Auge um Auge
alten Flugplätzen der Royal Air Force starten. Die Sache muss sehr schnell gehen. Kümmere dich darum.«
»Wie du willst, Bruder.«
7
Kelly hatte tatsächlich einen Trumpf im Ärmel. Er wusste von einer Firma in Surrey namens Grover’s Air Taxis, deren Eigentümer ein verschlagen aussehender Mann mittleren Alters in einer braunen Fliegerjacke und einem Overall war. Grover begrüßte sie vor einer aus dem Zweiten Weltkrieg stammenden Wellblechhütte, hinter der zwei Hangars aufragten.
»Also, Mick«, sagte Kelly, »nennen wir diese Dame einfach Miss Smith und geben uns damit zufrieden. Wie ich dir schon gesagt habe, wollen wir nach Drumcree. Dort brauchen wir höchstens ein paar Stunden, dann geht es wieder zurück.«
»In Ordnung. Ich kann die alte Titan nehmen. Die hat zwei Motoren und eine Tür mit Treppe.«
»Keine Probleme beim Anflug?«
»Nein. In ein paar Meilen Entfernung von der Küste gehe ich auf weniger als sechshundert Fuß runter. In der Nähe von Drumcree ist eine alte Landepiste der RAF. Ich rufe meinen Kontaktmann dort an. Der soll uns einen Wagen hinstellen.«
»Wunderbar. Also, dann los.«
»Moment. Was ist mit meinem Geld?«
Kate öffnete ihre Aktentasche, nahm einen braunen Papierumschlag heraus und gab ihn Grover.
»Können wir jetzt starten?«
Grover zögerte. Offenbar war er versucht, in den Umschlag zu schauen, entschied sich dann aber eines Besseren.
»In Ordnung.« Er drehte sich um und ging voraus zum letzten Hangar. Als er das Tor aufschob, wurde die Titan sichtbar.
»Wie lange wird es dauern?«, fragte Kelly.
»Etwa eineinhalb Stunden, je nach den Windverhältnissen.«
»Gut. Auf geht’s.« Kelly führte Kate über die integrierte Treppe in die Kabine.
Als sie sich über der Irischen See befanden, rief Kate von ihrem abhörsicheren Handy aus Bell an. Sie erreichte ihn in der Küche seines geliebten Bauernhauses.
»Hier spricht Kate Rashid. In einer Stunde bin ich bei Ihnen.«
»Wie bitte?«
»Ich möchte mit Ihnen über einen Urlaub in einem wesentlich wärmeren Klima sprechen.«
»Worum geht es?«
»Um eine Menge Geld. Und um das Alternativziel.«
»Na, das gefällt mir, Süße.«
»Kelly ist bei mir«, sagte sie. »Wir treffen uns im Royal George.«
Ohne sich die Mühe gemacht zu haben, Ferguson zu informieren, war Dillon Kate Rashid gefolgt, seit sie London verlassen hatte. In schwarzer Ledermontur hatte er auf seiner Suzuki in einem kleinen Wäldchen gewartet und Kelly, Kate und Grover durch ein Fernglas beobachtet. Als sie in die Titan stiegen und abflogen, fuhr Dillon zu dem eine Meile entfernten Dorf, wo er das Gasthaus aufsuchte. Drinnen brannte das Feuer im offenen Kamin, ohne dass auch nur ein einziger Gast zu sehen war. Eine Frau mittleren Alters kam aus der Küche.
»Mein Gott, hier herrscht ja die reinste Grabesstimmung«, sagte Dillon gut gelaunt.
»Es ist noch früh«, erwiderte die Frau. »Was haben Sie erwartet?«
»Einen Bushmills und einen Tipp, wie ich nach Hoxby komme.« Das Lügen bereitete ihm keine Mühe. Er steckte sich eine Zigarette an. »Ich habe mich gewundert, als da draußen vorhin ein Flugzeug gestartet ist.«
»Ach, das war Mick Grover. Der sitzt nicht weit von hier auf einem alten Flugplatz aus dem Weltkrieg. Besprüht die Felder mit Schädlingsbekämpfungszeug und fliegt auch mal jemanden irgendwohin. Keine Ahnung, womit er eigentlich sein Geld verdient.«
»Das könnte ich über mich auch sagen.« Dillon grinste. »Gibt’s hier was zu essen?«
»Gibt es.«
»Ich fahre erst mal nach Hoxby, um was zu erledigen. Auf dem Rückweg schaue ich wahrscheinlich wieder rein.«
Grover blieb beim Flugzeug, während Kelly mit Kate zum Royal George fuhr. Zu dieser Vormittagsstunde war es dort noch ganz ruhig, nur Patrick Murphy, der Barmann, saß an der Theke und las den Belfaster Telegraph. Kelly trat als Erster ein.
»Aidan Bell erwartet uns.«
»Der ist im Nebenzimmer.«
Kate ging voraus und öffnete die Tür, Kelly folgte ihr. Aidan Bell saß am Kamin, rauchte eine Zigarette und trank Tee. Er hob den Kopf.
»Lady Kate. Das klang ja wirklich interessant. Was soll ich tun?«
»Was Sie am besten können. Zwölf arabische Scheichs, der Ältestenrat von Hazar, machen allerhand Probleme.«
»Na, das können wir aber nicht zulassen. Allerdings hatte ich immer gedacht, dass diese Leute Ihrem Bruder aus der Hand fressen … diese wilden
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