darin, die Aufgaben so zu stellen, dass sie eindeutig sind. Das hat bei der zweiten Station des «Drachen von Sanssouci» leider nicht zu meiner Zufriedenheit funktioniert, doch beginnen wir mal ganz von vorn:
    Tobi und ich parkten also an einem schönen, sonnigen Nachmittag auf dem schon sehr vollen Besucherparkplatz der Schlossanlage in Potsdam. Es begann mit einer ganz simplen Aufgabe, die da lautete:
«Stelle dich dort und dort hin, zähle die Säulen und gehe dann mit Hilfe dieser Information irgendwo anders hin.»
Das war für uns erst mal kein Problem. Wir gaben die Koordinaten aus der Cachebeschreibung in unser GP S-Gerät ein, mischten uns unter die anderen Besucher und schlenderten, den Blick ständig auf das Display gerichtet, den von Bäumen gesäumten Kiesweg entlang. Endlich erreichten wir die erste Station, standen mitten auf einem herrlichen Platz hinter dem Schloss und bewunderten dessen unglaubliche Architektur. Da fiel uns die Lösung der ersten Aufgabe fast schon von selbst ins Auge, wir mussten uns nur noch um 180   Grad drehen, um die Säulen sehen und dann auch zählen zu können.
    Mit dem Ergebnis, das wir ordentlich in die mitgebrachte Cachebeschreibung eintrugen, konnten wir ohne Schwierigkeiten die zweite Station lokalisieren: 175   Grad und viermal die Anzahl der Säulen minus 15   Meter entfernt. Wir gingen um das Schloss herum zur Vorderseite und blickten von oben in den Park hinunter. Dann stiegen wir die terrassenförmig angelegten Stufen hinab und gelangten schließlich zur zweiten Station.Diesmal standen wir an einem Brunnen, umgeben von mehr oder weniger schönen Statuen.
    Tobi las die nächste Aufgabe vor: «Hier könnt ihr jetzt den Blick auf Weltberühmtes genießen. Wenn ihr den Ausblick genügend gewürdigt habt, sucht nach einer Darstellung, die ein (wahrscheinlich) männliches und ein weibliches Wesen zeigt. Der männliche Part hält einen Gegenstand in der Hand. Wie viele Spitzen hat dieser Gegenstand?»
    Wir suchten drauflos. Das eine Standbild war (wahrscheinlich) männlich, hielt aber nichts in der Hand, ein anderes hielt zwar etwas in der Hand, war allerdings (mit SICHERHEIT) männlich. Dann entdeckten wir noch ein (wahrscheinlich) männliches, das jedoch zwei Sachen in der Hand hielt. Davon hatte das eine Ecken, das andere Spitzen, das mit den Ecken war dreieckig, davon waren aber nur zwei spitz, das mit den Spitzen war nur vielleicht spitz, weil kantig, dafür hatten dann aber die Kanten am Ende Spitzen. Echt verwirrend! Wie viele Figuren waren es denn nun, und wie viele Spitzen hatten sie? Eine Viertelstunde verging, und wir brachten es beim besten Willen nicht heraus, und bald waren wir schier verzweifelt. Mehrfach mussten wir uns von den im Park herumlungernden Touristen, die wahrscheinlich nur da waren, um uns armen irren Cachern beim Suchen zuzusehen, Wasser reichen und Frischluft zufächeln lassen.
    So viel stand fest: Wir konnten nicht weitermachen. Wohin sollten wir denn gehen? Wir brauchten die Anzahl dieser Spitzen. Die gesamte Strecke über benötigten wir diese Zahl, um jeweils die Koordinaten der nächsten Station ausrechnen zu können. Diese Zahl war entscheidend. Wenn wir die nicht hatten, war es fast unmöglich, weiterzukommen.
    Tobi las wieder vor: «Bei der dort zu erkennenden brückenähnlichen Konstruktion müsst ihr die Durchlässe zählen .»
    Wo, bitte schön, sollten wir eine brückenähnliche Konstruktion erkennen? Wir wussten nicht mal, in welche Richtung wir gehen sollten.
    Selbstverständlich probierten wir einfach verschiedene Werte in der Formel für die weiteren Koordinaten aus, waren uns aber nie sicher, ob wir damit wirklich dort hingelangten, wo die nächste Station lag. Wir waren ratlos. Schließlich setzen wir uns auf die steinernen Bänke und beobachteten die anderen Parkbesucher. Ich überlegte sogar, ob es nicht schöner wäre, einfach nur so durch die Gänge zu schlendern. Ein Blick nach hier, einer nach dort, sich ein bisschen treiben lassen. Nach einer Weile fing ich an, mich zu entspannen. Was soll’s, dachte ich, einfach nur dasitzen und starren hat auch seine schönen Seiten. Völlig gelassen ließ ich den Blick durch den Park schweifen. Da sah ich, durch die Bäume hindurch und weit weg, ein Gebäude, das zur Aufgabe der nächsten Station passen konnte. Dort sollten wir nämlich einen Affen mit

Weitere Kostenlose Bücher