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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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ihm in die Augen. »Das ist alles?«
    »Sie müssen verstehen, es ist nicht einfach für meine Mandantin. Wem kann man trauen, wenn nicht einmal Politiker mehr ihren Reden verpflichtet sind?«
    »Ich muss mit ihr sprechen. Sie ist eine wichtige Zeugin!« Dr. Luger deutete auf den Brief. »Frau Karataeva hat alles niedergeschrieben. Ich habe ihr Deutsch leicht verbessert.«
    Beetz riss mit ihren zitternden Fingern am Umschlag. Zwei Schnipsel fielen zu Boden. Der Wind wehte sie über den Platz. Als sie aufblickte, war der Anwalt verschwunden.
    Geehrte Kommissar,
    mein name Serafina Karataeva. Ich kommen aus Ukraine in hoffnung in Deutschland leben zu finden. Das nicht einfach. Behörden mir nicht genehmigen aufenthalt. Ich um hilfe gebeten. Nicht bekommen. Menner mich mit versprechen auf geld, glick und ehe hierher geholt, aber ich nicht arbeiten in Restaurant, ich putzen und kaum bezahlt. Manche Menner wollten auch Liebe. Da ich gegangen, als keine andere meglichkeit, arbeiten beenden. Ich Hilfe mir geben leite von ferein, der hilft Leuten wie mich. Aber amt gesagt, ich nicht flichtling, ich nicht asil, ich nicht geduldet, illegal, weg.
    Da ich bekommen Angst. Ich mechte Deutschland bleiben. Ich tun alles. Ich ohne ausweis gewohnt bei fremden und suchen arbeiten, ich finden in restaurant, kiche. Aber angst groß. Menner kennen menschen aus Ukraine in Leipzig. Und mir freind gesagt ich suchen soll Time is Money spezialisiert auf leite wie mich. Ich gegangen und arbeiten gefunden in Krankenhaus Neurophysiologisches Zentrum. Sie mir anderen Namen gegeben und ausweis. Ich geld dann bekommen von Time is Money. Ich glicklich.
    Leider gefunden ich toten mann mit strick um hals. Mann gestorben sowieso, schwer krank. Aber ich finden in nacht mit schlinge. Ich denken, man mich suchen als merder. Ich schlinge draht weggenommen und geschmissen in mill auf weg nach hause. Ich weiß, ich nicht hätte tun dirfen. Aber getan.
    Ich weiß, sie mich suchen, aber ich angst vor abschibung nach Ukraine. So ich lieber bleiben weg, wenn sie kommen. Ich weiß sie viele fragen werden haben, mich stellen iber Doktor Luger, ich beantworten werde. Alles. Aber ich nicht sein merder! Ich ohne schuld. Ich nur gearbeitet ohne Ausweis. Bitte Verzeihung. Ich tun nie wieder.
    Auf Wiedersehen
    Serafina Karataeva
    Beetz atmete durch. Sie strich den Brief glatt. Auch wenn sie den Inhalt so oder so ähnlich vermutet hatte, war sie doch erschüttert. Vom Schicksal der Karataeva und vom Misstrauen ihr gegenüber. Sie hätte die Ukrainerin nicht ausgeliefert. Sie hätte sich mit ihr gern unterhalten. Zu viele Fragen waren immer noch offen. Sie würde Dr. Luger anrufen müssen.
    Als Beetz aufstand und zur nahen Einfahrt des Parkhauses blickte, schien ihr, als säße Dr. Luger am Steuer eines VWs. Er verschwand fast hinter dem Lenkrad. Neben ihm saß eine Frau. Die Haare hatte sie hochgesteckt, Ohrringe, die die Schultern berührten. Die Insassen waren im Gespräch und achteten nicht auf den Verkehr. Das war ihre Chance. Beetz rannte die wenigen Meter und hechtete an die Beifahrertür, riss sie auf und blickte in das Gesicht der Frau. Lidschatten. Teures Parfüm. Ein schreiender Mund.
    »Hilfe! Polizei! Überfall!«
    Der Fahrer sprang aus dem Auto. Beetz sah ihn nicht. Er nahm sie in den Würgegriff. Sie röchelte und konnte sich nicht befreien. Menschen blieben stehen und begafften die Situation.
    »Bitte, ich wollte Ihnen nichts tun. Ich möchte nur mit Frau Karataeva persönlich sprechen. Vertrauen Sie mir, bitte, Herr Doktor Luger!«
    Der Griff lockerte sich, und sie drehte sich, um in das Gesicht des Anwalts zu sehen. Gegeltes Haar. Jeans und Hawaii-Hemd. Kein Schlips und kein Ring am Finger. Beetz hatte den falschen Wagen gestoppt.
    »Sind denn in dieser Stadt alle bekloppt?«

33
    »Hier ist er gestorben.«
    »Ich weiß.«
    »Sie wissen mehr.«
    Kohlund stand mit der Witwe Frank Stuchliks in einem Krankenzimmer. Er konnte nicht sagen, ob es dasselbe war, in dem Stuchlik gestorben war. Aber das war nicht von Belang. Die Witwe stand vor einem Bett, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Hände zitterten, sie drückte sich ihren Kleinen eng an die Brust. Vor dem Fenster zogen Wolken vorbei. Es würde regnen. Auf dem Gang huschten Schwestern. Manchmal zeigte ein neugieriger Patient sein Gesicht in der Tür.
    Bettine Stuchlik wandte sich Kohlund zu. »Stellen Sie Ihre Fragen.«
    Augen weit offen, blickte sie starr. Der Kleine schlief auf ihrer

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