Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
ein Multicache, sonst habe ich ja gar keinen Spaß beim Ausdenken der Stationen. Eigentlich soll es auch ein Nachtcache sein, denn bei denen schlägt mein kleines Cacherherz immer am höchsten. Ob es klappt, hängt natürlich von den einzelnen Stationen ab. Vielleicht erweist sich eine Idee ja als so was von unglaublich genial, dass ich sie unbedingt verwirklichen muss, auch wenn ich sie dann womöglich nicht für einen Nachtcache verwenden kann.
Also muss erst mal eine Ideensammlung für die Stationen her (ob ich sie benutze, muss ich dann sehen):
Eine Koordinate einfach irgendwo ablesen.
Eine Zahl finden und eine Berechnung durchführen.
Etwas zählen und dann irgendwas machen.
Eine Peilung durchführen.
Einen versteckten Hinweis finden, quasi ein Microcache, allerdings als einzelne Station.
Ein Bild wiedererkennen.
Eine irgendwie übergeordnete Struktur wiedererkennen, etwa die Form des bisher gegangenen Weges. Die Anzahl der Ecken braucht man zum Berechnen der neuen Koordinaten.
Einen oder mehrere Reflektoren verwenden (schließlich soll es ein Nachtcache werden).
Eventuell auch fluoreszierende Farbe verwenden und damit eine Zahl an eine Wand schreiben (erst muss sie beleuchtet werden, danach wird die Lampe ausgeknipst, und erst dann kann man sie sehen. Allerdings verlangt das ein paar Tests vorab).
Jetzt gehe ich schlafen, und morgen mache ich mir Gedanken über einen geeigneten Ort für meinen Cache. Vielleicht hilft mir das, mich für eine bestimmte Idee zu entscheiden.
DER DRITTE TAG
17.25 Uhr: Eigentlich ist immer noch der zweite Tag, aber ich habe zwischendurch geschlafen, deshalb fühlt er sich irgendwie neu an. Mit diesem Trick habe ich es übrigens auch schon mal geschafft, an einem Tag 13 Caches zu heben: drei auf dem Hinweg zur Arbeit, drei Nachtcaches nach der Arbeit (das war zwar nach Mitternacht, aber ohne dazwischen zu schlafen), dann noch weitere sieben, als die Sonne wieder aufging und zu mir sagte: «Oh, du? Immer noch da?»
Also, ich suche jetzt erst mal ein geeignetes Gebiet für den Cache, am besten in der Nähe von Köln, damit ich meiner Verantwortung gerecht werden und ihn auch betreuen kann. Kaum starte ich Google Earth, habe ich auch schon ein schönes Plätzchen gefunden:ein kleines Waldstück nicht weit von Bonn. Sogar ein Parkplatz ist direkt in der Nähe, und die Gegend ist noch «cachefrei». Ideal! Klar muss ich jetzt noch überprüfen, wie der Ort im Detail aussieht. Da ist mir Google Earth keine Hilfe, davon muss ich mich mit eigenen Augen überzeugen.
DER VIERTE TAG
Ein paar Tage später: Ich bin nicht mehr alleine. Gestern habe ich mich mit ein paar Freunden getroffen und ihnen ein bisschen von meinem Vorhaben erzählt. Mein Kumpel Micha war auch dabei, und als ich fertig erzählt hatte, war er sogar als Einziger übrig. Jetzt will er mitmachen. Mit ihm habe ich meinen allerallerallerallerallerersten Cache gehoben. Da ist es mir natürlich eine Ehre, mit ihm auch den ersten Cache zu legen.
Micha ist total begeistert und hat super Ideen. Er hat sogar schon ein paar Sachen vorbereitet, eine Dose liegt bei ihm zu Hause bereit, und er hat Metallschildchen besorgt. Seine und meine Vorstellungen passen sehr gut zusammen, außerdem sind seine Ideen wirklich gut. Ich höre ihm aufmerksam zu, rege ihn mit meiner eigenen Begeisterung an, weitere Vorschläge zu entwickeln und sich wohl zu fühlen, und sage selbstverständlich am Ende: «Tolle Ideen! Echt super! Wäre ich nie drauf gekommen … Und genau das ist auch der Grund, warum wir sie nicht umsetzen.»
DER FÜNFTE TAG
Vier Wochen später: Endlich ist es so weit, am Nachmittag fahren Micha und ich in den Wald. Alles ist perfekt geplant und bestens vorbereitet. Wir freuen uns auf drei gemütliche Stunden im Gelände.
Das Areal habe ich mir ja bereits bei Google Earth angesehen, außerdem haben wir eine topografische Karte dabei, um unterwegs eine Übersicht zur Hand zu haben. Auf dem Weg zum Parkplatz hören wir Enya, das passt irgendwie zu Wald und Laub und Bäumen und Pfaden – allerdings nicht zu den unendlich vielen Fußballfans. Seltsamerweise treffen wir nur Autos mit deutschen Fahnen. 54
Genau genommen sind wir natürlich nicht auf dem Weg zu einem richtigen «Parkplatz», sondern vielmehr zu einer «Parkmöglichkeit», weil bei jedem anständigen Cache eine «Parkmöglichkeit» angegeben wird. Ich selbst halte das zwar für unsinnig, weil man eigentlich überall die «Möglichkeit» hat zu «parken». Die
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