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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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berühren und indem er seine Wange an die Wand drückte, um den Saum des staubigen Nylongewebes herum auf die Straße hinunterschauen konnte. Aus diesem schrägen Winkel heraus sah er einen Mann in einer schwarzen Uniform, der neben dem Transporter auf dem Gehsteig stand und eine Taschenlampe in der Hand hielt. Der Mann trat vom Bordstein hinunter auf die Straße und schaute am Haus empor. Er war untersetzt und hatte etwas von einem Affen an sich. Die Arme wirkten zu lang für den massigen Rumpf. Auf einmal blickte er direkt in Kelsos Richtung – ein brutales, stupides Gesicht –, und Kelso wich zurück. Als er das nächste Mal einen Blick riskierte, sah er, wie der Mann sich bückte, um die Fahrertür zu öffnen. Er warf die Taschenlampe hinein und stieg dann selbst ein. Der Motor wurde angelassen. Der Transporter fuhr davon.
    Kelso wartete noch dreißig Sekunden, dann rannte er nach unten. Er war eingesperrt. Er konnte es einfach nicht glauben! Die Absurdität der Situation, in der er sich befand, war geradezu lachhaft. Er war in Berijas Haus eingesperrt! Die Eingangstür war riesig. Der Griff bestand aus einer großen Eisenkugel, und das Schloß hatte die Größe eines Telefonbuchs. Er rüttelte vergeblich an der Tür, dann schaute er sich um. Was war, wenn es hier eine Alarmanlage gab? In der Düsternis konnte er an den Wänden nichts entdecken, aber vielleicht handelte es sich eher um ein altmodisches System – wäre doch wahrscheinlicher, oder? –, etwas, das nicht durch Lichtschranken, sondern durch Druckmatten ausgelöst wurde? Der Gedanke daran ließ ihn erstarren.
    Was ihn schließlich wieder in Bewegung setzte, war die zunehmende Dunkelheit und mit ihr die Erkenntnis, daß er, wenn er nicht bald einen Weg nach draußen fand, die ganze Nacht hier im Stockfinsteren festsitzen würde. Neben der Tür war ein Lichtschalter, aber er getraute sich nicht, ihn zu benutzen – der Wachmann war offensichtlich einer von der argwöhnischen Sorte gewesen; durchaus möglich, daß er noch einmal am Haus vorbeifuhr. Außerdem war Kelso in Anbetracht der Stille des Hauses, seiner vollkommenen Leblosigkeit, davon überzeugt, daß alle lebenserhaltenden Einrichtungen abgeschaltet worden waren, weil man das Haus sowieso dem Verfall preisgegeben hatte. Er versuchte, sich an Rapawas Beschreibung der Umgebung zu erinnern, als dieser hereingekommen war, um Malenkows Anruf entgegenzunehmen. Daß er von einer Veranda hereingekommen war, durch eine Wachstube, an der Küche vorbei und in die Diele.
    Er eilte in die Dunkelheit des Korridors neben der Treppe, ertastete sich seinen Weg an der linken Wand entlang. Der Putz war glatt und kühl. Die erste Tür, auf die er stieß, war verschlossen. Die zweite war es nicht. Er spürte einen kalten Luftzug und hatte den Eindruck, daß es dahinter in die Tiefe ging, in einen Keller vielleicht – und machte sie schnell wieder zu. Die dritte Tür, die er ertastete, öffnete sich in das stumpfblaue Schimmern von Metalloberflächen. Es roch schwach nach altem Essen. Die vierte Tür war am Ende des Korridors, direkt vor ihm, und führte in den Raum, in dem sich wahrscheinlich einst Berijas Leibwächter aufgehalten hatten.
    Im Gegensatz zum restlichen Haus, das völlig ausgeräumt zu sein schien, gab es hier ein paar Möbelstücke einen einfachen Holztisch, einen Stuhl und eine alte Kommode – und ein paar Anzeichen für Leben. Ein Exemplar der Prawda – er konnte die vertraute Kopfzeile gerade noch erkennen –, ein Küchenmesser, ein Aschenbecher. Er berührte den Tisch und spürte Krümel. Schwaches Licht fiel durch zwei kleine Fenster. Zwischen ihnen befand sich eine Tür. Sie war verschlossen. Ein Schlüssel steckte nicht. Er betrachtete wieder die Fenster. Zu schmal, als daß er sich hätte hindurchzwängen können. Er holte tief Luft. Manche Gewohnheiten sind doch bestimmt auf der ganzen Welt gleich, dachte Kelso. Er fuhr mit der Hand auf der Oberkante der Zarge entlang, und da fand er ihn, den Schlüssel, und er ließ sich mühelos im Schloß drehen.
    Nachdem Kelso die Tür geöffnet hatte, zog er den Schlüssel heraus und legte ihn – man will doch immerhin so zuvorkommend sein – wieder auf die Zarge.
    Er gelangte auf eine schmale, ungefähr zwei Meter breite Veranda mit verwitterten Dielen und einem zerbrochenen Geländer. Er konnte den Verkehr hinter dem Garten hören und das ferne Dröhnen eines großen Jets im Anflug auf den Flughafen Scheremetjewo. Die Luft war kalt und roch

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