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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Lichtsäule stehen. Sie flog ihm entgegen, warf sich ihm an den Hals und wünschte nichts sehnlicher, als daß er die Situation in aller Unschuld ausnützen würde, so wie es Mama ihr vorausgesagt hatte. Zitternd hob sie den Kopf und schloß die Augen. Er legte seine Lippen auf ihren Mund, und sie küßten sich wie Kinder, die ihre weichen, aber letztlich unnachgiebigen Münder aneinanderreiben, bis sie schließlich seinem Drängen entgegenkam. Weich hing sie in seinen Armen und gab sich ihm nachdrücklicher hin als bei der flüchtigen Lippenberührung im Flur vor dem Konzert. Es war ihr, als bekäme sie wie eine Verdurstende zum ersten Mal einen Schluck zu trinken. Doch ein Kuß allein konnte ihren Durst nicht löschen. Er machte alles nur noch schlimmer. Auf jeden Kuß folgte ein weiterer, ebenso langsam und umständlich wie die vorangegangenen. Als er sie endlich losließ, war sie von seiner Umarmung so berauscht, daß sie schwankte und er sie mit einem starken Griff um ihre Taille auffangen mußte.
    Der Himmel öffnete seine Schleusen. Ein sturzbachähnlicher Regen rauschte herab, und im Nu waren beide bis auf die Haut durchnäßt.

Monte Carlo – Donnerstagmorgen
    Nie war ich glücklicher als in dem Bootshaus, und es regnete. Für Franziska, mein Fränzchen, im schönen Sommer zweiundzwanzig am Neusiedler See.« Kein Zweifel, es war Herzogs Handschrift. Behutsam öffnete Maria den Jugendstilkarton, in dem sie den schwarzen Schnallenschuh vermutete, um den Joachim sie gebeten hatte.
    Nachdem sie das vermodernde Marionettentheater auf dem Dachboden aufgestöbert hatte, ließ Herzog es wie ein Diorama in die zentrale Marmorwand des Entrees der Universal Music s.a.r.l. einbauen. Wenn ein Gast die Lichtschranke durchschritt, setzen sich die Puppen des Marionettenorchesters automatisch zur Musik einer Spieldose in Bewegung.
    Anstelle der Marionettenpuppen enthielt der Karton gebündelte Briefe und chamoisfarbene Fotos, kleinformatig und mit einem Zackenrand. Eines davon zeigte Karl bei einem Hechtsprung von einer Felswand, ein anderes einen schlanken schwarzhaarigen Backfisch mit einer Bubikopffrisur…
    » Suchst du nach was Bestimmtem?«
    Herzog stand so plötzlich hinter ihr, daß sie zusammenschrak. Maria wußte, wie sehr er es haßte, wenn sie in seinen Sachen wühlte. » Nicht direkt. Joachim hat gestern morgen angerufen.«
    » Joachim? Ach…«
    Die Nachricht von Joachims Anruf verschlug ihm die Sprache. Mit Genugtuung konstatierte sie, wie er sich auf die Lippen biß und einige Zeit brauchte, bis er sich gefangen hatte. » …davon hast du mir aber nichts erzählt!«
    Sie klappte den Deckel zu und stellte den Karton zurück in den Aktenschrank. » Du hast mich ja auch nicht danach gefragt.«
    Sie gab sich schnippisch, weil er sie gestern vor der Fotografin kompromittiert hatte. Mit der Rücksichtslosigkeit eines Profis hatte Betsy Dunn ihn im Anschluß an die Probe überredet, für ihre Kamera zu posieren. Das Lufttaxi, das sie nach Monte Carlo bringen sollte, wartete bereits, da stand er immer noch im Scheinwerferlicht auf seinem Podium und dirigierte in stummer Pantomime. Er sah abgekämpft und übermüdet aus, und statt mitzukommen, folgte er den Anweisungen der Fotografin, die ihn wie ein Zirkustier durch immer denselben Reifen springen ließ. Er erging sich in peinlichen Verrenkungen, während sie mit der Kamera auf dem Boden herumturnte und ihm wie zur Belohnung ihre langen Beine unter ihrem Minirock zeigte und ab und an auch mal ihr weißes Höschen aufblitzen ließ.
    » Und? Was hat er gewollt? Kommt er…«
    » Das hat er nicht gesagt. Er fragte mich nach einem schwarzen Schnallenschuh und bat mich, dir nichts davon zu sagen.«
    » Was für einen Schnallenschuh?«
    » Von einer Mozartpuppe…«
    Er duckte sich, als hätte er einen Schlag versetzt bekommen. Er drehte ihr den Rücken zu, wohl um seine Fassungslosigkeit vor ihr zu verbergen. » Mozart…?«
    » …die offensichtlich einmal zu einem Marionettenorchester gehört haben soll, so wie das draußen im Entree…«
    » Und?«
    » Nichts und. Wenn du mich fragst, nur ein Vorwand, mit uns in Kontakt zu kommen.«
    Zufrieden mit der Wirkung ihrer Worte, setzte sich Maria an den Frühstückstisch, der draußen auf der Terrasse des Penthauses gedeckt war. Im Herzen des Fürstentums über den Kasinogärten und dem Hôtel de Paris, dort, wo noch vor ein paar Jahren sandfarbene Belle-Époque-Villen gestanden hatten, lag in den obersten Stockwerken des

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