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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Kätzin ihn kommen, besonders, nachdem er den Rivalen fauchend weggebissen hatte. Mit einer schnellen Bewegung packte er sie schließlich am Nacken und bestieg sie.
    Mina wandte den Blick ab. Sie machen es besser als wir Menschen, dachte sie, während sie nachdenklich weiterging. Eindeutiger. Ehrlicher. Kennen keine Regeln, keine Scham, keine Lügen. Was sie wollen, ist direkt, offen und unverstellt.
    Sie öffnete die Haustür, als dumpfes Gemurmel sie auf der Schwelle aufhorchen ließ.
    »Iset?«, rief sie. »Iset - bist du das?«
    Die Alte hatte ihr Gewand bis zur Hüfte abgestreift und die welken Brüste entblößt. Sie hielt ein Gefäß in der Hand, aus dem Schwaden von hellem Rauch quollen.
    »Sei gegrüßt, Re-Harachte, Vater der Götter! Seid alle gegrüßt, ihr Götter aus Himmel und Erde! Kommt herbei, auf dass meine Mina …«
    »Was machst du da?«, fragte Mina.
    »Gut, dass du endlich da bist!« Trotz der späten Stunde hatte der Blick der Alten nichts von seiner Schärfe verloren. Sie war schweißnass, als hätte sie gerade einen langen, anstrengenden Tanz absolviert. »Hattest du einen schönen Abend?«
    »Antworte!«, beharrte Mina. »Was machst du da?«
    »Nun, ich dachte, ich könnte vielleicht etwas nachhelfen.« Iset begann zu kichern wie ein junges Mädchen.
    »Wobei nachhelfen?«
    Die alte Amme ließ das Räuchergefäß sinken und zog die Brauen hoch.
    »Ich kenne niemanden, der sich in Liebesdingen unbeholfener anstellt als du«, sagte sie. »Da dachte ich, ein kleiner Zauber wäre vielleicht durchaus angebracht …«
    »Lass mich mit deinen seltsamen Vorlieben bitte in Ruhe, verstanden?« Die Szene mit den beiden Katzen hatte Minas Laune nicht gerade verbessert. »Hast du Bastet irgendwo gesehen?«
    »Wenn du damit dieses verwöhnte magere Fellbündel meinst, das am liebsten meine saftigsten Entenschenkel frisst«, sagte Iset naserümpfend, »dann begib dich am besten unverzüglich in den Küchenhof.«
    »In den Küchenhof - weshalb? Was hast du dort mit ihr angestellt?«
    »Sie gefüttert«, schnappte Iset zurück und schaffte es mühelos, alle Gekränktheit der Welt in diese beiden Worte zu legen. »So lange, bis sie schließlich auf der Stelle eingeschlafen ist, so vollgefressen hatte sie sich.«
    Aber Bastet war nirgendwo, weder im Küchenhof noch im Schlafzimmer, und wohl auch nicht im Garten. Jedenfalls war nichts von ihr zu hören, kein Gurren, kein Maunzen, nicht einmal das allerkleinste Miau.
    Kommt und frisst und geht, dachte Mina. Ganz, wie es ihr passt. Enttäuscht wollte sie sich schon zum Schlafen zurückziehen, als ihr auffiel, dass die Türe zu Chais einstigem Zimmer nur angelehnt war. Ihr Öllicht zeigte ihr eine anrührende Szene: Ein paar der Papyrusrollen lagen auf dem Boden. Auf der dicksten von ihnen ruhte Bastets Kopf. Sie blinzelte schläfrig, als sie Mina erblickte, und gähnte herzhaft.
    »Da bist du ja, meine Kleine!« Mina kniete sich neben sie. Die schwarze Schwanzspitze begann zu zucken. Bastet war freundlich gestimmt, aber dennoch wachsam, das war nicht zu übersehen. »Du glaubst ja nicht, was ich heute alles erlebt habe!«
    Wieder ein Gähnen, das alle spitzen Zähne entblößte. Mina zögerte, dann hob sie vorsichtig die Hand und ließ sie noch um vieles behutsamer sinken. Bastets Fell war dicht und seidig. Sie musste sich erst vor Kurzem ausgiebig geputzt haben, denn sie roch wie frisches Brot.
    Mina ließ ihre Finger langsam über den schlanken Leib gleiten und vergaß auch weder die Stelle auf der Stirn, wo die schwarzen Linien sich trafen, noch die zarten Öhrchen, die mit kurzen, hellen Haaren besetzt waren. Dann kraulte sie die Katze unter dem Hals, genau an dem falben Fleck, der noch flauschiger und weicher war als alles andere.
    Bastet schien zu genießen, was Mina tat. Die soeben noch so aufgeregte Schwanzspitze war jetzt ganz ruhig, die Augen blieben halb geschlossen. Und dann, nach einer kleinen Ewigkeit, setzte endlich das wunderbarste aller Geräusche ein, der Ton, nach dem Mina sich bisher vergeblich gesehnt hatte.
    Bastet schnurrte.

fuenf
    Die folgenden Tage waren die reinste Quälerei, die Nächte nicht minder. Es war, als beherrsche auf einmal eine unbarmherzige Hand die Zeit, halte sie fest und gestatte ihr nur, sich quälend langsam voranzubewegen. Sogar die Sonnenbarke schien am Himmel stillzustehen, so oft schaute Mina hinauf, um herauszufinden, wann die Schatten endlich länger werden würden, um das Ende des Tages zu verkünden. In

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