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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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über den Ort. Das einzige Geräusch, das er wahrnahm, kam von den kleinen Wellen, die, vom Schilfgras gebremst, an das morastige Ufer schwappten, und er verspürte das Verlangen zu beten. Danach stand er auf und flog, von wilder Lebenslust gepackt, Franziska in die Arme.

Nizza – Freitagmorgen
    Ich mußte mit Melzer meinen Fliegeroutfit tauschen, denn solo konnte Herzog nicht zurück. Später erfuhr ich, daß die Gestapo ihn in Vöslau bereits erwartet hatte. Sie konnten ihm nichts anhaben. Er brachte ihnen ja einen Passagier zurück, auch wenn der nicht derselbe war. Ich weiß nicht, ob ich der einzige war, dem er auf diese abenteuerliche Weise das Leben gerettet hat. Er hat nie darüber gesprochen.«
    » Sonst hätte ich davon wissen müssen. Ich habe die gesamte Prozeßakte seines Spruchkammerverfahrens studiert.«
    Unter ihnen rumpelte das Bugrad aus dem Fahrwerksschacht, und die Slats der Vorderflügel schoben sich vor. Der Airbus befand sich im Landeanflug auf den Aéroport du Nice, und Steinberg blickte zum Fenster hinaus. Er konnte den Schatten des Flugzeugs auf der Wasseroberfläche tanzen sehen, der stetig größer wurde, bis die Maschine ihn schließlich eingeholt hatte und auf der Landebahn aufsetzte. Erst jetzt gab er ihre Hand wieder frei, an die er sich den ganzen Flug über geklammert hatte.
    » Ich danke Ihnen, Jacky. Sie waren mein Rettungsanker. Ohne Sie hätte ich den Flug kaum nüchtern überstanden.«
    » Ich habe Ihnen zu danken, Sir Joseph. Was ich erfahren habe, wird sehr wichtig sein für mein Gespräch mit ihm.«
    » Dann erwähnen Sie bitte nicht, daß Sie während des ganzen Flugs meine Hand gehalten haben. Er braucht nämlich nicht zu wissen, daß eine seiner Geburtstagsüberraschungen eingetroffen ist.«
    Der Lärm der auslaufenden Triebwerkmotoren überlappte sich mit dem rhythmischen Klappern der kleinen schwarzen Täfelchen auf dem Arrival Board: » Vol 271 de British Airways est arrivé.« Versorgungsleitungen und Kabelbäume quollen wie Eingeweide aus dem aufgerissenen Flachdach der Ankunftshalle, und vor der vergitterten Ventilationsöffnung flatterten bunte Stoffetzen an einem Rahmen. Trotz der frühen Morgenstunde war es unerträglich heiß. Die Umbauarbeiten in der Ankunftshalle waren für die Feriensaison vorübergehend eingestellt worden, der Fußboden war übersät mit dunklen Flecken von festgetretenem Kaugummi, und es stank nach Motorenöl und Kerosin, das vom Flugfeld durch offene Türen ins Innere gelangte.
    Ein Rudel kurzgeschorener Sportler, die aussahen, als kämen sie aus der Dusche, umlagerte die Espressobar. Cosmo bahnte sich mit seinem Pappbecher eine Gasse und ging zurück zu seinem Beobachtungsposten. Die Atmosphäre in der Halle war so stickig, daß er ganz entgegen seiner Usance das Jackett ausgezogen und um die Schultern gelegt hatte. Er hatte sich entschlossen, die junge Musikdozentin aus Cambridge, die mit der Frühmaschine direkt aus London kam, persönlich abzuholen, um ihr vorher noch ein wenig auf den Zahn zu fühlen, bevor er sie ins Allerheiligste vorließ. Keiner kam an den Maestro heran, ohne daß er dazu sein Plazet gab, und nach der Pleite mit dieser kessen Fotografin am Mittwochnachmittag wollte er diesmal auf Nummer Sicher gehen. Von der Galerie aus hatte er einen guten Überblick über die ankommenden Passagiere, die in Wellen durch eine automatische Schiebetür in den Empfangsbereich geschleust wurden, wo sie von schreienden Taxifahrern, Hotelangestellten und Reiseagenten in Empfang genommen wurden. Unter ihm auf dem Parkett herrschte ein Gedränge wie auf einem Basar.
    Während er seinen Espresso schlürfte, hatte er die drei Frauen hinter der Absperrung entdeckt und wartete nunmehr gespannt darauf, welchen Überraschungsgast sie abholen würden. Daß Gudrun und Johanna in Begleitung von Maria waren, schien ihm dabei so selbstverständlich wie folgerichtig und überraschte ihn in keiner Weise. Vielleicht konnte er endlich Maria auf die Schliche kommen und ihr Geheimnis lüften, auf das der Maestro so erpicht war.
    Wieder öffneten sich die Ankunftsschleusen, und eine weitere Parade heiterer Urlauber in bunten Shorts und grellen T-Shirts kam aus dem Baggage Claim. Mitten unter ihnen ein älterer Herr, der sich von einer schlanken Frau in durchsichtiger Bluse über einem olivfarbenen Baumwoll-T-Shirt mit einem formvollendenden Handkuß verabschiedete. Sein soigniertes Äußeres paßte in keiner Weise zu der Freizeitkleidung der Urlauber. Im

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