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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Starr vor Angst, blieb ihr nur, auf das Unausweichliche zu warten.
    Jetzt stand die Schlange über ihr, hoch aufgerichtet, todbringende Säule aus Haut und Feuer, zürnende Gottheit, die sie bestrafen würde, für das, was sie dem Tier Frevelhaftes angetan hatte …
    Mit einem Schrei schoss Mina hoch.
    Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie sich zurechtfand, dann wurde ihr Herzschlag langsam wieder ruhiger. Der Mund war ausgetrocknet, die Stirn schweißnass, ja der ganze Körper schien regelrecht in Schweiß gebadet. Sie musste sich im Schlaf versehentlich in die Decke gewickelt haben, die sie nun von sich stieß.
    Sie ließ sich zurück auf das Bett sinken, noch ganz im Bann des lebhaften Traums. Ob ihn Iset mit ihren lächerlichen Zaubersprüchen mitverursacht hatte?
    Mina hatte die Alte in der kurzen Dämmerung dabei ertappt, wie sie im Garten vor sich hin murmelnd seltsame Ingredienzien aus einem Säckchen auf der Erde verstreut hatte. Erst beim Näherkommen konnte sie Bruchstücke verstehen: »Ich beschwöre dich, Tochter der Bastet, mit dem Regen, dem Wind, dem Geheimnis der Lebenden und der Toten, bewahr dieses Haus und seine Menschen vor der Rache …«
    Danach befragt, was sie da tue, hatte Iset zunächst eine Reihe verlegener Ausreden gestammelt, bis sie schließlich mit der Wahrheit herausrückte. Die Wunderfrauen hätten ihr diesen Zauberspruch regelrecht aufgedrängt, beteuerte sie, zusammen mit getrockneten Wacholderbeeren, wie man sie auch beim Einbalsamieren der Mumien verwendete, und einem Stück Drachenwurz, die angeblich wirksamer als alles andere vor Schlangenbissen schützte - im Diesseits wie im Jenseits.
    Mina hatte sich die Frage verkniffen, ob dieser seltsame Handel den breiten silbernen Armreif wirklich wert gewesen sei, den sie ihr erst im letzten Herbst geschenkt hatte. Sie konnte die Alte nicht mehr ändern, das hatte sie inzwischen begriffen. Unbeirrt würde Chais Amme ihren tief sitzenden Aberglauben mit ins Grab nehmen.
    Eine leise Nachtbrise strich durch den Raum. Minas Kopf war inzwischen glücklicherweise wieder kühl und klar. Du hast nur geträumt, sagte sie sich. Nichts und niemand kann dich von der anderen Welt aus verfolgen, auch wenn Iset noch so inbrünstig daran festhält.
    Etwas jedoch hatte sich verändert. Sie horchte in die Dunkelheit, spürte, wie ihr Körper sich anspannte. Sie war nicht länger allein im Zimmer. All ihre Sinne sagten ihr, dass sich jemand bei ihr eingeschlichen hatte, beinahe lautlos, aber doch eben nur beinahe.
    »Bastet?«, rief sie auf gut Glück. »Bist du das?«
    Alles blieb still.
    »Du musst keine Angst haben«, sagte Mina. »Hab dich bereits erwartet, eigentlich sogar schon früher.«
    Sie glaubte, einen Schatten mehr zu ahnen, denn zu sehen, dann folgte ein geschmeidiger Sprung auf das Fußteil des Bettes. Jetzt galt es, keinen Fehler zu machen, sonst hatte sie das scheue Wesen vielleicht für immer verscheucht.
    Das Einzige, was sie langsam auszustrecken wagte, war ihre Hand. Irgendwann spürte sie ein sanftes Kitzeln auf der Haut. Offenbar Barthaare, die sie abtasteten. Mina schämte sich beinahe für das jähe Glücksgefühl, das in ihr aufstieg.
    »Da ist etwas«, flüsterte sie, »das solltest du wissen. Eigentlich war ich früher geradezu verrückt nach Katzen. Es ist nur so, dass ich sehr enttäuscht war, weil die Göttin Bastet …«
    Sie verstummte. Gut, dass niemand sie hören konnte. Man hätte sonst meinen können, sie sei schwachsinnig geworden, mitten in der Nacht vor einem unsichtbaren Wesen Bekenntnisse abzulegen, mit denen es kaum etwas anzufangen wusste. Wenn ihr Besuch wirklich die Katze vom Garten war, dann hatten diese mit Sicherheit ganz andersartige Bedürfnisse zu ihr zurückgetrieben.
    »Bist du hungrig?«, wisperte Mina. »Oder hast du Durst? Ich denke, gegen beides ließe sich etwas machen.«
    Die Katze gab einen Laut von sich, der noch am ehesten einem zarten Gurren glich.
    »Jetzt klingst du beinahe wie ein Täubchen.« Mina musste lachen. »Aber was du mir damit sagen willst, verstehe ich leider nicht.«
    Die kurze Berührung war vorüber. Bastet schien herausgefunden zu haben, was sie wissen wollte. Sie legte sich hart an den Bettrand, ein Stück von der Frau entfernt, aber doch nah genug, um sie genau im Auge zu haben. Ihre Körperwärme schien bis zu Mina zu strahlen, und obwohl diese noch gerade eben die Hitze verflucht hatte, genoss sie sie jetzt.
    Tröstlich fühlte es sich an, geborgen. Lebendig.
    »Ich

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