Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
achtzehn. Ihr könntet euch eine eigene Wohnung nehmen und mich bei euch einziehen lassen.«
»Wir studieren nächstes Jahr.«
»Dann studiert ihr eben hier!«
»Du verstehst überhaupt nicht, worum es geht, oder?«, fuhr seine Schwester ihn an. »Mickey und ich haben es genauso eilig, von hier abzuhauen, wie Mom und Dad. Es gibt einfach zu viele Erinnerungen. Selbst das hier …« Sie deutete auf einen aus Radkappen aufgetürmten Weihnachtsbaum, den jemand in seinem Vorgarten aufgestellt hatte. »Logan hat Hampden geliebt.«
»Tut er bestimmt immer noch«, sagte ich. »Er kann jederzeit hierherkommen, wenn er will.« Okay, vielleicht nicht gerade zur Weihnachtszeit, wenn überall rote Lämpchen glühten und riesige Weihnachtsmänner in roten Anzügen an den Fassaden hingen.
Siobhan wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und rieb anschließend die verlaufene Wimperntusche von ihrem Zeigefinger. »Aber wenn wir wegziehen und er uns nicht mehr heimsuchen kann, entscheidet er sich vielleicht dafür, hinüberzuwechseln. Wir wollen doch nur, dass er Frieden findet. Die Vorstellung, dass er hier für immer verzweifelt herumirrt, macht mich total fertig.«
»Äh … zu dem Thema hab ich Neuigkeiten«, sagte Dylan.
Ich drehte mich so hastig zu ihm um, dass ein scharfer Schmerz durch meine Rippen fuhr. »Hast du mit Logan gesprochen? Was hat er gesagt?«
»Wenn wir den Prozess gewinnen, will er danach einen öffentlichen Übergang organisieren. Ich soll möglichst viele Leute ansprechen, damit alle zusehen können.«
»Alle?«, sagte Siobhan.
»Na ja, alle Post-Shifter.«
Ich lachte heiser. »Logan macht daraus eine Art Happening?«
»Das große Finale.« Siobhan schnaubte. »Das ist wieder mal typisch Logan.«
»Er hat sich schon ein Motto ausgedacht. Blaze of Glory .« Dylan sah mich an. »Wenn er die richtige Location findet, könnte ich mir vorstellen, dass es ganz cool wird. Am besten irgendwas in der Nähe des Gerichts, wo er schon mal gewesen ist.«
»Das Green Derby«, sagte Siobhan sofort. »Das ist der Pub, in dem Mickey und ich nächsten Monat auftreten. Logan war schon mal dort und der Laden ist nur ein paar Straßen vom Gerichtsgebäude entfernt. Oh Mann!« Sie schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Ich fasse es nicht, dass ich ihm auch noch dabei behilflich bin, die perfekte Bühne für seine One-Man-Show zu finden!«
»Du willst ihn doch genauso gern noch einmal sehen wie wir«, gab Dylan zurück. »Ich meine, klar, du kannst ihn nicht wirklich sehen, aber du siehst die Leute, die ihn sehen können, und dadurch gewissermaßen auch ihn … Äh, falls du verstehst, was ich damit sagen will.«
»Schon okay«, sagte Siobhan. »Ich muss zugeben, dass ich eine Gänsehaut bekomme, wenn ich mir die Leute im Publikum vorstelle, die ein letztes Mal seinen Namen rufen …«
Ich lehnte den Kopf zurück und starrte durch die Windschutzscheibe auf das Lichtermeer, bis es vor meinen Augen zu einer einzigen funkelnden Sonne verschwamm.
Logans Liebesaffäre mit seinem Publikum würde von einem letzten Abschiedskuss gekrönt werden, wie er uns nie vergönnt gewesen war.
»Und wenn ihr den Prozess verliert?«, fragte ich. »Was will er dann machen?«
»Auch wenn er nicht hinüberwechselt, will er auf jeden Fall ein kleines Konzert geben, damit die Leute nicht umsonst gekommen sind.«
»Aber wie stellt er sich das vor?«, sagte Siobhan mit erstickter Stimme. »Sollen wir etwa mit ihm auf der Bühne stehen? Hat er mal daran gedacht, wie hart das für uns wäre? Als würden wir auf seiner Beerdigung spielen. Warum ist er nicht gleich hinübergewechselt? Warum tut er uns das an? Nur um sich ein letztes Mal wie ein Gott feiern zu lassen?« Ihre Stimme brach. »Gott, Logan ist echt so ein Arschloch.«
Ich entdeckte ein paar Papierservietten in der Ablage in der Tür und reichte ihr eine. »Er ist kein Arschloch«, sagte ich leise. »Er ist einfach Logan.«
»Das ist doch dasselbe.« Sie schlug erschrocken die Hand vor den Mund. »Tut mir leid. So habe ich es nicht gemeint. Er war ein toller Bruder und ein ganz besonderer Mensch.«
»Ist er immer noch«, sagten Dylan und ich wie aus einem Mund.
»Ach, hört doch auf!« Siobhan riss noch eine Serviette aus dem Bündel, das ich in der Hand hielt. »Ihr seid echt Freaks, wisst ihr das?«
» Wir sind Freaks?«, sagte Dylan empört und zeigte aus dem Fenster auf einen der Vorgärten. »Und was ist dann der Typ, der den Weihnachtsbaum aus Bierdosen und
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