Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
Vom Netzwerk:
Sie gedanklich jeden Gegenstand von unten nach
oben und umgekehrt und verlassen sie sich auf ihre Instinkte, dann werden wir
Erfolg haben“.
    Sie schloss die Haustür auf. „Ich werde mir Mühe
geben, Herr Hauptkommissar“. Die schwere Eichentür quietsche in ihren Angeln.
Abgestandene Luft mit einer süßlichen Nuancierung schlug ihnen entgegen. Im
Flur stand auf einem edlen Büfett eine Kristallschale, zur Hälfte mit Quarzsand
gefüllt. Daraus ragten abgebrannte Räucherstäbchen, die vermutlich zum
süßlichen Luftaroma beigetragen haben dürften.
    Ungestüm, wie ein junges Fohlen, hetzte die
junge Beamtin durch den Flur und stand schon im Wohnzimmer. „Langsam, Langsam,
Frau Kollegin, nehmen Sie sich Zeit. Versuchen Sie sich vorzustellen, wer in
den Wänden wie gelebt hat. Stellen Sie sich vor, Sie müssten hier leben.
Besser, Sie lebten hier schon seit Jahren. Atmen Sie den Geist dieses Hauses
tief ein. Mich interessieren Ihre Intuitionen, was fühlen Sie?“
    Tief sog sie die abgestandene Luft ein und
drehte sich langsam auf ihren Absätzen. „Hier hat nie eine Frau gelebt“. Mit
einer weiten Armbewegung, die den gesamten Raum umfasste, erklärte sie: Das
hier ist ein typisches Schwulenambiente“.
    Hanson hatte längst die kleinen banalen Dinge,
die ein Schwulenleben begleiteten, erkannt und registriert. „Stimmt, aber wie
kommen Sie darauf?“
    „Kann ich nicht sagen, nur ein Gefühl eben. Und
der Hausherr dürfte schwul gewesen sein und hat in Plön Tennis gespielt“.
    Respekt, die Kleine ist gut, hat eine
vortreffliche Einfühlungsgabe, dachte Hanson und erinnerte sich an Gerbers
Feststellungen, dass ein Handgelenk des Staatssekretärs stärker ausgebildet
war. Squash oder etwas Ähnliches habe er gespielt, vermutete sein Freund.
„Warum sollte der Tote Tennis gespielt haben?“, verlangte Hanson zu wissen.
    Mit einem Kopfnicken in Richtung des
Schreibtisches antwortete sie: „Ganz einfach, dort, in der Griffelschale, die
scheckkartengroße Plastikkarte ist eine Mitgliedskarte und ein elektronischer
Key für einen Spind im Plöner Tennisverein. Mein Verlobter ist auch dort
Mitglied und hat die gleiche Karte“.
    Spind? Tennisverein? Dort, überlegte Hanson, ist
nichts durchsucht worden. Er konnte sich nicht erinnern, darüber im
Durchsuchungsprotokoll etwas gelesen zu haben. Nein, von einem Plöner
Tennisverein war nie die Rede gewesen.
    Die anderen Räume und alle Nebengelasse wurden
von Hanson durchsucht, wobei stets die junge Beamtin ihre Eindrücke und
Empfindungen schilderte. „Seltsam, Herr Hauptkommissar“, sagte sie in der
Garage, „ist der Politiker nicht in seinem Wagen aufgefunden worden, als es vor
zirka zwei Wochen heftig zu schneien begann?“
    „Stimmt, warum fragen Sie?“
    „Weil dort auf dem Felgenbaum, hinter dem Tor,
noch die Winterreifen des Daimlers hängen. Die hätten doch spätestens mit
Beginn des Winters aufgezogen sein sollen“.
    Nicht schlecht, dachte Hanson anerkennend. Die
Kleine werde ich im Auge behalten. Sie könnte für jede Kommission eine
Bereicherung sein. „Sehr aufmerksam, Frau Kollegin. Wie ist eigentlich Ihr
Name?, leider haben Sie sich nicht vorgestellt“.
    „Verzeihung, Ich heiße Ingrid Menzel. Menzel,
wie der Maler Menzel, bin aber leider nicht verwandt mit dem großen deutschen
Impressionisten“.
    „Macht nichts, dafür waren ihre Impressionen für
mich um so wertvoller, wenn Sie mich jetzt noch zum Tennisverein nach Plön
lotsen, wird unser gemeinsames Intermezzo auch schon beendet sein. Verschließen
Sie Garage, Chalet und Toreinfahrt wieder. Ich warte im Wagen, Sie fahren
voraus. Und vergessen Sie nicht diesen elektronischen Dingsbums, den Schlüssel
für den Spind“.
    Fünfzehn Minuten dauerte die Autofahrt. Fünfzehn
Minuten, in denen Hanson an die Winterreifen am Felgenbaum dachte. Es
irritierte ihn, die Winterreifen hatten sich in seinem Schädel festgesetzt.
Viele Fragen bohrten sich in seinen Kopf, warum nur gingen ihm diese verdammten
Reifen nicht aus dem Sinn. Hanson fand keine plausible Erklärung.
    Durch neugierige Blicke verfolgt durcheilten
beide das Vereinslokal und gelangten in die Umkleideräume.
    Leise und wie von Geisterhand öffnete sich der
Schrank, als Hanson die Karte durch den Schlitz des Spinds zog. Beide blickten
in eine gähnende Leere. Die dunkle Pappschachtel mit den sechs Tennisbällen sah
Hanson im Halbdunkeln des Schrankes nicht und war im Begriff enttäuscht die Tür
wieder ins Schloss zu

Weitere Kostenlose Bücher