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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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vor: Sobald das Tauwetter meinen gemarterten Körper freigibt und mich das Schmelzwasser wieder in die Zivilisation zurückspült, werde ich aller Welt erzählen, wie es wirklich war:
    «Super Strecke, leicht gefunden, tolles Wetter, danke für den schönen Cache.»

MEIN IST DIE RACHE, SPRICHT DER HERR
    Wenn man eine ganze Weile Caches gesucht hat, fängt man früher oder später an, sich darüber Gedanken zu machen, auch selbst mal einen Cache zu legen. Natürlich ist das Legen viel aufwendiger als das Suchen. So wie es auch viel einfacher ist, die Zahnpasta aus der Tube herauszubekommen als sie hineinzudrücken. Allerdings handelt es sich beim Cachelegen um eine spannende, komplizierte und verantwortungsvolle Aufgabe.
    Verantwortungsvoll, weil der Owner den Cache wie bereits erwähnt auch hegen und pflegen muss, auf dass er gedeihe und zu einer wunderschönen Blüte auf der großen Blumenwiese des Geocachens werde. Das heißt, der Owner muss dafür sorgen, dass der Cache und seine eventuellen Stationen stets in gutem Zustand sind, und notfalls die eine oder andere Verbesserung vornehmen.
    Kompliziert, weil es nicht immer einfach ist, die Aufgaben und die Tarnung so zu gestalten, dass eine ausgewogene Mischung zwischen Herausforderung und Lösbarkeit besteht und die verschiedenen Stationen wie Zahnräder ineinandergreifen, um am Schluss die Glocke des Erfolges schlagen zu lassen.
    Spannend, weil man später nicht selten selbst durch den Wald rennt und sich fragt: Wo habe ich diese blöde Dose nur versteckt?
    Ja, ein Cache ist wie ein Kind. Ganz plötzlich kommt einem die Idee, sie entsteht langsam, sie reift im Schoße des Geistes heran, und irgendwann ist das Geschlecht zu erkennen. Traditional oder Multicache? Ab jetzt werden die ersten Vorbereitungengetroffen: Man sieht sich hier und da eine Dose an oder sucht sich eine Wohnung aus, in welcher der Cache mal leben soll. Schließlich kommt er auf die Welt, meist ist es eine schwere Geburt, mit viel Schmerz und viel Leid, aber wenn er dann vor einem liegt, ist es einfach nur schön. Zum Schluss muss man bloß noch einen Namen finden und aller Welt davon berichten. Deshalb überlegt man es sich auch mehrmals, ob man tatsächlich einen Cache in die Welt setzt.
    Ich selbst habe noch nie einen Cache gelegt, weil ich mir dieser enormen Verantwortung bewusst bin. Außer dem Fotocache in Österreich, der aber keiner Betreuung bedarf. Schließlich bin ich dauernd unterwegs und somit nicht oft genug in der Lage, einen eventuellen Verlust oder eine Zerstörung wieder in Ordnung zu bringen. Dennoch kommt man nicht umhin, sich auch darüber Gedanken zu machen. Daher habe ich beschlossen, eigens für dieses Buch einen Cache zu legen. Natürlich weiß ich, dass ich die Pflege nur nachlässig werde betreiben können, aber ich habe vorgesorgt: Ich werde ihn nämlich zur Adoption freigeben, und zwar mit Besuchsrecht.
    Damit die Menschen in aller Welt Zeugen dieses Prozesses sein können, werde ich Tagebuch führen und darin festhalten, durch welche Höhen und Tiefen mich dieses Projekt führt. Sie werden mich also beim Suchen einer geeigneten Location ebenso begleiten wie beim ersten Begehen, Überlegen und Ausdenken der Stationen, beim Beschaffen der diversen Utensilien, dem Auslegen und dem Erstellen der Cachebeschreibung. Sie werden auch dabei sein, wenn die ersten Einträge mein Logbuch füllen. Mein Herz wird sich erfreuen, ein Lächeln wird mein Gesicht überziehen, Zufriedenheit wird sich über meine Seele legen, wenn ich dann lese: «Boah, war der ätzend, aber na ja, woher soll man es vorher wissen.»
    DER ERSTE TAG
    23.12   Uhr: Ich sitze spätabends bei einem Glas Apfelschorle hier am Küchentisch und überlege mir erst einmal, welcher Cache es überhaupt sein soll. Auf jeden Fall ein   …
    Da passiert es auch schon. Mein Open Office stürzt ab, dabei wollte ich doch bloß eine Zeichenformatierung durchführen. Sollte man professionell arbeiten, ist es besser, man nimmt ein professionelles Bürosoftwarepaket. Aber was soll’s: open source rules!
    Ich fange an zu retten, was zu retten ist, und es beginnt   …
    … DER ZWEITE TAG
    00.14   Uhr: Alles ist dahin, all die mühevoll geschriebenen Zeilen, die liebevoll gesuchten Wörter, die voller Hingabe gewählten Formulierungen. Ich fange also wieder von vorne an:
    Ich sitze spätabends bei einem Glas Apfelschorle hier am Küchentisch und überlege mir erst einmal, welcher Cache es überhaupt sein soll. Auf jeden Fall

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