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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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auch?»
    «Immer nur her damit», rief Cox zurück.
    Norbert van Appeldorn schlenderte heran, die Hände in den Hosentaschen.
    «Ihr stinkt nach Schweineköttel.» Gemächlich ging er an den Exponaten auf der Mauer entlang. «Interessante Ausbeute.» Er guckte verschmitzt. «Ihr seid ja schön fleißig.»
    «Verbindlichen Dank, du Blödmann! Und du würdest dir bestimmt keinen aus der Krone brechen, wenn du mithilfst», fuhr Astrid ihn an. «Nimm dir mal die Milchkammer vor.»
    «Nö.»
    «Also, hör mal!» Ihre Wangen färbten sich zornrot.
    «Komm wieder runter von der Palme, Astrid. Wir haben die Tatwaffe. Da hinten steht sie!» Er zeigte zur Obstwiese.
    Alle Köpfe flogen herum. Toppe schaltete als Erster. «Der Schafsbock?»
    «Der Schafsbock! Das Ergebnis aus Düsseldorf ist eben gekommen. An Joostens Kleidung befinden sich neben Lehm, Gras und Tierkot ausschließlich Spuren von Schafshaaren und Schafsblut.»
    Toppe wischte sich übers Gesicht. «Die Hörner! Keine Tritte, keine Schläge mit einem Gegenstand, sondern Stöße mit den Hörnern!»
    «Genau, und die kleineren Verletzungen könnten von den Hufen stammen.»
    «Ich werd verrückt», flüsterte Astrid benommen.
    Cox drückte ihr sein Klemmbrett in die Hand und trabte los. «Wenn das so ist, muss ja wohl Blut dran kleben.» Er stieg über den Zaun.
    «Nicht, Peter», rief Toppe, «der ist nicht angepflockt!»
    Aber Cox marschierte unbeirrt weiter.
    Bis auf ungefähr sechs Meter ließ der Bock ihn herankommen, dann schob er die Hörner vor und stürmte los. Cox stieß einen gurgelnden Laut aus, warf sich herum und gab Fersengeld. Sein teurer italienischer Hut flog ihm vom Kopf und segelte durch die Luft. Mit einem eindrucksvollen Sprung setzte Cox über den Zaun und hielt sich dann hechelnd die Seite.
    Look lachte meckernd und fing sich einen bösen Blick von Toppe ein.
    Der Schafsbock war in der Mitte der Wiese stehen geblieben und glotzte Cox hinterher. Dann senkte er den Kopf und fraß den Hut.
    «Du verdammtes Mistvieh», brüllte Cox. «Das ist ein Borsalino!»
    Toppe drehte sich schnell weg. «Ich rufe in der Zentrale an. Die sollen uns einen Tierarzt mit einer Betäubungsspritze herschicken.»
    «Besser wäre wohl ein Narkosegewehr», meinte van Appeldorn.
    «Völliger Quatsch! Das ist doch bloß ein Tier. Als wenn ich so einem blöden Schaf nicht beikomme», regte sich Look auf und stieß seinen Kollegen an. «Los, Willi.»
    «Lassen Sie’s lieber», warnte Toppe und ging zu seinem Auto. Aber er hatte die Tür noch nicht geöffnet, als ein Schuss ihn herumfahren ließ.
    Look stand breitbeinig, die Pistole in den Händen, sein Kollege rieb sich den Hintern, der Bock lag niedergestreckt im Gras.
    «Der hat uns angegriffen», wimmerte Willi.
    «Eben.» Look klang zufrieden. Er steckte die Pistole ein. «Und da musste ich ihm leider eine plästern. Ihr könnt jetzt kommen.»
    Astrid übernahm es, die hysterische Frau Eberhard, die mit nackten Füßen und im Schlafanzug aus dem Haus geschossen kam, aufzuklären und einigermaßen zu beruhigen.
    An beiden Hörnern des Tieres klebte getrocknetes Blut, auch im Brustfell gab es dunkle Spuren.
    Während sie auf van Gemmern warteten, sprachen sie kaum. Jeder von ihnen wusste, was diese Wendung zu bedeuten hatte.
    «Werden Sie den Kadaver ins Labor bringen lassen?», fragte Toppe.
    Van Gemmern sah ihn lange an. «Ich brauche euch hier eigentlich nicht mehr.»
    Toppe nickte, er hatte sich so etwas gedacht. Vermutlich würde van Gemmern die Hörner hier gleich an Ort und Stelle abtrennen, und da wollte er gar nicht dabei sein.
    «Mit Bonhoeffer setze ich mich selbst in Verbindung», fügte van Gemmern noch hinzu, dann war für ihn das Gespräch beendet.

Fünfzehn
    Tobias Joostens Tod war – so schwer sie auch daran schluckten – nichts als eine tragische Verquickung ungewöhnlicher Umstände gewesen, ein Unfall, der mit Geldeks Ermordung in keinem Zusammenhang stand.
    Sie waren wieder am Anfang.
    Cox hatte sofort wieder die Bögen mit Geldeks Namensabgleich verteilt, über denen sie schon vor zehn Tagen gebrütet hatten, und stand jetzt grübelnd vor seinem großen Diagramm.
    Die anderen brauchten und nahmen sich Zeit, den Schlag zu verdauen. Es blieb lange still.
    Dann stand Toppe plötzlich auf. «Eine Frage haben wir uns bisher noch nie gestellt», sagte er.
    Van Appeldorn blickte gespannt hoch, er kannte den Tonfall.
    «Ich meine, wir wissen, dass Geldek auf dem Oraniendeich verfolgt wurde. Aber die

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