Augenblicklich ewig
gemeinsam mit dem Chefredakteur entscheiden, welche sich für die Ausgabe eignen. Sehen wir uns später?« Er blickte sie in seiner gebückten Haltung von unten her an, während er sich die Jeans abklopfte. Einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und Polly vergaß sofort, dass sie wenige Minuten zuvor noch an ihrer Bestimmung gezweifelt hatte. Er war einfach hinreißend und bei jedem seiner Blicke fing ihr Herz wild an zu klopfen. Sie nickte.
Nun meldete sich auch Sams Handy. Er richtete sich auf, kramte es aus seiner Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. »Wie passend.« Er lachte, schien aber nicht ganz zufrieden. »Jakob fragt, ob wir uns heute Abend gegen sechs noch auf ein schnelles Essen mit ihm treffen. Um acht muss er dann zum Flughafen.«
»Richtig. Jakob. Den habe ich ja total vergessen. Hast du ihn jetzt einfach allein gelassen?«
Sam winkte ab. »Nein, er arbeitet. Der hat mich gar nicht vermisst. Also, was ist mit dem Essen?«
»Klar, warum nicht?«
»Sehr schön.« Sam zog Polly in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. »So muss ich nicht allzu lange auf dich verzichten.«
»Wo treffen wir uns?«, fragte Polly schnell, bevor Sam sie küsste und sie alles um sich herum vergaß. Es hätten Stunden, aber auch Sekunden vergehen können, Polly wusste es nicht. Sie spürte nur Sam.
Er seufzte bedauernd, als er sie schließlich losließ. »Wir treffen uns bei mir.« Offenbar fiel es ihm leichter, gedanklich bei der Sache zu bleiben als ihr. »Wir könnten Pizza bestellen. So verschwenden wir keine Zeit mit dem Weg zum Restaurant und zurück zu meiner Wohnung.«
»Tatsächlich?« Polly war mehr als überrascht. »Du lässt mich in deine Wohnung?«
Sam tat unbeeindruckt und wandte sich zum Gehen. »Warum nicht? Was soll denn daran Besonderes sein?«
Polly lachte und holte die Schritte, die er ihr inzwischen voraus war, eilig auf. Als sie ihn erreicht hatte, knuffte sie Sam in die Seite. »Das fragst du mich? Woher soll ich das wissen? Du hast deinen Wohnort doch so lange geheim gehalten.« Sie pikste ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust.
Lachend legte er den Arm um ihre Schulter und zog sie an seine Seite. »Kannst du dir die Adresse merken oder soll ich sie dir später schicken?«
»Sag sie mir lieber jetzt, bevor du es dir noch anders überlegst.« Sie stimmte in sein Lachen ein und schlang ihren Arm um seine Taille.
Einmal mehr hatte Polly sich in ihren Bleistiftrock und eine weiße Bluse gezwängt. Ihre Jeansshorts und ein paar Sandalen hatte sie wohlweislich in ihrer Tasche dabei, um sich bei der erstbesten Gelegenheit umziehen zu können. Es war ein heißer Tag geworden und sie hatte nicht vor, länger als nötig in hohen Pumps und einem engen Rock zu verbringen. Leider hatte das Gespräch länger gedauert als erwartet. Die PR-Frau war eine halbe Stunde zu spät gekommen und übermäßig kritisch gewesen. Polly kannte das Prozedere zwar schon, war aber dennoch jedes Mal genervt davon, ihre Fragen absegnen lassen zu müssen. Nun war es bereits fünf vor sechs und sie musste sich beeilen, um rechtzeitig bei Sam zu sein. Für einen Umweg in ihre Wohnung blieb keine Zeit. Sie freute sich, nun einen weiteren Blick in Sams Leben werfen zu können. Warum hatten sie sich bisher nie bei ihm getroffen? Schlichter als ihre Wohnung konnte seine unmöglich sein. Kleiner auch nicht.
Sam wohnte in einem typischen Kölner Altbau, in der zweiten Etage.
Jakob öffnete ihr die Tür. »Uh, Polly. So schick?«, lachte er.
»Sehr witzig, Jakob. Wir alle müssen unser Geld verdienen. Die einen in Jeans«, sie zeigte auf ihn, »die anderen im Rock.« Sie schlüpfte aus ihren Pumps, noch bevor sie richtig in der Wohnung war. »Wo steckt Sam überhaupt?«
»Der ist auf dem Weg. Sein Termin hat länger gedauert. Dafür bringt er die Pizza sofort mit.«
»Sehr gut, ich verhungere.
Polly sah sich um. Der schmale Flur führte am Ende in einen großen Raum. Sie folgte Jakob in das Wohnzimmer. Dort angekommen, stellte sie fest, dass auch in Sams Wohnung die Küche ein Teil des Wohnraums war. Zwar befand sie sich in einem separaten Raum, hatte jedoch keine Tür, sondern stattdessen eine breite Öffnung in Richtung Wohnzimmer. Die hohen Decken verliehen dem Raum eine großzügige und luftige Atmosphäre. Die Tatsache, dass Sam kaum Möbel besaß, trug sicherlich dazu bei. In dem riesigen Zimmer standen lediglich ein Sofa und ein kleiner Couchtisch sowie ein Esstisch aus Holz mit
Weitere Kostenlose Bücher