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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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anderen Sache sprechen. Plötzlich zog mich die kleine Irene, die unbeachtet zu unseren Füßen spielte, am Gewand. Sie wollte nicht loslassen - und ihre vorwurfsvollen schwarzen Augen sahen mich an. Ich habe diesen Blick nie mehr vergessen.
    Irene heißt Friede.
    Es war schwer, dem Kaiser Gewalt anzuraten, wenn sie zugegen war. Das Mädchen hatte nicht das Recht zu reden - selbstverständlich nicht. Aber ihre Augen redeten mit einer Macht, der man schwer etwas entgegensetzen konnte.
    Und doch verlangte die Reichs-Vernunft Gewalt und immer wieder Gewalt.
    Als Irene größer wurde, war ich froh, dass sie nun nicht mehr in den kaiserlichen und - wie früher oft - in meinen Gemächern weilte; zwar war nicht denkbar, dass eine Frau im kaiserlichen Rat das Wort ergriffen hätte - aber immer schwerer zu entgehen war weiterhin der Sprache ihrer schwarzen Augen. Zugleich schmerzte es mich, denn es hatte meinem zunehmenden Alter wohl getan, das anmutige Wesen um mich zu haben und ihre sanfte Stimme zu hören.
    Irene sollte Königin werden in Sizilien und damit unsere Macht ausweiten auf diese glückliche Insel, die einst zu unserem Reich gehörte. So war mein Plan. Aber als sie Königin war und dort lebte, starb König Roger, ihr Mann.
    Aber unsere - meine - Pläne griffen bald viel weiter: Wir verheirateten sie nun im Jahre des Herrn 1197 mit dem Hohen-Staufen Philipp, dem Bruder Kaiser Heinrichs VI., dem jüngsten Sohn Barbarossas, wie sie den einst mächtigen Mann in Italien nannten. Wem sage ich das alles? Du warst ja immer dabei. Ich aber hoffte auf neue glückliche Positionen für unsere Reichs-Politik, die sich aus dieser Verbindung ergeben würden.
    Da starb Kaiser Heinrich IV. unerwartet noch im selben Jahr: Und so ist es nun unsere Hoffnung, dass König Philipp Kaiser wird wie sein Vater, dass Königin Irene eines Tages die Kaiserkrone trägt und Herrscherin sein wird in Rom, das die Deutschen besitzen. Und so verspricht meine Heirats-Politik Erfolg zu bringen: Es könnten durch das Paar die beiden großen Reiche, unser einst herrliches Byzanz und das im Westen, das Reich der Hohenstaufen, wieder vereinigt werden zu dem alten Reich der Cäsaren! Dann kommen meine Pläne als oberster Rat-Geber des Kaisers, als Symboulos des Imperiums, doch noch zum Ziele, trotz aller Zerstörungen, die in den letzten Jahren erfolgt sind und von denen ich Dir im Weiteren berichten will.
    Es ist dieser Irene-Plan, ein Friedens-Plan: Macht-Erweiterung nicht durch Krieg, sondern durch Ehe-Schluss.
    Alle meine anderen Pläne sind Rauch geworden, wie ich Dir berichten werde: Und es waren meine eigenen Pläne, die unser Reich zerrüttet haben. Ich werde daran tragen bis an mein Ende, wenn meine Pläne mit Irene ohne Erfolg bleiben.
    Ich will dir von unserem Unglück erzählen, und du magst es Königin Irene weitersagen, was in ihrem Vaterland geschehen ist und dass sie ihre Kraft daran wenden möge, alles wieder gutzumachen, was mir misslungen ist.
    Ich bin ein Mann der Kürze. Ein Geschichten-Erzähler käme schwerlich an ein Ende.
    Dreimal habe ich in den letzten Jahren mit meinem Leben abgeschlossen: Umringt von Kriegs-Knechten, zu Boden geworfen von plünderndem Pöbel, angekettet im Gefängnis und unter den Galgen gestellt vom Henker.
    Doch eines nach dem anderen. Ich muss dir von unserer Reichs-Politik erzählen.
    Das Unglück unseres Kaiser-Reiches begann schon vor über hundert Jahren damit, dass die Fremd-Gläubigen unser Reich an seinen Ost-Grenzen immer gefährlicher angriffen, wie du weißt, und wir immer mehr Gebiete an sie verloren. So waren wir gezwungen, die Reiche des Westens um Hilfe zu ersuchen: den Papst, Frankreich, England und das Reich West-Roms, das die Deutschen beherrschen.
    Aber über die Jahrhunderte der Teilung hinweg war das Trennende zwischen dem Reich von Byzanz und den Ländern des Westens immer größer geworden: Es begann mit dem Macht-Kampf zwischen dem Papst in Rom und dem Patriarchen von Konstantinopel, und es ging weiter mit den Handels-Kriegen zwischen Konstantinopel und dem westeuropäischen Venedig. So ging es also um Glaubens-Fragen und Kriegs-Schiffe, um Seide und Purpur, um Weih-Rauch und Byssus. Und als die Reiche aus dem Westen in drei Kreuz-Zügen endlich uns, den bedrängten Christen-Brüdern im Osten, helfen wollten, erreichten sie nirgendwo Dauerhaftes - Siege wurden vertan durch Macht-Gier und Macht-Kämpfe innerhalb der christlichen Heere.
    Aber nicht nur die Fremd-Gläubigen waren unsere

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