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Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand

Titel: Auge um Auge - Ein Verehrer schuettete mir Saeure ins Gesicht Jetzt liegt sein Schicksal in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ameneh Bahrami
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jenem Donnerstag im April zum Lunapark aufbrachen. Amir erwartete uns schon.
    »Hast du ein Glück! Der sieht ja super aus!«, flüsterte Mardschan mir sofort zu, als sie ihn sah. Ich brachte kein Wort heraus, hatte Herzklopfen, folgte Amir zu der Bank unter der kleinen Baumgruppe in der Nähe, während Schirin und Mardschan spazieren gingen, damit wir alleine sein konnten.
    »Hast du nichts anderes als dieses helle Kopftuch?«, war Amirs erste Frage. Auch er schien sehr angespannt und nervös zu sein. Unser Treffen war gefährlich genug, da musste ich nicht auch noch durch ein helles Kopftuch auffallen. Ich tat ihm den Gefallen und zog die Maghnae über. Und da saßen wir nun, auf einer Bank in Hamadans Lunapark, unter dunklen Tannen, rote Rosensträucher im Blick, die ganz gewiss dieselbe Farbe hatten wie meine vor Scham flammenden Wangen.
    »Keine Angst«, beeilte sich Amir, mich zu beruhigen, während er ein Stück näher rückte, damit er leiser sprechen konnte. Ich saß an den äußersten Rand der Parkbank gedrängt und brachte vor Anspannung nicht eine Silbe über die Lippen.
    »Du bist mir vor langer Zeit schon aufgefallen«, sagte Amir und hielt inne.
    »Erinnerst du dich an die Skateboarder am Spielplatz?«
    Ich nickte nur, unfähig, ein Wort zu sagen.
    Amir sprach weiter: »Ich dachte damals, ihr seid nur zu Besuch in Hamadan, denn euer Akzent verriet ja, dass ihr aus Teheran wart. Was habe ich mich gefreut, als ich erfuhr, dass ihr in Hamadan lebt!«
    Ja, ich erinnerte mich an ein paar Jungs mit Skateboards, die den Spielplatz meist umlagerten, wenn wir Mädchen dort spielten. Amir war mir nie besonders aufgefallen, obwohl er so gut aussah. Zumindest maß ich den jungen Männern damals keinerlei Bedeutung bei. Und heute saß ich hier mit Amir im Park und sollte ihm sagen, ob – nein, dass – ich seine Freundin werden wollte.
    »Meine Güte, Amir, wo denkst du hin? Wir sind doch noch viel zu jung. Was ist mit Schule, Studium und Beruf?«
    Er lächelte, seine eigene Entscheidung schien schon felsenfest zu stehen: »Lass dir Zeit mit der Antwort, ich will dich nicht drängen«, sagte er. Sanft, zugleich unbeirrbar, setzte er nach: »Nein sagen darfst du aber nicht.«
    Er sah mich dabei so eindringlich an, dass es mich plötzlich durchzuckte: Amir überträgt seine Gefühle auf mich! Sein ruhiger, flehender Blick weckte Empfindungen, weckte Energien in mir, die mir vollkommen neu waren. Ich zitterte und hätte nicht sagen können, ob es am kühlen Frühlingsnachmittag lag oder an Amirs Verlangen. Jetzt schon einen Freund haben, ihn geheim halten, Ärger riskieren, in der Schule, zu Hause?
    Tausend Fragen wirbelten mir durch den Kopf, als Schirin und Mardschan uns in die Wirklichkeit zurückholten: »Ihr sitzt jetzt schon fast eine Stunde hier! Was soll denn das noch werden?«, lachten sie und drängten zum Aufbruch.
    »Eine Stunde ist doch erst der Anfang!«, gab Amir zurück, sah auf seine Uhr und meinte: »Von Ameneh kriege ich nie genug, das weiß ich jetzt schon.«
    Und auch für mich führte von nun an kein Weg mehr an Amir vorbei. Er wartete fast täglich an der Bushaltestelle, um mich aus der Ferne zu grüßen. Manchmal fuhr er sogar ein paar Stationen mit, um mir für kurze Zeit näher zu sein. Auch wenn Frauen und Männer den Bus getrennt nutzten, war für verstohlene Blicke während der Fahrt oft genug Gelegenheit. So machte nicht nur der Schulweg Spaß. Auch das Lernen fiel mir zunehmend leichter. Meine Noten waren ganz gut, und ich freundete mich mit dem Gedanken an, eine gemeinsame Zukunft mit Amir zu haben.
    Es schien sich inzwischen sogar herumgesprochen zu haben: Ameneh hat einen Freund, der nicht nur in Ordnung ist, sondern auch gut aussieht. »Zeig ihn uns doch mal!«, schlugen meine neugierigen Klassenkameradinnen eines Tages vor und staunten nicht schlecht, als sie sahen, wer mich eines Morgens, in gebührendem Abstand zwar, aber doch unverkennbar stolz, bis fast ans Schultor begleitete.
    Lange dauerte es nicht, bis Amirs Vater ihm den Kontakt mit mir verbot. »Die Schule leidet!«, lautete seine Begründung. Wir fanden dennoch Wege, einander zu sehen, wenn auch weniger häufig als früher. Amir arbeitete nach der Schule im Laden seines Schwagers, und ich kaufte ständig irgendwelche Kleinigkeiten bei ihm ein. Ich setzte mich zum Lernen gemeinsam mit einer Nachbarin in den Park vor Amirs Haus – er saß an seinem Fenster und beobachtete uns. An Aschura, einer Folge von

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