Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

aufregen oder sagen würde, dass ihm schwarzer Marmor mit einer eingemeißelten Gitarre lieber gewesen wäre.
    Aber Logan war nicht da. Vielleicht hatte er mittlerweile verstanden, dass all diese Rituale nicht für ihn bestimmt waren. Dass die Trauerfeier und der Grabstein für die wichtig waren, die zurückblieben – seine Eltern und Mickey und Siobhan.
    Dylan und ich standen irgendwo dazwischen. Denn als Post-Shifter konnten wir über seinen Tod hinaus mit ihm in Verbindung bleiben. Deswegen kam uns das alles wie eine Verhöhnung unserer Erinnerung an Logan vor, weil wir uns nicht nur so an ihn erinnerten, wie er zu Lebzeiten gewesen war, sondern auch so, wie er jetzt war. Violett.

Fünfzehntes Kapitel
    »Ich komme mir vor wie eure Taxifahrerin!« Megan bedachte Logan und mich im Rückspiegel mit einem genervten Blick.
    »Wäre es dir lieber, wenn Aura und ich nach vorn kommen würden?«, fragte er. »Dann könnte ich zwischen euch beiden auf dem Schaltknüppel sitzen. Oder gleich auf deinem Schoß.«
    Megan trat auf die Bremse. »Arschloch!« Ich hoffte, sie meinte damit den Touristen, der gerade aus einer der Strandbars in Fells Point kam und quer über die Fahrbahn torkelte. »Nächstes Mal fährst du, Aura.«
    »Ich bekomme das Auto zurzeit nicht, weil meine Tante immer so lange in der Kanzlei bleibt.«
    »Sie arbeitet nämlich bis spätnachts an meinem Fall«, ergänzte Logan und imitierte die Stimme des Moderators der VH1-Show Behind the Music . »War der Tod des jungen Logan Keeley das tragische Ende einer vielversprechenden Karriere oder vielleicht erst ihr Anfang?«
    »Mehr dazu nach der Werbung. Bleibt dran«, fügte ich kichernd hinzu.
    »Ich freu mich schon darauf, Dork Squad endlich wiederzusehen. Das ist der erste Gig nach dem schlimmen Unfall des Bassisten. Der arme Kerl lag wochenlang im Koma.« Logan trommelte einen begeisterten – wenn auch vollkommen geräuschlosen – Wirbel auf das Polster der Rückbank. »Oh Mann, ich werde nie das erste Konzert vergessen, das wir von ihnen gesehen haben. Na ja, wirklich viel gesehen haben wir nicht, weil dieser Scheißclub in Dundalk so klein war, dass wir draußen stehen mussten.«
    »Oh ja, an den Abend kann ich mich noch gut erinnern …« Der Club war so voll gewesen, dass wir das Konzert nur vom Hinterhof aus mitbekommen hatten. Wir lehnten neben der offenen Tür an einer Mauer, umarmten und küssten uns so leidenschaftlich, dass wir kaum Luft bekamen, und schoben unsere T-Shirts immer höher, um uns so nah wie möglich spüren zu können. Es war eine wahnsinnig heiße Nacht gewesen, und als ich mich später auszog, um ins Bett zu gehen, rieselten winzige Krümel vom Putz der Mauer zu Boden, die an meiner verschwitzten Haut geklebt hatten. Wenn die Band noch ein paar Songs mehr gespielt hätte, wären wir wahrscheinlich an Ort und Stelle übereinander hergefallen und hätten miteinander geschlafen.
    Ich sah aus dem Wagenfenster auf die Nachtclubs und Bars in Fells Point, vor denen sich die Feierwütigen drängten, und dachte an all die verpassten Gelegenheiten – die vielen Male, die Logan und ich beinahe miteinander geschlafen hätten. Es hatte immer irgendwelche Gründe gegeben, warum es nicht dazu gekommen war: nicht der richtige Ort, zu wenig Zeit, keine Kondome. Und als wir vor zwei Monaten endlich in meinem Bett gelegen und endlos viel Zeit und alle Ruhe der Welt gehabt hatten, hatte ich gekniffen. Als er in mich eingedrungen war, hatte ein plötzlicher scharfer Schmerz gereicht, um mich davon zu überzeugen, dass wir es vielleicht doch lieber lassen sollten. Denn wenn wir wirklich füreinander bestimmt waren, hätte unser erstes Mal doch perfekt sein müssen, oder? Wo blieben das Feuerwerk, der glitzernde Regenbogen und die explodierende Kometen?
    Gott, ich war so dämlich gewesen. Und jetzt war Logan gestorben, ohne jemals Sex gehabt zu haben, und mir würde höchstwahrscheinlich das gleiche Schicksal blühen, weil ich mir nicht vorstellen konnte, jemals mit einem anderen als ihm zusammen zu sein.
    Okay, das war gelogen. Ich konnte es mir vorstellen und tat es auch. Jedes Mal, wenn Zachary meinen Namen sagte, stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn seine Zunge über etwas anderes gleiten würde als über diese zwei Silben.
    Allerdings konnte ich mir auch vorstellen, welche Folgen das haben würde. Wie sehr es Logan fertigmachen würde, wie eifersüchtig, frustriert und verzweifelt er wäre. Und ich wusste, dass es das nicht wert war.
    »Das