Augenblicklich ewig
versprochen auf sie. Ein kurzer Moment des Schweigens entstand, weil offenbar keiner von beiden wusste, wie das Treffen weitergehen sollte oder ob es an der Zeit war, sich voneinander zu verabschieden.
Schließlich ergriff Sam das Wort: »Soll ich dich nach Hause begleiten?«
»Nein, nicht nötig«, antwortete Polly, bevor sie richtig darüber nachgedacht hatte. Wollte sie sich wirklich jetzt schon von Sam trennen? Sein eigenartiges Verhalten vorhin hatte ihre Neugier geweckt. Sam interessierte sie von Mal zu Mal, das sie mit ihm zu tun hatte, mehr. Und das lag nicht an seinem guten Aussehen. Nein, ihr Interesse ging eindeutig weiter.
»Okay, dann ...« Sams Stimme riss Polly aus ihren Gedanken. Er klang enttäuscht, trat von einem Fuß auf den anderen.
»Ich könnte dir Köln zeigen«, schlug Polly vor. Es war noch früh und sie wollte sich noch nicht von Sam verabschieden. Sie wollte unbedingt wissen, warum er sich in einem Moment so sonderbar und im nächsten wieder vollkommen normal verhielt. Allerdings wollte sie sich das auf keinen Fall anmerken lassen.
Seine Augen leuchteten auf. »Gerne.«
»Den Dom kennst du ja sicher bereits und die Innenstadt auch. Was interessiert dich? Was willst du sehen?«
»Zeig mir etwas Besonderes. Etwas, das dir wichtig ist. Wie wäre es mit den Schlössern an der Brücke?«
»Die Liebesschlösser auf der Hohenzollernbrücke?« Polly musste unwillkürlich lachen. »In dir scheint ja ein richtiger Romantiker zu stecken, Sam.«
Sam nickte. »Warum nicht?«
Polly hob entschuldigend die Hände. »Die Schlösser sind schon okay, aber nicht einzigartig.« Sie überlegte kurz. »Wenn du magst, zeige ich dir etwas, das die meisten Touristen im Gegensatz zur Hohenzollernbrücke nie zu sehen bekommen.« Sie senkte ihre Stimme. »Ein Geheimtipp sozusagen.«
Jetzt lachte Sam. »Nur zu, ich bin gespannt.«
»Na dann los.« Polly wandte sich zum Gehen und Sam folgte ihr. Sie bemerkte, wie Sam zwar den gesamten Weg über neben ihr herging, aber nie so nah herankam, dass sie sich zufällig hätten berühren können.
Als sie ihr Ziel schließlich erreichten, zog Sam fragend die Augenbrauen hoch. »Ein Café?«
Polly schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen noch ein kleines Stück weiter.« Sie schlängelte sich zwischen den Tischen und Bänken der Gaststätte hindurch. Es war Frühling und die Abende längst noch nicht so warm wie im Sommer, aber die Temperaturen waren angenehm und der Stadtgarten dementsprechend gut besucht. Als sie die hinter dem Café liegende Wiese erreichten, blieb Polly stehen. »Und jetzt schau nach oben.«
Sam legte den Kopf in den Nacken. »Ich sehe nichts.«
»Warte.«
Ein kleiner grüner Punkt huschte über den Himmel.
»Ein Vogel?«
»Hab etwas Geduld, Sam.«
Kurz vor der Landung in einem der großen Bäume breitete der Vogel seine langen Schwanzfedern aus und offenbarte so seine Herkunft.
»Ein Papagei.« Sam sah Polly an, und sein freudig erstauntes Gesicht verursachte ein leichtes Kribbeln in ihrem Magen.
»Papageien habt ihr nicht in Berlin, oder?«
Sam hatte den Blick schon wieder in den Himmel gerichtet. »Raben. In Berlin gibt es viele Raben.« Er schmunzelte.
Ein Artikel über Raben, die unschuldige Touristen am Brandenburger Tor angriffen, kam Polly in den Sinn. »Ja, von den Raben habe ich gelesen.« Sie lachte und setzte sich auf den Rasen, der dank tagelangem Sonnenschein trocken und warm war. Sam setzte sich ebenfalls und legte sich schließlich mit angewinkelten Beinen auf den Rücken. »Unfassbar, ein Papagei.«
»Nicht nur einer, der ganze Baum ist besiedelt. Sie sind hier überall, man muss nur genau hinsehen.«
»Wie sind die Papageien hierher gekommen?«
»Sie sind ausgebrochen. Das erste Pärchen wurde bereits in den Sechzigerjahren entdeckt. Die beiden hatten es wahrscheinlich satt, in einem kleinen Käfig zu sitzen. Inzwischen sind aus zweien einige Tausend geworden.«
»Und im Winter?«
»Hier in Köln ist es viel wärmer als überall sonst. Nicht so warm wie in Indien oder Afrika natürlich, aber die Kleinen kommen klar.«
»Freilebend habe ich Papageien bisher nur in Kalifornien gesehen.«
»Du warst in Kalifornien? Dort wollte ich immer schon einmal hin.«
»Einige meiner schönsten Erinnerungen sind mit Kalifornien verbunden.«
»Warst du schon mal in Chicago?«
»Nein, leider nicht. Hätte ich gewusst, dass du dort lebst, wäre ich sicher längst dort gewesen.« Er grinste schief.
Eine kleine Gruppe aus
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