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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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eine große Schüssel Kartoffelsalat stand auf dem Tisch.
    «Ich habe David hochgeschickt, damit er sich schon mal seinen Schlafanzug anzieht. Wollen Sie ihn noch etwas fragen?»
    «Ist nur so eine Idee», meinte Astrid zögernd. «Hätten Sie wohl mal ein Blatt Papier?»
    «In der Schublade am Tisch.» Frau Wächter wendete mit ausgestreckten Armen die Fleischstücke, Fett spritzte auf. «Nehmen Sie sich einfach eins. Da bist du ja, David! Komm her, die Tante will dich noch was fragen. Setzen Sie sich doch!»
    Astrid holte Katharinas Filzstift aus der Tasche, zeichnete ein miederfarbenes Quadrat aufs Papier und füllte es aus. «Weißt du, was das für eine Farbe ist, David?»
    «Das ist Orange!»
    «Okay, du hast mir doch von dem kleinen Auto erzählt, das hinter dem großen silbernen hergefahren ist. Hatte das Auto diese Farbe?»
    «Ja, genau so eine, Orange.»
    Seine Mutter schüttelte lachend den Kopf. «Orange? Na, du bist mir vielleicht ein Held!»
    Astrid wagte noch einen Schuss ins Blaue. «Kannst du vielleicht schon ein bisschen lesen, David?»
    Der nickte stolz.
    «Druckbuchstaben schreibt und liest er schon ganz gut», erklärte Frau Wächter.
    Astrid lief ein Schauer über den Rücken. «Du hast mir doch erzählt, dass du das Nummernschild von dem orangefarbenen Auto gesehen hast. Meinst du, du könntest mir das aufmalen?»
    «Mach ich.» Er kletterte auf den Küchenstuhl, kniete sich hin und sah Astrid auffordernd an. «Ich brauch aber Schwarz.»
    «Ach klar, warte, ich hab einen Kuli.»
    David malte langsam und sorgfältig: KLEVE. Dann legte er die Stirn in Falten. «Und ganz hinten war eine 5», sagte er. «Weil ich nämlich auch bald fünf bin.»
    «Waren da noch mehr Zahlen drauf?»
    «Nur eine, aber ich weiß nicht, welche.»
    Astrid hätte den Kleinen am liebsten geküsst, aber das hätte ihm wohl kaum gefallen. Stattdessen drückte sie ihm die Hand. «Ich danke dir, David. Du bist wirklich großartig.»
     
    Sie wischte sich die feuchten Handflächen an ihren Jeans ab und startete den Wagen. Mit diesen Angaben, würde es ein Leichtes sein, den Halter des Fahrzeuges im Computer zu finden. Allzu viele Autos mit VE und einer 5 im Kennzeichen konnte es nicht geben, schon gar nicht in dieser merkwürdigen Farbe. Wenn David nicht phantasiert hatte … aber er schien ein eher nüchternes Kind zu sein.
    Ein bisschen mehr Nüchternheit konnte ihr auch nichts schaden. Sollte sie Helmut anrufen? Nein, Peter hatte Rufbereitschaft, der konnte ihr helfen.
    Sie atmete tief durch, um ihre flirrenden Nerven zu beruhigen, und griff zum Telefon.
     
    «Du bist ein Teufelsbraten!», rief Cox begeistert.
    Keine zehn Minuten hatten sie gebraucht.
    KLE – VE 65, ein VW Golf GTI, Baujahr 88, Farbe: marsrot.
    «Das erklärt’s», sagte Cox. «Wer sich in den Achtzigern ein rotes Auto gekauft hat, war angeschmiert, besonders bei VW. Die Farbe ist schrecklich ausgeblichen, bis hin zu Schweinerosa.»
    Der Halter des Wagens hieß Bastian Schönfelder, geboren am 11.   4.   74, wohnhaft in der Hagschen Straße. Astrid schaute auf die Hausnummer. «Das ist das Dreitürmehaus an der Linde. Wollen wir?»
    Cox hob mit dramatischem Gesicht die Fäuste und drückte beide Daumen.
    «Ziemlich schnieker Schuppen», meinte er, als sie wenig später ihr Auto auf dem Marktplatz abgestellt hatten und die Straße überquerten.
    «Ja, billig sind die Wohnungen hier nicht. Es gibt sogar ein Penthouse, und das in Kleve!»
    Schönfelder wohnte im ersten Stock.
    Cox ließ seinen Finger lange auf dem Klingelknopf, aber nichts rührte sich.
    «Ausgeflogen! Dann probieren wir’s mal bei den Nachbarn.»
    Der Türsummer, das Treppenhaus aus Sichtbeton mit rot lackierten Geländern, auch die Wohnungstüren waren rot.
    Im ersten Stock erwartete sie ein magerer Mann mit Nickelbrille und miesepetrigem Blick. In seiner Wohnung lief der Fernseher, und es roch nach Räucherstäbchen und Pizza.
    «Den Schönfelder habe ich schon länger nicht gesehen.»
    «Wie lange?»
    «Keine Ahnung.»
    «Lebt der Mann allein?»
    «Weiß nicht, glaub schon. Ich wohne erst seit zwei Monaten hier.»
    «Irgendwelche Verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn, mit denen er Kontakt hat, an die wir uns wenden könnten?»
    «Nicht, dass ich wüsste. Aber ich glaube, der arbeitet im Kaufhof. Jedenfalls hab ich den ein paar Mal da gesehen.»
    «Kann nicht irgendwas einfach mal klappen?», regte Astrid sich auf, als sie die Treppe wieder hinunterliefen. «Mir fällt zum Verrecken

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