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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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bleiben.«
    »Du bist gestorben?«
    Sam wandte ihr seinen Blick zu und lächelte. »Klar bin ich gestorben, sonst wären wir heute doch nicht hier.«
    »Weißt du, wann und wie?«
    »Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist eine Autofahrt. Paul und ich waren auf dem Weg nach San Francisco. Das war 1968. Wahrscheinlich war es ein Unfall.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Was?« Sam richtete sich nun ebenfalls auf.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte sagen, ich verstehe nicht, warum wir erst 1980 wieder geboren wurden. Aber eigentlich weiß ich überhaupt nicht, wie das Ganze funktioniert.«
    »Glaubst du, ich?«
    »Nicht?«
    »Nicht wirklich. Wir haben nicht allzu oft darüber gesprochen. Uns war nur wichtig, uns gefunden zu haben und zusammen sein zu können. Aber die Frage, ob wir noch einmal die Chance dazu bekommen würden, ließ uns auch keine Ruhe. Ich weiß nicht allzu viel ...«
    Sam machte eine kleine Pause, dann fuhr er fort: »Wir werden immer am gleichen Tag geboren und sehen im Grunde genauso aus wie in unserem vorherigen Leben. Unsere Namen sind Sam und Polly, zumindest sind sie das für uns. Heute heißen wir wirklich so, früher hieß ich Samuel und du Maria. Sam und Polly wurden wir genannt. Das ist es eigentlich schon. Alles andere sind nur Vermutungen, die sich inzwischen teilweise als falsch erwiesen haben. Wir dachten, es sei unser Preis für das nächste Leben, allein, ohne Eltern aufwachsen zu müssen und kinderlos zu bleiben. Aber heute leben deine Eltern. Auch waren wir davon überzeugt, dass nur du dich erinnern kannst, aber jetzt bin ich es, der sich erinnert. Es scheint also gar keine festen Regeln zu geben.« Er zuckte wieder mit den Schultern und sah sie entschuldigend an. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Polly hing eine Weile ihren Gedanken nach und auch Sam schwieg. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Wiedergeburt wahllos ohne Regeln verlief. Andererseits, was wusste sie schon davon, sie erfuhr alles aus zweiter Hand und auch Sam erinnerte sich zum ersten Mal. Sie legte sich wieder zurück auf die Wiese und starrte nach oben, bis Sams Gesicht über ihr erschien.
    »Das alles ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass ich dich gefunden habe und wir zusammen sind.« Er küsste sie sanft und sie fuhr mit den Fingern in seine Haare. Er hatte recht, offenbar konnten sie am Lauf der Dinge ohnehin nichts ändern.
    »Warst du glücklich?«, fragte Polly, als Sam den Kuss beendete und ihr in die Augen sah.
    Sam nickte. »Ja, sehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen ein besseres Leben haben können, als wir es hatten. Es war nicht spektakulär, wenn man von unserem eigenartigen Schicksal absieht, und von dem schrecklichen Krieg, den wir dank dir nur aus der Ferne erlebt haben. Aber es war gut. Ich habe dich jede Sekunde geliebt und wir haben keinen Tag vergeudet.«
    »Eine wunderschöne Geschichte.«
    »Es ist unsere Geschichte.«
    Obwohl Polly einiges aus ihren früheren Leben bereits in ihren Träumen gesehen und gefühlt hatte, fiel es ihr schwer, Sams Erzählung als Erinnerung und nicht als Fantasie zu betrachten. Sie kannte diese Begebenheiten nur aus ihren Träumen, konnte sie nicht mit realen Erlebnissen verknüpfen. Für sie war Sam in erster Linie der Mann, der ihr Herz im Sturm erobert hatte – wenn auch auf eine ungewöhnliche Art. Sie spürte eine Verbundenheit zu Sam, die sie noch vor Monaten als unmöglich erachtet hätte. Die Vorstellung, diese und noch viele weitere Leben glücklich an Sams Seite verbringen zu können, gefiel ihr. Gleichzeitig pochte ihr Verstand in einer kleinen Ecke ihres Gehirns immer noch darauf, die Sache zu hinterfragen. Zu prüfen, ob sie sich tatsächlich bedenkenlos in ihr Schicksal fügen oder die Entscheidung über den Verlauf ihres Lebens selbst treffen wollte. An ihrer Liebe zu Sam änderte das jedoch nichts. Sie liebte ihn, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    Der Alarm ihres Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Sie angelte in ihrer Jackentasche danach. »Du meine Güte. Wie spät ist es?« Ein Blick auf die Uhr des Telefons bestätigte Pollys Vermutung. Sie musste an die Arbeit. Der Alarm erinnerte sie an einen Termin am Nachmittag. Sie sprang auf.
    »Ich muss los. Ich treffe mich um vier Uhr mit der PR-Frau eines Politikers im Hotel, um die Fragen für das Interview morgen vorab durchzugehen. Das hatte ich total vergessen.«
    Sam war ebenfalls aufgestanden. »Ich müsste auch längst arbeiten, ein paar Bilder abliefern und

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