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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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schon?«
    »Seit zwei, drei Tagen.«
    »Seit zwei, drei Tagen? Dann wird es allerhöchste Zeit!« Sie versetzte ihm einen weiteren, diesmal kräftigeren Stoß. »Steh auf. Du kommst mit mir!«
    »Weshalb sollte ich?« Er blinzelte zu ihr hinauf. »Ich kenn dich ja nicht einmal. Wer bist du überhaupt?«
    »Iset - und was ich dir jetzt verpassen werde, ist ein ordentlicher, sauberer Umschlag mit Weihrauch und Honig, von dem du drei Tage lang gefälligst deine dreckigen Finger lassen wirst, kapiert? Sonst bist du nämlich tot, bevor du dich noch umschaust.«
    »Hier? Jetzt gleich?« Sein matter Blick flog über den staubigen Platz.
    »Natürlich nicht hier, du Dummkopf.« Jetzt erhielt Huy einen sanften, mahnenden Fußtritt. »In unserem sauberen, schönen Haus. Steh endlich auf - und dann folge mir!«

    Sie waren schwerer geworden, alle beide, das spürte Mina, als Satra von links auf ihren Schoß kletterte und Tia von rechts. Und dennoch war es ein wundervolles Gewicht für Mina, warm und quicklebendig.
    »Hast du uns nichts mitgebracht?«, fragte Satra.
    »Eine neue Katze vielleicht? Unsere Mau ist immer noch verschwunden«, kam es von Tia. »Manchmal denke ich, sie kommt nicht mehr zu uns.«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Mina, wie Scheri sich rasch abwandte und übertrieben eifrig in ihrem Topf zu rühren begann.
    »Mau wird schon wieder nach Hause kommen.« Mina bemühte sich, Zuversicht in ihre Stimme zu legen.
    »Miu, der Kater der Nachbarin, war auch ein paar Tage weg«, zwitscherte Satra. »Jetzt ist er wieder da. Aber er ist krank und will gar nichts mehr fressen!«
    »Ist das wahr?«, fragte Mina.
    Scheri zuckte die Achseln.
    »Der Kleine ist nur noch ein Häuflein Elend«, sagte sie. »Wo immer er gesteckt haben mag, dort war es gar nicht gut.«
    »Du meinst, deine … Käfige?«
    »Lass uns von etwas anderem reden!«, sagte Scheri.
    »Ich hab mich deswegen schon mit Bata gestritten. Hab keine Lust, mich auch noch mit dir zu überwerfen.«
    »Und wenn du recht hättest?«, sagte Mina. Die Zwillinge hatten ihren Schoß verlassen und waren nach draußen gerannt.
    »Weshalb sagst du das?« Scheris Blick war wachsam geworden.
    »Ich weiß von jemandem, der in den großen Kornspeichern gearbeitet hat. Ihm war aufgefallen, dass die Katzen dort weniger werden. Von Tag zu Tag. Eine Beobachtung, die ihm allerdings nicht gut bekommen ist.«
    »›Hat?‹ ›War aufgefallen?‹ Was ist passiert, Mina?«
    »Er ist tot«, sagte Mina. »Im Korn ertrunken, so hat der Polizist es genannt. Ein junger Bursche, fast noch ein Kind. Langsam bekomme ich Angst, Scheri. Was geschieht hier in Per-Bastet - mit den Katzen? Und mit uns?«
    »Was immer es ist, es ist nichts Gutes, das kann ich dir sagen!« Scheri wandte sich wieder den Töpfen zu. »Könntest du dich nicht ein paar Augenblicke um die Kleinen kümmern? Ich muss unbedingt Batas Suppe fertig bekommen, sonst haben wir gleich den nächsten Streit.«
    Mina fand die Zwillinge auf der Straße, wo sie mit kleinen Stöcken aufeinander losgingen.
    »Hört sofort auf!«, rief sie. »Wisst ihr denn nicht, dass man mit diesen Dingern viel bessere Sachen anstellen kann, als sich die Augen ausstechen? Man kann nämlich mit ihnen schreiben.«
    »Du kannst schreiben?« Die beiden waren sofort an ihrer Seite.
    »Ja, und ihr werdet es jetzt auch lernen. Womit fangen wir an?«
    »Haus!«, schrie Tia, die natürlich auch ebenso gut Satra hätte sein können.
    »Gute Idee - denn das ist ganz einfach. Leihst du mir mal kurz deinen Stock?« Mina zeichnete ein nach unten offenes Rechteck in den Staub.
    Mit Feuereifer machte es ihr zunächst die eine, dann die andere nach.
    »Und was schreiben wir jetzt?«
    »Herz!«, riefen beide im Chor. »Das sagt Mama nämlich immer zu uns.«
    »Auch nicht schwer.« Mina bemühte sich, die Konturen möglichst einfach zu gestalten. Die Resultate der Zwillinge waren ein wenig ungelenk, aber mit gutem Willen durchaus brauchbar.
    »Und nun?«
    »Katze?«, flüsterte das eine Mädchen und sah auf einmal klein und traurig aus.
    »Ja, Katze!«, rief das andere.
    »Das ist schon ein längeres Wort.« Mina war nicht entgangen, dass Scheri aus der Türe gekommen war und ihnen neugierig zuschaute. »Aber durchaus zu schaffen. Seht her!«
    Sie zeichnete einen Kreis, durch den zwei Striche gingen und auf dem ein Tropfen saß.
    »Das bedeutet gefülltes Gefäß .«
    »Der Napf unserer Mau!«, rief eines der Mädchen. »Den hat sie immer leer getrunken.«
    »Danach

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