Auge um Auge
nötig.«
»Bell, diesmal will ich ganz sichergehen. Schließlich hat man mich auch als Scharfschützen ausgebildet. Ich komme mit.«
»Und ich auch«, sagte Paul Rashid.
»Um Gottes willen, Paul, was denkst du dir bloß?«, protestierte Kate. »Drei Leute? Das ist viel zu gefährlich.«
»Das ist mir egal. Es ist unsere letzte Chance, Kate. Wenn wir diesmal versagen, kommt es ohnehin nicht mehr darauf an, ob man uns erwischt oder nicht.« Er drehte sich um und lächelte, und zum ersten Mal hatte sie den Eindruck, es wäre das Lächeln eines Wahnsinnigen. »Wir tun es für George, Kate, und für unsere Mutter. Es gibt kein Zurück.«
Dillon, Blake und Ferguson fuhren zum Dorchester und wurden zur Suite geführt. Der Blick von der Terrasse war wie angekündigt außerordentlich – und außerordentlich gefährlich.
»Dillon hat Recht«, sagte Ferguson. »Der Ministerpräsident darf hier nicht untergebracht werden.«
»Was werden Sie veranlassen?«, erkundigte sich Blake.
»Nicht nötig, ein großes Theater zu machen. Ich werde dem Büro des Premierministers einfach mitteilen, dass mir die allgemeinen Sicherheitsvorkehrungen nicht behagen.«
»Was bedeutet, dass Sie keine Einzelheiten über den Plan des Anschlags auftischen müssen«, sagte Blake.
»Genau. Wir bleiben ganz diskret. Aber den Premierminister muss ich doch noch mal besuchen.«
In der Downing Street blieb Dillon im Daimler sitzen, während Ferguson und Blake zum Arbeitszimmer des Premierministers geführt wurden. Der saß mit einem kleinen, weißhaarigen Mann Anfang fünfzig zusammen, dem man den Akademiker ansah, der er früher gewesen war. Es war Simon Carter, der stellvertretende Direktor der Geheimdienste, der Dillon nicht sehr wohlwollend gegenüberstand.
»Also, was hat sich in Hazar abgespielt?«, erkundigte sich der Premierminister.
»Nun, zum einen ist der Ältestenrat unversehrt geblieben, und zwar dank Dillon.«
»Doch nicht wieder dieser kleine irische Schweinehund«, sagte Carter.
»Carter, wir sind zwar nicht gerade Freunde, aber Ihre Leistungen habe ich bisher auch nie in Frage gestellt. Wenn Sie gestatten, Premierminister, würde ich gern berichten, was Dillon zustande gebracht hat.«
»Aber natürlich.«
»Außerordentlich«, sagte der Premierminister anschließend, und selbst Carter musste zustimmen.
»Erzählen Sie ihm auch von der Sache auf Nantucket«, sagte der Premierminister.
Als Ferguson geendet hatte, sagte Carter: »Das ist einfach unglaublich … die ganze verfluchte Angelegenheit.« Er sah so erschüttert aus, wie Ferguson ihn noch nie gesehen hatte. »Tja, dann ist es klar, dass wir alle Unternehmungen mit dem Ministerpräsidenten streichen müssen. Wir sagen einfach alles ab.«
»Moment«, sagte Ferguson. »Wir haben eine bessere Idee.«
»Und die wäre?«, fragte der Premierminister.
»Natürlich muss man den russischen Sicherheitskräften
mitteilen, dass es Probleme geben könnte. Wenn Mr. Carter einverstanden ist, würde ich es gern folgendermaßen handhaben: Die Unterbringung im Dorchester sollte beibehalten werden, schon wegen der Medien.«
»Und weiter?«
»Die Cocktailparty auf der Prince Regent wird abgesagt, aber erst im letzten Augenblick. Dazu reicht jeder beliebige Vorwand aus. Verlegen Sie das Dinner einfach irgendwo anders hin, zum Beispiel in den Reform Club. Dort wird man Sie bestimmt mit offenen Armen willkommen heißen, Sir.«
Der Premierminister lächelte. »Das glaube ich auch.«
»Und dann?«, fragte Carter.
»Dann wird der Ministerpräsident nicht ins Dorchester zurückgebracht, sondern in die russische Botschaft befördert.«
»Aber was ist der Zweck des Ganzen?«, fragte der Premierminister.
»In der Suite im Dorchester warte ich mit ein paar handverlesenen Leuten.«
»Mit Dillon?«
»Ja, Sir, und mit einigen seiner Freunde. Die haben uns in Hazar einen großen Dienst erwiesen. Auf die Neujahrsliste der Ordensanwärter würde man sie allerdings trotzdem nicht setzen.«
»Und dort warten Sie ab, ob Rashid oder dieser Bell auftaucht?«
»Ja, Sir, aber das ist noch nicht alles. Ich glaube, Mr. Carter weiß schon, worauf ich hinauswill.«
Carter lächelte. »Ja.« Er sah den Premierminister an. »Bislang existieren keine gerichtlich verwertbaren Beweise gegen Rashid. Aber wenn er oder einer seiner Leute auftaucht, und wir ihn lebend bekommen, ist er nicht mehr unantastbar. Inzwischen muss er
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