Augenblicklich ewig
wehrte mich nicht.«
Eine Träne rollte über Pollys Wange. Als Sam seine Hand hob, um sie wegzuwischen, schüttelte sie nur den Kopf. Deshalb fuhr er fort: »Ich wusste, es war falsch, dir gegenüber, mir gegenüber und auch Sarah gegenüber. Ich konnte sie nicht lieben, mein Herz war bereits vergeben. Aber einen kurzen Augenblick lang tat es gut, jemanden an meiner Seite zu haben.«
Seine Worte schmerzten sie, aber Polly konnte erahnen, wie er sich gefühlt haben musste.
»Es konnte nicht klappen. Sarah spürte, dass ich mich nicht öffnete, mich nicht in sie verliebte. Gleichzeitig wurde ihre Nähe mir auf einmal zu viel. Schnell wurde mir klar, dass ich zwar nicht allein sein wollte, es jedoch nur eine Frau für mich gab. Ich konnte dich nicht ersetzen oder mich trösten. Ich trennte mich sofort von Sarah und habe sie nie wieder gesehen.«
»Sie ...«, Pollys Stimme war belegt. »Sie hat dir nicht das Herz gebrochen?«
Sam riss die Augen auf. »Nein. Hast du Jakob das etwa geglaubt?«
Sie nickte langsam.
»Niemand außer dir könnte mir je das Herz brechen, Polly.«
Weitere Tränen kullerten ihre Wangen hinunter, ob vor Erleichterung oder immer noch vor Trauer, wusste sie nicht.
»Jakob hat keine Ahnung, wovon er spricht. Weil ich nie wieder eine Beziehung eingegangen bin, dachten alle, Sarah habe mich verlassen und ich käme nicht darüber hinweg. Ich habe sie in dem Glauben gelassen. Was hätte ich sagen sollen? Ich warte auf die Eine? Sie hätten mir nicht geglaubt.« Er nahm ihre Hände in seine und sie ließ es geschehen. »Die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe, Polly, bist du. In diesem und in jedem anderen Leben. Es war dumm von mir, mich auf Sarah einzulassen. Ich hätte dir von ihr erzählen müssen, aber ich habe noch nicht einmal an sie gedacht. Es tut mir leid.«
Polly nickte, sie wusste nicht genau, was sie sagen sollte. Sie hatte verstanden. Sie dachte an Thomas. Von Beginn an war sie sicher gewesen, ihn nicht lieben zu können. Dennoch hatte sie es versucht, sich manchmal sogar gewünscht, es könnte klappen. Einsamkeit war schwer zu ertragen. Sie hatte den gleichen Fehler begangen wie er. Und weil sie nichts von ihm gewusst hatte, nicht nur einmal.
»Sprich mit mir, Polly. Bitte. Ich verliere sonst noch den Verstand.«
»Es ist in Ordnung, Sam. Ich verstehe dich. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, als Jakob Sarah erwähnt hat. Ich hätte dich fragen sollen, nicht einfach vom Schlimmsten ausgehen. Stattdessen fühlte ich mich betrogen. Es tut mir auch leid. Ich hätte auf dich vertrauen sollen.«
Sam stieß erleichtert seinen Atem aus. »Alles wieder okay mit uns?«
»Ja. Unser erster Streit.«
»Davor schützt Seelenverwandtschaft wohl nicht.« Sam grinste.
»Erzählst du mir jetzt, wie unsere Geschichte weiterging?«
»Sofort?«
Sie nickte, zog ein Bein unter den Po und machte es sich bequem. »Gab es eine Hochzeit?«
»Also gut.« Sam atmete tief durch und begann, ihre Hände immer noch in den seinen, zu erzählen.
»Die Zeiten waren anders damals. Paare konnten nicht einfach zusammen sein, geschweige denn zusammenleben, um sich besser kennenzulernen, bevor sie heirateten. Ich habe die Ehe immer als eine Art Gefängnis angesehen, einen Käfig, der Mann und Frau zusammenhält für den Rest ihres Lebens. Ich konnte meinen Freund Paul nicht verstehen, weil er heiraten und sich an eine Frau binden wollte. Gleichzeitig traf ich dich. Du warst so schön, geheimnisvoll und gleichzeitig vollkommen frei und offen. Von der ersten Sekunde an war ich fasziniert. Hinzu kam die unglaubliche Geschichte, die du mir erzählt hast und die meine Träume mir bewiesen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dich gehen zu lassen, bevor ich alle Geheimnisse ergründet hatte. Also blieb mir keine andere Wahl, als zu heiraten. Heute nennt man diese Zeit die Roaring Twenties , eine Zeit voller Spaß und dem Drang nach Freiheit. Damals sahen wir das nicht unbedingt genauso. Frauen, die allein lebten, ausgingen oder in der Öffentlichkeit Alkohol tranken, waren zweifellos neu und sprachen für eine Lockerung der Konventionen. Als unverheiratetes Paar unter einem Dach zu leben, wäre dennoch undenkbar gewesen.«
Sam schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und hielt Pollys Blick gefangen. »Ja, es gab eine Hochzeit. Eine kleine Feier mit ein paar Freunden im Haus meines Onkels. Du sahst hinreißend aus in dem weißen Kleid. Eine Version des Kleides, das du bei unserer ersten Begegnung
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