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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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auch.«
    Beetz blickte auf ihre Uhr. Noch nicht zehn. Die Demand musste noch kommen.
    »Seit einer Stunde warte ich auf sie.«
    »Aber die Nachtschicht hat doch noch gar nicht begonnen!«
    »Wir wechseln um neun, und die Frühschicht löst uns um fünf Uhr am Morgen ab. Gewöhnt man sich dran.«
    »Anita Demand hätte um neun hier sein sollen?«
    »Ja. Sie hat diese Woche die Nachtschicht.« Schwester Solveig hielt kurz inne. »Sie hat alle vierzehn Tage die Nachtschicht. Aber heute ist sie einfach nicht erschienen.«
    Beetz hatte die schlimmsten Befürchtungen. Was, wenn Anita Demand die Mörderin Stuchliks war, und Beetz durch ihren unbedachten Anruf die Verhaftung verhindert hatte? Warum musste sie diese Verdächtige auch anrufen und damit warnen? Anita Demand wäre bestimmt zum Dienst erschienen, wenn Beetz nicht so übereilt gehandelt hätte. Kohlund würde sie ob ihrer Inkompetenz in den Boden rammen. Sie sah schon seinen zornroten Kopf und seine erhobene Faust. Und erst Miersch! Der würde toben. Sie hatte ihn nur hysterisch, anbiedernd oder albern erlebt.
    »Ich müsste trotzdem dringend mit ihr sprechen«, sagte Beetz.
    »Ich denke nicht, dass sie heute noch erscheint. Sie war sonst immer zuverlässig.« Schwester Solveig trat beiseite und bat die Kommissarin mit einer Geste auf die Station.
    Sie kannte den Weg zum Personalraum. Er war leer. Auf der Maschine stand frisch gebrühter Kaffee. Der Duft durchzog den Raum. Die Kuchenteller waren abgewaschen und ins Regal sortiert.
    »Haben Sie ein Glas Wasser?«
    Schwester Solveig nickte und wies zum Kühlschrank. Beetz bediente sich. Das eisige Wasser schien in ihren Händen zu verdampfen. Dann setzte sie sich an den Tisch und drehte am Schraubverschluss.
    »Anita Demand hat also ihren Dienst nicht angetreten?«
    »Sehen Sie sie? Seit mehr als vierzig Minuten ist sie überfällig. Soweit ich mich erinnere, ist sie noch nie zu spät gekommen. Wissen Sie, nach acht Stunden Dienst will man nach Hause. Und nun sitze ich hier wahrscheinlich noch länger.«
    Beetz wurde immer deutlicher bewusst, dass sie wahrscheinlich die Schuld an diesen Überstunden von Schwester Solveig trug. An drei Fingern hatte die Krankenschwester sich ausrechnen können, dass etwas nicht stimmte, dass Beetz’ Anruf eine Täuschung gewesen war. Dass man sie, Anita Demand, suchte. Beetz hatte alles versaut! Warum hatte sie nicht Rücksprache mit Stationsschwester Monique gehalten? Warum hatte sie nicht auf die Dienstpläne geschaut, bevor sie gegangen war? Dann hätte dieser vermaledeite Anruf nie stattgefunden. Jetzt war es zu spät. Heute früh noch hatte sie die Planungen hier in diesem Zimmer betrachtet. Ein Blick hätte genügt, um festzustellen, dass Anita Demand am Abend wieder zum Dienst erscheinen würde. Beetz hatte all das nicht getan. Weil sie an krankhaftem Ehrgeiz litt. Weil sie es Kohlund, Miersch, Schmitt und allen anderen beweisen wollte. Sie war eine gute Kommissarin. Sie hatte Bestnoten im Zeugnis stehen. Aber in der Mordkommission zwo empfand sie sich als fünftes Rad am Wagen und fühlte sich von den Männern gemobbt. Agnes Schabowski war mittlerweile Chefin einer eigenen Mordkommission. Beetz würde es niemals so weit bringen, wenn sie weiter so fulminant versagte wie hier. Wie konnte sie nur die Verdächtige warnen?! Und dabei war sie von ihrer eigenen Gerissenheit noch begeistert gewesen. Jetzt diese Blamage! Berger von der Technik würde sie sagen müssen, dass die einzige Spur, die sie von der vermeintlichen Anita Demand hatten, die Aufzeichnung ihres kurzen Gesprächs aus Leipzig-Grünau war. Eine Stimme, die zweimal Yo und Ich werde fersuchen sagte, mehr nicht. Berger wäre sicher begeistert, wenn ihre Spur im Sande verlief. Scheißjob, sagte sie sich.
    »Vielleicht kommt die Demand ja noch.« Beetz glaubte selbst nicht daran und wusste, dass ihr Trost Schwester Solveig nicht half. Versagt auf ganzer Linie. Welch schrecklicher Tag!
    Solveig schimpfte. »Eine, maximal zwei Stunden hänge ich dran. Mein Sohn ist keine zwei, ich kann ihn nicht jeden Tag zur Großmutter bringen.«
    Beetz schlug das schlechte Gewissen. Sogar die Schwester musste unter ihrer Inkompetenz leiden. Und sie war sich so überaus clever vorgekommen. Beetz schenkte sich endlich Wasser ein. Aber es verwunderte sie doch, dass Schwester Solveig um diese Zeit allein hier Dienst tat.
    »Wie viele Kollegen tun hier denn Dienst?«, fragte sie.
    »Siebenundzwanzig.«
    Beetz stellte überrascht ihr Glas

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