Augenzeugen
jemanden, der Hector regelmäßig bewegt. Aber das kann natürlich nicht irgendwer sein.»
Katharina fing an zu knaatschen. «Mir ist langweilig.»
Toppe trat seine Zigarette aus und überquerte den Hof.
«Sei mal still, Schätzchen!» Mareike strich sich eine Locke aus dem Gesicht. «Mensch, das ist ja überhaupt die Idee, Assi! Hättest du keine Lust, Hector zu reiten? Du wärst einfach ideal.»
Astrid zuckte skeptisch die Achseln und sah Toppe entgegen. Mareike drehte sich um. «Halloo … ist das dein … Mann? Tagchen! Ich habe Assi gerade vorgeschlagen …»
«Mama!», brüllte Katharina, mittlerweile fuchsteufelswild. «Ich will reiten!»
Toppe schaute sie tadelnd an, griff dann aber nach dem Halfter. «Ich dreh die Runde mit den beiden. Bleib du ruhig hier.»
Astrid starrte ihn verblüfft an, sagte aber nichts.
«Und ich finde die Idee übrigens prima», setzte er hinzu. «Du hattest doch eh vor, wieder zu reiten.» Behutsam zog er am Halfter, aber Niko schnaubte nur und senkte den Kopf.
«Ssnalzen», belehrte ihn Katharina. «Wir müssen immer ssnalzen.»
Endlich setzten sie sich in Bewegung, und während ihm vor Anspannung der Rücken schweißnass wurde, hörte er Mareike weiterquasseln: Wie «phantastisch» dieses Wiedersehen sei, gerade heute, wo doch abends der jährliche Reiterball ins Haus stünde. Wenn das kein Wink des Schicksals wäre! «Alle von früher» würden da sein. Sogar Jörg sei wieder im Lande und tatsächlich immer noch «solo», und wie der wohl staunen würde, wenn seine «alte Flamme» plötzlich vor ihm stünde. «Du musst einfach kommen, Assi!»
Dann senkte Mareike ihre Stimme, aber Toppe konnte sie ohne Mühe verstehen. «Oder macht dein Gespons dir etwa Schwierigkeiten?»
Astrid murmelte irgendetwas und rief: «Helmut, hast du Lust, heute Abend auf einen Reiterball zu gehen?»
«Augenblick, bin gleich da», antwortete er und umfasste Katharina, die sofort losschimpfte: «Nich festhalten, Papa! Ich kann das alleine.»
«Na, was meinst du?» Er las die Bitte in Astrids Augen. «Wär doch bestimmt mal lustig.»
«Bestimmt, aber heute Abend kann ich wirklich nicht. Ich hab mir eine Akte mitgenommen, die ich durchsehen will.» Er wusste genau, wie lahm das klang. «Warum gehst du nicht alleine? Wir müssen doch nicht beide zu Hause hocken», fügte er hinzu und schenkte Mareike ein besonders gewinnendes Lächeln. «Du hast doch Gesellschaft.»
Acht
Van Appeldorn und Cox hatten eine Weile am Computer gesessen und ein paar Telefonate mit Kollegen und Bewährungshelfern geführt. Die Hand voll Männer, die der Sicherheitsinspektor in Pont ihnen als mögliche Täter genannt hatte, war schnell überprüft.
«Eigentlich komisch», sagte Cox, «aber wenn ich ehrlich sein soll, bin ich nicht traurig, dass dabei nichts rumgekommen ist. Keiner von diesen Knackis ist aus der Gegend hier. Wenn’s einer von denen getan hätte, wäre unsere schöne Theorie im Eimer gewesen, dass unser Täter erstklassige Ortskenntnisse haben muss. Und ich kriege gerade so richtig Spaß an unserer Hypothese.»
Van Appeldorn rieb sich die Augen. An Tagen wie diesem konnte er Peters eigenwilligen Eifer nur schwer ertragen. Aber gut, der hatte fast fünfzehn Dienstjahre weniger auf dem Buckel als er, und vielleicht wurde man ja zwangsläufig etwas seltsam, wenn man irgendwo in der Walachei bei seinen uralten Großeltern aufgewachsen war und seine Eltern nicht gekannt hatte.
Er reckte sich und stand auf. «Ich mach mich auf die Socken.»
Peter Cox sah ihn verdutzt an. «Ich dachte, wir wollten uns mit Geldeks Imperium beschäftigen. Deshalb hab ich doch gestern extra die ganzen Unterlagen bei der Stadt und beim Kreis besorgt, Handelsregister und all das.» Er deutete mit vorwurfsvoller Miene auf den Aktenstapel auf der Fensterbank, aber van Appeldorn schien das nicht zu rühren. «Fang du ruhig schon damit an. Ich höre mich erst mal in Geldeks Nachbarschaft um, ob sein wertes Weib am Mittwoch tatsächlich brav zu Hause war und was es sonst noch über sie zu berichten gibt. Die hat sich so widersinnig verhalten, da ist was oberfaul, kann gar nicht anders. Und ich will verdammt sein, wenn ich das nicht rauskriege.»
Cox nickte nur. Mittlerweile hatte er sich an van Appeldorns und Toppes sprunghafte, oft von Intuitionen bestimmte Arbeitsweise gewöhnt. Sie machte ihn nicht mehr nervös, und die Ergebnisse waren ja auch überzeugend, aber er selbst ging die Dinge anders an, manchmal etwas langsam
Weitere Kostenlose Bücher