Augenzeugen
der Name des Geschäftsführers vom Kaufhof nicht ein.»
«Das wissen die in der Zentrale.» Cox hatte sein Handy schon am Ohr.
Er bekam die Privatnummer, aber beim Geschäftsführer meldete sich keiner.
Astrid hätte am liebsten laut gekreischt.
Cox gab sich gelassen. «Wann macht der Kaufhof auf? Um halb zehn? Fein, dann sind wir beide die Ersten, die bei denen morgen früh auf der Matte stehen.»
Astrid legte den Kopf in den Nacken und ließ die Schultern kreisen. «Ich bring dich zu deinem Auto, und dann fahre ich heim. Helmut wird sich sicher schon wundern, wo ich abgeblieben bin. Rufst du Norbert an und erzählst ihm, dass wir vielleicht etwas haben?» Sie stöhnte leise und drückte die Hände auf den Magen. «Meine Güte, ich komme um vor Hunger, das merk ich erst jetzt. Ich glaub, ich hol mir noch irgendwo was.»
Cox schaute tadelnd auf sie herab. «Ich versteh euch nicht, ihr esst wirklich zu den unmöglichsten Zeiten. So was kann man doch planen! Wenn ihr wüsstet, was ihr eurem Körper damit antut.»
Dazu hätte Astrid eine Menge sagen können, aber sie hielt den Mund.
Sechzehn
Sie wunderte sich, nirgendwo im Haus brannte Licht, dabei war es erst kurz nach neun. Leise ging sie die Treppe hinauf, um nach Katharina zu sehen. Ihre Kleine lag auf dem Rücken und schlief mit ausgebreiteten Armen. Sie trug immer noch das T-Shirt, das Astrid ihr heute Morgen angezogen hatte. Mund und Kinn trugen Spuren von angetrocknetem Ketchup. Helmut hatte sie nicht einmal gewaschen.
Auch er schlief.
«Helmut», rief sie leise und berührte ihn an der Schulter. Seine Lider flatterten kurz, dann wälzte er sich herum und fing an zu schnarchen.
Erst als sie in der Küche saß und das Döner, das sie unterwegs gekauft hatte, auspackte, merkte sie, dass sie weinte.
Van Appeldorn ließ das Telefon einfach klingeln.
Er war nach Hause gekommen, sie hatten sich ein bisschen gekabbelt und geneckt, er hatte sie wieder einmal gefragt, und da hatten Ullis Koboldaugen plötzlich angefangen zu funkeln. «Also gut», hatte sie gesagt, «das war jetzt dein dreizehnter Antrag, und ich war immer schon abergläubisch. Ich nehme ihn an. Lass uns, in Gottes Namen, heiraten!»
Er war fassungslos gewesen, noch nie hatte ihm das Herz in der Kehle geklopft.
Jetzt lagen sie zusammengekuschelt auf dem Sofa und machten Pläne, und er versuchte immer noch herauszufinden, was er fühlte. «Wir könnten ein Kind haben», sagte er unvermittelt. Ein geplantes Kind, eins, das sie beide wollten.
«Nein!» Ulli fuhr hoch. «Tut mir Leid», meinte sie dann ein wenig ruhiger. «Ich kann deine Frau sein, Norbert, so lange du es mit mir aushältst, aber ich kann kein Kind haben, ich kann keine Mutter sein. Ich bin kein gesunder Mensch mehr, von mir darf niemand abhängig sein.»
Van Appeldorn legte das Kinn auf ihr verstrubbeltes Haar und starrte ins Leere. «Vielleicht könnte genau das dich gesund machen …»
«Du träumst!»
«Mag sein, aber das macht doch nichts, oder?» Er küsste sie. «Und du willst wirklich diesen ganzen Klimbim mit Kutsche und Kirche? Das passt überhaupt nicht zu dir.»
«Und mit einem Prinzessinnenkleid! Darauf bestehe ich. Wenn ich schon heirate, dann will ich es auch genau so haben, wie ich es mir als Mädchen vorgestellt hab.» Sie kicherte. «Jetzt kriegst du kalte Füße, was? Schau mir in die Augen, Kleiner. Das hier ist deine letzte Chance, noch einen Rückzieher zu machen.»
Der Mann mit dem fleischfarbenen Golf arbeitete tatsächlich im Kaufhof, aber er war seit dem 13. August im Urlaub.
Der Geschäftsführer schickte Astrid und Cox in die Herrenoberbekleidung im zweiten Stock, wo sie sich an den Abteilungsleiter Verweyen wenden sollten. Schweigend fuhren sie mit der Rolltreppe nach oben, Cox merkte, dass er Sodbrennen bekam.
Ein schmächtiger Mann von Anfang vierzig in dunkler Hose und einem Jackett mit Nehru-Kragen kam ihnen schon entgegengeeilt. «Sie müssen die Herrschaften von der Kripo sein! Folgen Sie mir doch bitte in mein Büro.» Beflissen wieselte er vor ihnen her.
«Stockschwul», raunte Cox.
«Was für ein dämliches Klischee», zischte Astrid zurück.
Bastian Schönfelder hatte ganz normal seinen Jahresurlaub genommen, für den er sich frühzeitig, schon im April, wie es in diesem Hause üblich war, eingetragen hatte.
Astrid warf Cox einen Blick zu. Waren sie schon wieder auf einer falschen Fährte?
Der Abteilungsleiter zupfte ein paar Flusen von seinem Hosenbein und
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