Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
schwarzen Hutband seines Panamas steckte noch die Boardingcard von Heathrow, und im Knopfloch seines Nadelstreifenanzugs trug er eine rote Nelke. Seine Hose endete auf amerikanische Art eine Handbreit über seinen hochglanzpolierten Halbschuhen, so daß man seine knielangen schwarzen Seidenstrümpfe sehen konnte– ein korrekt gekleideter Herr, vor dem Polizisten salutieren, für den Oberkellner einen Tisch frei machen und Taxifahrer im Regen anhalten.
    Cosmo erkannte Steinberg sofort wieder, der auf die Frauen zusteuerte, die ihm wie eine kleine Fangemeinde stürmisch zuwinkten. Wie er es vermutet hatte– bei dem Versteckspiel konnte es sich nur um eine Geburtstagsüberraschung handeln, und er wäre der letzte, der Maria verraten würde. Cosmo wartete, bis die Umarmungsorgie vorüber war. Dann zog er ein Pappschild mit der Aufschrift » Prof. J. Ascher« aus der Innentasche seines Jacketts und ging die Treppe hinunter. Die Frauen hatten schon den Ausgang erreicht, da drehte sich Maria zu ihm um, legte ihren Zeigefinger versiegelnd auf die Lippen und lächelte ihm verschwörerisch zu. Sie hatte ihn also auch schon längst entdeckt. Cosmo lächelte zurück, nickte und spreizte seine Finger zum Victoryzeichen.

Saint-Tropez – Freitagmorgen
    V erführerische Düfte strömten aus dem offenen Küchenfenster, vermischten sich mit dem Wohlgeruch der Blumen und Büsche, die die breite Steintreppe säumten, auf der er vom Schwimmen heraufkam. Sie erinnerten ihn so intensiv an die Sommertagsgefühle seiner Kindheit, daß er für einen Augenblick stehenblieb. Er atmete tief aus und wieder ein. Die warme Luft, die seine Lungen weitete, schmeckte nach Thymian und dem würzigen Harz der Zapfen, die auf dem Nadelboden unter den Aleppokiefern jenseits der Zypressenallee moderten. Dazu wehte eine Brise den Geruch von gemähtem Gras zu ihm her, das der Gärtner Robert am Morgen auf den Komposthaufen des Nutzgartens gestreut hatte, und vermischte sich mit den Düften des Gartens und denen aus der Küche zu einer stimulierenden Melange.
    Entferntes Rauschen der Brandung und das Summen der Bienen erfüllten die sommerliche Stille, die über dem Garten hing. In einem Rosenbusch verteidigte ein Nachtigallhähnchen sein Revier mit schmetterndem Gesang, und unter dem Dachvorsprung einer steinernen Remise fütterten Rauchschwalben ihre zwitschernde Brut. Ein Taubenschwarm flog über ihn hinweg, um sich nach einer Runde gurrend in der Baumkrone einer Schirmpinie niederzulassen. Glücksschauer überliefen ihn, weil es immer so gewesen war, wenn er Geburtstag hatte.
    Seit dem frühem Morgen stand Madame am Herd und buk Dobostorte nach Berthas Rezepten für die kleine private Geburtstagsfeier am nächsten Tag. Sie hatte ihre dralle Figur in eine weite Schürze gehüllt und legte die abgekühlten runden Biskuitplatten auf den blanken Kiefernholztisch, dessen gut geschrubbte Oberfläche weiß wie fettige Sahne war, so appetitlich sah sie aus. Lisa durfte die Kuchenscheiben mit Schokoladencreme bestreichen, die Madame hernach zu einer Torte aufeinanderschichtete, während der Zucker für die Glasur in der Butter auf dem Herd zu einem hellbraunen Karamel zerschmolz. Sie glasierte das oberste Kuchenblatt damit, strich den Guß mit einem geölten Messer glatt und zerschnitt ihn in sechzehn dreieckige Stücke, die sie zuoberst auf die Torte legte. Den Rand mußte Lisa anschließend mit Schokospänen bestreuen und auf jedes Tortenstück einen Schokotrüffel setzen, den sie mit etwas Creme anklebte. Dann durfte sie zur Belohnung die Schüssel mit dem Rest der Schokocreme ausschlecken.
    Glasvasen mit blauem Rittersporn, Freilandrosen, Fingerhüten und Malven standen auf der Anrichte. Die meisten Sträuße waren noch in Zellophanpapier gewickelt, weil sie eben erst angeliefert worden waren. Für die Blumenhändler vom Blumenmarkt in Nizza war der Geburtstag des Maestros ein Bombengeschäft . Ständig kamen neue Lieferungen, die Madame Hue in Plastikeimer stellte, weil ihr die Vasen ausgegangen waren.
    Auf Zehenspitzen näherte sich Karl dem offenen Küchenfenster, um einen Blick hineinzuwerfen. Der warme Sonnenschein, der Kuchenduft und das Blumenmeer verliehen der Küche eine besondere Magie, die ihn sogleich an die Küche im Souterrain des Schloßguts von Donnerskirchen erinnerte, wenn an den Wochenenden die Vorbereitungen für die Sommergäste getroffen wurden und die jungen Küchenmädchen miteinander schwatzten. Dann herrschte in der Küche eine

Weitere Kostenlose Bücher