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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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den Ausgang.«
    »Aber Sie können die andere Tür notfalls doch wieder
    öffnen?«
    »Natürlich, Sir. Dauert nur ein paar Sekunden.«
    »Dann los!«, befahl Crissel.
    Crissel war auf alles gefasst, als die Tür aufging und
    luft in den Tunnel rauschte. Auf der anderen Seite lag
    eine riesige Zollabfertigungshalle ohne Schwerkraft, in die ein Dutzend Andockkorridore mündete. Die Werbung
    lief noch immer. Mit Draht versteifte Fahnen aus bunten Neidenstoffen schmückten den kugelförmigen Raum. Einige hatten sich durch den Luftzug losgerissen. Riesige Seepferde und Seedrachen aus Eisen trugen ein unübersichtliches Gewirr von farbcodierten Transportbändern, die sich durch die Schwerelosigkeit schlängelten. Crissel versuchte sich vorzustellen, wie Tausende von Passagie-ren mit diesen Bändern fuhren, ungeniert bunte Gestalten mit und ohne entoptischen Zierrat, ein endloser Strom
    funkelnder menschlicher Edelsteine. Er hatte solche Habitate nur selten besucht und fühlte sich auch dem Blutstrom der Glitzerbandgesellschaft kaum jemals wirklich zugehörig. Jetzt bedauerte er für einen Moment, dass Panoplia Ihn zu einem so entsagungsvollen Lebensweg gezwungen
    hatte.
    Kr drängte den Gedanken zurück. »Das rote Band bringt
    uns geradewegs auf die andere Seite«, sagte er. »Abmarsch.«

    In diesem Augenblick gaben sich die Maschinen zu er-
    kennen. Sie waren die ganze Zeit im Raum gewesen, hatten sich aber hinter den vielen schwarzen Eisenskulpturen versteckt. Als sie nun auftauchten, musste Crissel fast lachen.
    Belustigung, das selbstironische Gefühl, seinen Meister gefunden zu haben, war die einzige menschliche Reaktion auf eine tödliche Falle, aus der es kein Entrinnen gab, die jetzt noch möglich war.
    »Feindliche Objekte«, sagte er. »Servomaten. Nehmt sie
    ins Visier. Höchste Leistungsstufe. Feuer frei!«
    Doch während er noch sprach, erkannte er, dass die Ma-
    schinen zu zahlreich und die Präfekten zu wenige waren.
    Sein Trupp hatte bereits das Feuer eröffnet und einige der anrückenden Servomaten zerstört. Aber die Maschinen lie-
    ßen sich nicht aufhalten. Sie waren überall, strömten aus dunklen Winkeln hervor, flogen durch die Luft oder suchten sich einen Weg entlang der vielfach gewundenen Transportbänder. Immer neue kamen aus den Röhren gehastet,
    die von der Abfertigungshalle wegführten.
    Crissel war an Servomaten gewöhnt, sie waren ihm so
    selbstverständlich, dass er sie normalerweise kaum noch wahrnahm. Aber diese Maschinen bewegten sich nicht wie
    gewöhnliche Servomaten. Sie wirkten insektenhaft flink, aufgedreht wie Comicfiguren. In der Masse handelten sie zielbewusst und koordiniert, doch jedes Individuum be-nahm sich chaotisch. Wer zu langsam oder zu ungeschickt war, wurde von der Marschkolonne unerbittlich mitgerissen, niedergetrampelt oder beiseite geschleudert. Sie hatten keine Waffen im eigentlichen Sinn, aber jede Gliedmaße, jeder Manipulator, jede Sonde wurde in irgendeiner Form zum Angriff eingesetzt. Einige der Anhängsel waren offenbar umgestaltet worden, um die Wirkung noch zu erhö-
    hen. Die Klauen hatten blitzende Schneiden bekommen,
    die Arme endeten in gefährlich gekrümmten Sicheln oder
    scharfen Spießen. Eine wahre Mörderarmee. Und dabei

    leuchteten die Maschinen immer noch in kräftigen Far-
    ben und waren mit den Symbolen ihrer einstigen Funktio-
    nen gekennzeichnet: Hier eine Haushaltsmaschine, dort ein Gärtner oder ein freundlicher Medizin-Servomat. Der rund-liche Panzer eines vielbeinigen Kinderbetreuers war sogar rot mit schwarzen Punkten wie ein Marienkäfer und zeigte an der Vorderseite ein lachendes Gesicht.
    Die Präfekten feuerten, was ihre Gewehre hergaben, aber sie konnten den Vormarsch nur verlangsamen, nicht zurück-schlagen. Die Panzerungen der meisten Maschinen waren so leicht, dass sie bei einem Volltreffer zerrissen wurden.
    Aber die Nachfolgenden schnappten sich die Trümmer
    Ihrer zerstörten Kameraden und verwendeten sie als Schilde oder Keulen. Und bald wurde es schwierig, sie überhaupt noch auszuschalten.
    Crissel hätte die ersten menschlichen Opfer fast übersehen. Als die Servomaten über die Präfekten in ihren gepanzerten Raumanzügen herfielen, waren Menschen und Ma-
    schinen kaum noch auseinanderzuhalten. Er sah nur wild
    um sich schlagende Gliedmaßen und hörte das Quietschen
    von Metall und Keramik auf der Panzerung. Erst als zwei kopflose Körper zwischen den Eisenskulpturen hindurchschwebten und Blutfontänen aus den

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