Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
verschwand.
Nachwirkungen eines Schocks.
»Scheiße«, wisperte ich und nippte an meinem Tee.
»Ich fluche selten mit ordinären Bezeichnungen physiologisch bedingter Stoffwechselprodukte. Aber das trifft es«, sagte Sieraa, trank einen Schluck und starrte hinaus ins All.
Wir schwiegen noch eine Weile, dann waren unsere Becher geleert und der beruhigende Tee beruhigte uns.
»Das Zeug wirkt tatsächlich«, kommentierte ich und stellte den Becher ab.
Sieraa atmete tief ein. »Ich nehme an, wir sind Zeuge dessen geworden, was passieren kann, wenn Aureol seine Kräfte mobilisiert. Eine hohe Kontrolle von Energie und Materie.«
Ich dachte eine Zeit darüber nach und plötzlich fiel mir etwas auf. »Warum hat Aureol nicht gleich damit losgelegt?«
»Es muss eine Weile gedauert haben, ausreichend Energie zu sammeln. Womöglich hat es so schnell gehandelt, wie es ihm möglich war.«
»Vielleicht war die Rettungskapsel mit dem nachgemachten Truktock an Bord auch nur eine erste Falle und ein Köder.«
»Aureol will offenbar verhindern, dass du zu deinen Gefährten zurückkehrst. Womöglich haben wir jedoch ein Zeitfenster, das wir beim Anflug eines Systems nutzen können, bevor Aureol Gegenmaßnahmen treffen kann.«
»Wir müssen die genauen Zeiten unserer Ankunft im System, das Auftreten des Notsignals, unsere Landung auf Huu und alles andere im Logbuch nachsehen.«
»Es ist riskant, aber wir können damit versuchen, einen Zeitrahmen zu definieren, in dem wir uns gefahrlos in einem System umsehen können, bevor Aureol genug Energie gesammelt hat, um zuzuschlagen.«
Wir warfen die Decken fort, verließen das winzige Aussichtsdeck und machten uns sofort an die entsprechenden Berechnungen. Wir legten ein Vorgehen fest, an das wir uns halten wollten, wenn wir das nächste System aufsuchen würden. Leider hatten wir auf Huu kaum einen Anhaltspunkt für das nächste Ziel der Charybdis oder der Skylla gefunden. Sieraa durchforstete die Datenbank der Planeten Raroneas und hatte eine Idee.
»Istianit macht als Werkstoff in großen Mengen Sinn, wenn man es mit Kourianit mischen möchte. Es gibt drei mögliche Zielorte, die einen besonders einfachen Abbau des Stoffes vermuten lassen.«
»Zeig mal her!«
Ich sah auf den Bildschirm, las die Daten ab und versuchte intuitiv zu erraten, wohin sie geflogen sein mochten. Es gab ein System mit einem Planeten namens Iostarr, dessen Beschreibung nahe an Ara-Gemini III lag. Ich tippte auf den Eintrag und nickte Sieraa zu.«
»Die Vorkommen dort sind im Verhältnis zu den anderen potentiellen Zielen eher gering. Was lässt dich vermuten, dass sie ausgerechnet dorthin wollen?«
Ich grinste. »Sieraa! Ein Raumschiff voller Terraner und ein Planet wie dieser? Ich bitte dich! Wenn sie schon im Dreck wühlen müssen, dann können sie sich auch den schönsten Ort dafür aussuchen.«
Sie zog eine Grimasse und studierte die Daten, die ich hervorhob. »Sandstände? Korallenriffe? Ist das so reizvoll?«
»Und ob.«
»Wie du meinst. Diesmal gibt es kein Zögern. Wir werden so schnell wie möglich zum Planeten vordringen, sofort landen und uns rasch umsehen. Wichtig ist, dass wir bereits im Anflug den Abbauort mit den Fernsensoren lokalisieren. Wir haben keine Zeit, lange danach zu suchen.«
Ich überlegte einen Moment. »Sagt die Datenbank etwas darüber aus, wo die schönsten Urlaubsorte sind?«
»Das kommt darauf an. Was suchst du denn?«
»Stell dir vor, du wächst in einer der Unterwasserstädte der Floit auf. Sobald du dich mal an den Himmel und die Oberfläche gewöhnt hast, willst du doch bestimmt Luft und Sonne und Meer genießen. Wo gibt es am meisten davon?«
»Es wird eine Siedlung inmitten eines Archipels erwähnt. Ein Vorkommen von Kourianit ist jedoch nicht in der Nähe zu vermuten. Aber es gibt eine kleine Küstenstadt, die ganz in der Nähe eines Ortes liegt, der bereits zum Abbau von Kourianit genutzt worden ist.«
»Das könnte es sein!«
»Wir werden sehen. In den nächsten Tagen werde ich unsere Anzüge überarbeiten. Du solltest noch einmal einen Blick auf die Waffen werfen.«
»Meinst du die, die wir verloren haben?«
Sieraa zischte einen leisen Fluch. »Der Replikator kann nicht beliebig viel Stoffe herstellen. Die Grundzutaten werden einem Depot entnommen. Wir müssen sehen, was noch darin enthalten ist.«
Die Tage bis zum Verlassen des Systems verbrachten wir mit Vorbereitungen. Während des Fluges richteten wir die Sensoren immer wieder ängstlich auf
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