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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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blicken lassen. Ich hatte auf dem Handy lauter Sprachnachrichten und SMS mit Geburtstagsglückwünschen von Megan und meinen anderen Freunden bekommen, nur mein mich angeblich liebender Freund hatte mir noch nicht gratuliert. Ich wusste nicht, ob ich beleidigt sein sollte – amüsierte er sich etwa an irgendeinem Strand, an dem die Keeleys mal Urlaub gemacht hatten, und hatte darüber meinen Geburtstag vergessen? – oder eher besorgt. Womöglich wurde er gerade von irgendwelchen übereifrigen Agenten des Obsidian Corps gejagt, die ihn im Verdacht hatten, zum Schatten zu mutieren.
    »Wow. Guck dir das an!« Zachary deutete an die niedrige Decke, an der lange Stangen befestigt waren. »Das sind die Stopfer, mit denen die Kanonen geladen wurden. Die Dinger sind unglaublich schwer.«
    »Aha.« Eine gerahmte Infotafel in der Nähe der Treppe wies darauf hin, dass sich die Mannschaftsquartiere im darunterliegenden Deck befanden. Ich hoffte, dass es dort etwas Interessanteres zu sehen gab als alte Geschütze und außerdem vielleicht ein bisschen wärmer war. Durch die Schießscharten in der Bordwand wehte ein so schneidender Wind, dass es fast so kalt war wie draußen.
    »Ich gehe schon mal runter«, sagte ich zu Zachary.
    »Alles klar. Ich lese das hier noch schnell zu Ende und komme dann gleich nach.« Er deutete auf eine weitere Infotafel, die er entdeckt hatte.
    Ich ging die enge Stiege nach unten und fragte mich, wann Zachary mir sein großes Geheimnis anvertrauen würde. Für unser Projekt war es natürlich toll, dass er sich so für Fakten und Zahlen interessierte, aber es wäre mir trotzdem lieber gewesen, er hätte sich ein bisschen mehr um mich gekümmert.
    Unter dem Kanonendeck war es tatsächlich um einiges wärmer, allerdings auch enger und dunkler. Sofort erschien ein violett schimmernder Mann in Kapitänsuniform, der so steif neben mir herspazierte, als rechnete er jederzeit mit einer Inspektion seines Schiffs durch einen Admiral. »Entschuldigen Sie bitte, Miss«, sprach er mich an. »Haben Sie vielleicht irgendwo meine Pfeife gesehen? Ich scheine sie verlegt zu haben.«
    Ich gab vor, ihn nicht gehört zu haben, und steuerte Richtung Bug – oder Heck? –, wo es etwas heller war. Dabei versuchte ich, nicht den Eindruck zu vermitteln, als würde ich vor ihm flüchten.
    Leider ließ sich der einstige Kapitän nicht so leicht abschütteln. »Ich will doch nur noch einmal ein kleines Pfeifchen schmauchen – danach wechsle ich auch ganz sicher hinüber. Diesen Schwur habe ich geleistet und ich werde mich daran halten.«
    Ich zog mir die Handschuhe und die Mütze aus und ging einen Gang entlang, der mit braunem Holz getäfelt und von schmalen Kajüten, deren Türen offen standen, gesäumt war. Von dort aus ging es weiter in eine Art großen Gemeinschaftsraum.
    Ein paar Meter von mir entfernt stand ein älteres Paar und las in einer Broschüre, die die Frau so hielt, dass der Mann über ihre Schulter mitlesen konnte.
    »Hier haben also die Offiziere gewohnt«, sagte sie gerade. »Die einfachen Matrosen mussten da hinten in dem großen Raum in Hängematten schlafen.«
    Ihr Mann schnaubte. »Das ist heute noch genauso. Als ich damals auf dem Frachter gearbeitet habe, hatten die Offiziere auch ihre eigene Messe.«
    »So helfen Sie mir doch, Miss«, sagte der Geist des Kapitäns hinter mir. »Nur ein einziges Pfeifchen.«
    Ich verkniff mir eine unhöfliche Antwort, weil ich wusste, dass er mich dann erst recht nicht in Ruhe lassen würde. Schließlich war dies sein Schiff und er war in seinem Leben bestimmt schon in jeder Ecke gewesen und konnte mir überallhin folgen.
    Obwohl an den Wänden Laternen hingen, war ihr Licht so dämmerig, dass ich deutlich die violette Gestalt sah, die in der Koje des dritten Leutnants lag.
    Das Paar ging auf dem Weg nach oben direkt durch den korpulenten einstigen Kapitän hindurch.
    »Ich will Ihnen keine Angst machen«, sagte er zu mir, und sein fahler Bart zitterte, während er sprach. »Wissen Sie, Sie erinnern mich an meine Tochter.«
    Wenn er gewusst hätte, wie oft ich diesen Satz schon gehört hatte.
    »Ich habe keine Pfeife dabei«, sagte ich zu ihm. »Und selbst wenn ich eine hätte, würde Ihnen das nichts nützen. Sie sind ein Geist. Akzeptieren Sie das endlich, und verschwenden Sie nicht Ihre Zeit damit, sich etwas zu wünschen, das Sie nicht haben können.«
    »Aber liegt genau das nicht in der menschlichen Natur?«
    Der Mann im Bett des dritten Leutnants entdeckte mich

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