Augenzeugen
seltsam betreten. «Und wie war’s bei euch?»
«Ein Schuss in den Ofen.»
Cox nickte und hielt van Appeldorn einen Zettel hin. «Ich hab das hier gefunden, steckte zwischen den letzten Berichten.»
Es war Helmuts Handschrift: Eschers Neubau – Nössling – Donsbrüggen – Naturschutzgebiet! Baugenehmigung???
«Ich komme mir ein bisschen blöd vor, so als hätte ich in Helmuts Sachen rumgeschnüffelt», druckste Cox.
«Quatsch!»
«Na ja, jedenfalls bin ich der Sache nachgegangen und hab mit meinem neuen Freund beim Bauamt gesprochen.»
«Und?»
«Dieser Staatsanwalt Escher hat 1991, kurz bevor er den Prozess gegen Geldek übernommen hat, ein Einfamilienhaus in Donsbrüggen gebaut, und zwar tatsächlich in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet. Heute kann sich beim Bauamt angeblich keiner mehr erklären, wieso sie ihm damals die Baugenehmigung erteilt haben, war aber so. Das Interessante an der Geschichte ist, Eschers Hausbau ist von Geldeks Klever Unternehmen durchgeführt worden, und die Architektin war Martina Geldek!»
Van Appeldorn ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
«Und da musste ich wieder an deinen Satz denken», fuhr Cox fort, «dass Escher bei Geldek auf der Lohnliste gestanden hat.»
«Das war eigentlich als Witz gemeint.»
«Kann sein, aber jetzt sieht es doch ganz danach aus. Ich verstehe bloß nicht, dass Helmut uns das nicht erzählt hat.»
«Ach, Helmut, der steht doch schon seit Wochen neben sich», murmelte van Appeldorn. «Trotzdem, wenn er einen Zusammenhang zum Mord an Geldek entdeckt hätte, wüssten wir das.»
«Das sag ich mir ja auch die ganze Zeit. Ich finde es bloß, ehrlich gesagt, nicht in Ordnung, dass er seine eigenen Ermittlungen führt.»
Van Appeldorn zuckte die Achseln. «Das macht er öfter. Ich hab mich daran gewöhnt. Gibt es eigentlich irgendeine Möglichkeit zu beweisen, dass Escher damals von der Geldek bestochen worden ist?»
«Wohl kaum.»
«Tja, dann würde ich sagen, wir machen für heute Feierabend. Und morgen soll uns Helmut mal erklären, was er eigentlich so treibt hinter unserem Rücken.» Mit spitzen Fingern hob er ein Plastiktütchen hoch, in dem ein pinkfarbener Papptannenbaum steckte, und rümpfte die Nase. «Was hast du mit diesem Zeug hier eigentlich vor?»
«Ist für mein Auto. Es riecht noch so neu, das kann ich nicht haben.»
«Und da brauchst du gleich zehn Stück? Dein Schlitten wird stinken wie ein rollender Puff.»
Cox nahm ihm das Bäumchen weg. «Ich hab mich noch nicht für eine Duftnote entscheiden können. Übrigens, Irina kommt.»
Van Appeldorn zog interessiert die Brauen hoch. «Tatsächlich? Dann würde ich mich an deiner Stelle für Birkenduft entscheiden. In Russland wachsen doch viele Birken, oder? Da fühlt sich deine Flamme gleich wie zu Hause.»
Cox betrachtete ihn missbilligend. «Du beziehst deine Informationen anscheinend nur aus irgendwelchen Kitschfilmen. Irina kommt aus Sibirien. Die natürlichen Vegetationszonen Sibiriens sind breitenparallel ausgeprägt als arktische Kaltwüste, Tundra, Waldtundra und Taiga. Die boreale Nadelwaldzone bedeckt rund 7 Millionen Quadratkilometer, und sie besteht bis zum Jenissej überwiegend aus Fichte, Tanne, Lärche, östlich davon aus Lärche, Zirbelkiefer, Föhre und Fichte.»
Van Appeldorn fing an, schallend zu lachen.
Katharina zappelte in ihrem Kindersitz herum und versuchte, sich das Malbuch und die Filzstifte zu angeln, die Opa ihr heute geschenkt hatte. «Ich will malen!»
«Nicht im Auto», beschied Astrid. «Außerdem sind wir in zwei Minuten zu Hause. Da kannst du dich an den Küchentisch setzen mit deinen Malsachen.»
«Wir müssen Zeitung drunterlegen, sonst wird der Tisch bekrickelt.»
«Stimmt genau!»
«Du darfst auch ein Bild ausmalen, Mama, und der Papa auch.»
Astrid kicherte. «Du bist aber großzügig heute.» Sie strich Toppe übers Knie. «Was sollen wir essen?»
«Ich will Pommes!», kam es von hinten.
Astrid drehte sich um. «Wie heißt das Zauberwort?»
«Ich will Pommes, bitte. Ich will bitte Pommes, bitte, mit bitte Mayo, bitte, und mit bitte Ketchup, bitte.»
«Gute Idee!» Astrid schaute Toppe an. «Ich hab heute nämlich überhaupt keine Lust zu kochen.»
Der feixte. «Schon gut, ich hole uns gleich welche, aber wie heißt das Zauberwort?»
Sie lehnte sich rüber und küsste ihn auf den Mundwinkel.
«Mama!», tadelte Katharina. «Das heißt, bitte, Papa, geh Pommes holen, bitte.»
Zu Hause angekommen, ging Toppe zuerst
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