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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wohl kaum in Schweiß
    geraten.
    Dort drin ging also noch etwas anderes vor.
    Die Präfekten brauchten nicht lange, um die Tür aufzu-
    bekommen. Sie glitt in den stark versteiften Rahmen zu-
    rück, und die große Öffnung einer geräumigen Andock-
    röhre wurde sichtbar. Sie war erleuchtet und rülpste Luft ins All. Ein Passagierschiff konnte pro Minute hundert Personen in diese Röhre entlassen, ohne dass die sich beengt fühlen mussten.
    Die Präfekten strömten in den leeren Tunnel, in dem
    Transportbänder nach beiden Richtungen liefen. Die Prä-
    fekten drückten eine Hand auf die klettbeschichtete Lauf-fläche und ließen sich, als hätten sie das Millionen Mal geübt, zum anderen Ende ziehen. Crissel folgte ihrem Beispiel, musste die Handfläche aber zweimal gegen das Band pressen, bevor er genügend Halt fand, um die Trägheit seines Körpers und des Anzugs zu überwinden. Dann raste er an einer Reihe bunter animierter Werbeplakate vorbei, die alle Neuankömmlinge mit vollen Geldbörsen in Kauflaune
    versetzen sollten.
    Allmählich wurde ihm bewusst, dass aus seinem Anzug-
    lautsprecher ein fernes Stimmchen drang, das immer wie-
    der das Gleiche sagte. Es war eine Frauenstimme.
    »Still«, befahl er, obwohl ohnehin kaum jemand sprach.
    »Ich höre etwas auf unserer Frequenz.«

    »Ich auch, Sir«, sagte einer der Außendienstpräfekten, möglicherweise die junge Frau, die ihn schon einmal angesprochen hatte. »Es ist eine Nachricht im Panoplia-Protokoll, Sir.«
    Crissel spitzte die Ohren, um die Worte zu verstehen. Bei der dritten oder vierten Wiederholung machte es plötzlich
    >Klick<.
    »... spricht Thalia Ng von Panoplia. Ich zeichne diese
    Nachricht fünf Stunden nach Ausfall der Abstraktion auf und werde sie so lange ständig wiederholen lassen, wie die Energiereserven meines Armbandes ausreichen. Ich habe
    den Votenprozessor gesichert und harre mit einer kleinen Gruppe von Überlebenden an der Turmspitze aus. Drau-
    ßen ... wir haben gesehen, wie die Maschinen die Menschen zusammentreiben. Die ersten wurden bereits getötet. Wir wissen nicht, wer hinter alledem steckt, jedenfalls hat er die hiesigen Servomaten vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Wir brauchen umgehend Hilfe. Ich weiß nicht, wie lange wir uns hier noch halten können, bis die Maschinen zu uns durchbrechen.« Eine Pause trat ein, dann begann
    die Nachricht von vorne. »Hier spricht Thalia Ng von Panoplia. Ich zeichne diese Nachricht fünf Stunden nach Ausfall der Abstraktion...«
    »Thalia«, sagte Crissel. »Hören Sie mich? Hier spricht
    Oberpräfekt Michael Crissel. Wiederhole, hier spricht Michael Crissel. Bitte melden Sie sich.«
    Er bekam keine Antwort, nur die Endloswiederholung
    ihrer Nachricht. Crissel unternahm noch einen Versuch,
    dann gab er sich kopfschüttelnd geschlagen. »Es hat keinen Sinn«, sagte er. »Sie ist offensichtlich nicht...«
    »Sir«, meldete sich eine schwache, gehetzte Stimme.
    »Hier spricht Thalia. Ich kann Sie hören. Haben Sie meine Nachricht empfangen?«
    »Wir haben Ihre Nachricht empfangen, Thalia. Die Ver-
    bindung ist schwach, aber wir hören Sie. Wir befinden uns im Andockkomplex. Sind Sie noch am Votenprozessor?«

    »Noch halten wir stand, Sir.« Ihre Erleichterung war förmlich mit Händen zu greifen. »Ich bin so froh, dass Sie da sind. Ich weiß nicht, wie lange wir uns noch verteidigen können. Die Maschinen lernen dazu, sie passen sich an ...«
    Crissel rief sich den Grundriss des Habitats in Erinne-
    rung, den er sich vor dem Abflug eingeprägt hatte. »Thalia, hören Sie genau zu. Wir sind noch weit von Ihnen entfernt, viele Kilometer, selbst wenn wir es schaffen, durch die Schleusen zu kommen.«
    »Aber Sie sind hier, Sir! Ich denke, wir können durchhalten, bis Sie den Turm erreichen, nachdem wir jetzt wissen, dass Hilfe unterwegs ist. Wie viele Schiffe haben Sie mitgebracht?«
    »Leider nur das eine.«
    »Ein einziges Schiff?« Zorn und Ungläubigkeit kämpften
    in ihrer Stimme.
    »Und das ist nicht in allzu gutem Zustand. Ich führe einen kleinen Trupp von Außendienstpräfekten an, mehr war auf die Schnelle nicht zu mobilisieren. Wir sind bewaffnet und zum Kampf bereit.« Er tat alles, um sich selbst aufzumuntern. »Wir sind hier, um Haus Aubusson zurückzuerobern, und das werden wir tun. Bleiben Sie, wo Sie sind, Thalia, dann passiert Ihnen nichts.«
    »Sir«, sagte Thalia, »ich muss Schluss machen. Mein Armband hat kaum noch Saft, und ich würde gern noch

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