Auge um Auge
haben sich, als Kellner verkleidet, an Bord geschlichen. Ein Komplize hatte dort zwei Revolver für sie hinterlegt.«
»Und?«
»Tja, nachdem es mir gelungen war, die Sache aufzudecken, bin ich im letzten Moment mit Charles und Hannah ebenfalls an Bord gegangen. Ahern habe ich erledigt, aber Norah hat mit einem Springmesser auf mich eingestochen. Dann hat Hannah sie abgeknallt.« Dillon steckte sich eine Zigarette an. »Es war eine üble Geschichte. Eine Zeit lang hat es so ausgesehen, als wäre ich erledigt, aber mit Hilfe von Freunden hab ich’s geschafft.«
»Das ist ja eine Wahnsinnsgeschichte.«
Hinter ihnen ging eine Tür auf und eine Kellnerin kam heraus. »Kaffee, Gentlemen, oder etwas Alkoholisches?«
»Für mich Kaffee«, sagte Blake.
Dillon grinste. »Ich nehme Tee und einen irischen oder schottischen Whiskey, wenn Sie darauf bestehen.«
Sie blieben unter der Markise. Schließlich kam die junge Frau mit einem Tablett zurück.
»Sie sind bestimmt ziemlich aufgeregt wegen der hohen Tiere, die hier erwartet werden«, sagte Dillon zu ihr.
»Und wie«, antwortete sie. »Übrigens haben Sie Glück. Heute ist der letzte Tag, bevor unsere Firma die Prince Regent aus dem Verkehr zieht, um sie für den großen Abend aufzupolieren.«
»Sind Sie dann im Dienst?«, fragte Dillon.
»Leider nicht«, erwiderte die Kellnerin sichtlich missgelaunt. »Ob Sie’s glauben oder nicht, die haben für das Schiff eine Crew von der Royal Navy bestellt. Fürs Catering ist auch eine andere Firma zuständig. Wir dürfen nicht mal in die Nähe.«
»Das ist aber ‘ne echte Schande«, meinte Blake.
»Ja, aber so läuft es eben. Entschuldigen Sie mich, Gentlemen.«
Blake trank seinen Kaffee, und Dillon goss sich den Whiskey in den Tee, während der Regen stärker wurde.
»Na, was meinst du?«, fragte der Amerikaner.
Dillon seufzte. »Da ist irgendwas … ich weiß nicht recht, wie ich’s sagen soll. Es ist einfach – weißt du, ich habe eine Menge solcher Aufträge hinter mir. Und ich habe immer darauf geachtet, dass meine linke Hand nicht wusste, was meine rechte tat. Bei so was versucht man, die Leute dazu zu bringen, in eine bestimmte Richtung zu schauen, damit sie nicht mitbekommen, was in der anderen Richtung vor sich geht. Und das hier – das ist einfach total offensichtlich.«
»Schon klar, aber trotzdem können wir es uns einfach nicht leisten, ein Risiko einzugehen, Dillon. Wir müssen ein starkes Aufgebot an Sicherheitsleuten hier haben und alle unsere Anstrengungen auf dieses Boot konzentrieren.«
Dillon drehte sich lächelnd um. Es sah fast so aus, als hätte sich seine Persönlichkeit plötzlich verändert.
»Mensch, Junge, du hast Recht. Alle unsere Anstrengungen. Es ist so offensichtlich, dass es zu off ensichtlich ist. Habe ich’s dir nicht gesagt?«
Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Ferguson. »Ich bin mit Blake gerade auf der Prince Regent. «
»Also glauben Sie, die werden dort zuschlagen?«
»Nein. Nie und nimmer. Haben Sie das Besuchsprogramm vorliegen?«
»Ja.«
»Wo wohnt der Ministerpräsident?«
»Im Dorchester, und zwar in der Suite im obersten Stock.«
»Großartig«, sagte Dillon. »Ich melde mich wieder.« Er schaute Blake an. »Er wohnt im obersten Stock des Dorchester. Ich kenne diese Suite. Von der Terrasse hat man einen fantastischen Blick über die Dächer von London. Wenn man da draußen steht, kann man alle Welt sehen – und von aller Welt gesehen werden.«
»Und du glaubst, das ist es?«
»Natürlich könnte ich auch total auf dem Holzweg sein, aber wenn es mir darauf ankäme, dass meine linke Hand nicht weiß, was die rechte tut – dann würde ich dort zuschlagen.«
In der South Audley Street saßen Paul, Kate und Michael mit Bell im Salon um den Tisch. Es war der Augenblick, in dem Aidan Bell die Karten auf den Tisch legte.
»Ferguson sitzt bestimmt wie auf glühenden Kohlen. Er erwartet einen Anschlag, und inzwischen redet er sich ein, dass der während der Bootsfahrt stattfinden wird. Aber das wird er nicht.«
»Wie? Was haben Sie denn dann für einen Plan?«, fragte Kate.
»Der Ministerpräsident wohnt im obersten Stock des Dorchester. Darunter sind ein paar wunderhübsche Flachdächer, von denen man eine perfekte Schusslinie hat. Da klettere ich hoch und erledige ihn selbst.«
Es herrschte Schweigen, dann sagte Michael: »Ich komme mit.«
»Das ist nicht
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