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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Drey-
    fus. »Sie müssten eine Krise bewältigen und haben nach
    Ihrem Kenntnisstand die bestmögliche Entscheidung ge-
    troffen.«
    »Das ist noch nicht alles.« Baudry spielte so hektisch mit ihren Fingern, als wollte sie ihre Hände in ihre Einzelteile zerlegen. »Jetzt ist mir auch klar, dass Gaffney Janes Absetzung gezielt betrieben hat. Nicht aus Sorge um sie oder um Panoplia, sondern weil er fürchtete, dass sie früher oder später zwei und zwei zusammenzählen würde.«
    »Also musste sie weg«, sagte Dreyfus mit einem Nicken.
    Wieder huschte Baudrys Blick zur Trennwand. »Wenn
    Demikoff fertig ist... ich muss mit ihm über Jane sprechen.
    Halten Sie sie für stark genug, das Kommando wieder zu
    übernehmen?«
    »Selbst wenn sie es nicht wäre, wir brauchen sie.«
    »Wie ein Schaltkreis seine Sicherung, auch wenn sie
    jeden Moment durchbrennen kann.« Baudry erschauerte
    bei dem Gedanken. »Dürfen wir das tun? Dürfen wir Jane
    einer Belastung aussetzen, die sie töten könnte?«
    »Lassen Sie Jane entscheiden.«
    »Crissel und ich hatten andere Gründe als Gaffney, warum wir sie aus dem Amt entfernen wollten«, sagte sie nachdenklich. Sie hatte offenbar vergessen, dass sie mit Dreyfus nicht allein im Taktikraum war. »Aber auch das kann unsere Handlungsweise nicht rechtfertigen.«
    »Wenn Crissel unrecht getan hat, so hat er es wiedergutgemacht, als er diesen Systemkreuzer bestieg.«
    »Und was ist mit mir?«
    »Holen Sie Jane zurück und sprechen Sie mich von jedem
    Verdacht frei, das wäre ein guter Anfang.«
    Sie schien ihn nicht gehört zu haben. »Vielleicht sollte ich den Dienst quittieren. Ich habe den Generalpräfekten verraten und mich von einem anderen Oberpräfekten täuschen und manipulieren lassen ... ich habe dem einzigen Menschen misstraut, dem ich hätte glauben sollen. In den meisten Organisationen würden solche Fehler mit fristloser Entlassung bestraft.«
    »Bedaure, Lillian, aber so leicht kommen Sie mir nicht
    davon«, sagte Dreyfus. »Es braucht schon mehr als ein paar falsche Entscheidungen, um lebenslange Treue zu Panoplia einfach auszulöschen. Noch vor einer Woche waren Sie
    eine hervorragende Oberpräfektin. Aus meiner Sicht hat sich daran nicht viel geändert.«
    »Sie sind ... sehr großzügig«, räumte sie ein.
    »Ich denke nur an die Organisation. Wir haben mit Cris-
    sel bereits einen guten Mann verloren. Deshalb brauchen wir Jane Aumonier. Und deshalb brauchen wir auch Lillian Baudry.«
    »Und Tom Dreyfus«, ergänzte sie. »Ja, Sie können sich als entlastet betrachten.«
    »Hoffentlich gilt das auch für Sparver.«
    »Natürlich. Er hat sich nicht falsch verhalten, er hat nur einen Kollegen unterstützt, und er verdient, dass ich mich persönlich bei ihm entschuldige.«
    »Ich möchte, dass er in den Archiven wühlt und alles über Aurora Nerwal-Lermontow und die anderen Alpha-Kopien
    ausgräbt, was er finden kann.«
    »Ich sorge dafür, dass er die nötigen Hilfen und die erforderlichen Privilegien erhält. Sie glauben tatsächlich, es handelt sich um dieselbe Frau?«
    Dreyfus nickte zur Trennwand hin. »Wir haben es aus be-
    rufenem Munde gehört. Sozusagen. Wir werden von einem
    Geist in der Maschine verfolgt. Jetzt brauchen wir nur noch einen Geisterjäger, der ihn zur Strecke bringt.«
    Jane Aumonier wurde ohne Vorwarnung und ohne große
    Umstände in die Welt zurückgestoßen. Sie hatte nach langem Überlegen entschieden, dass sie Dunkelheit und Stille der begrenzten Auswahl an Zerstreuungen vorzog, die ihr Gaffney und die anderen gelassen hatten, als sie ihr die Exe-kutivgewalt nahmen. Damit leistete ihr nur noch der Skarabäus Gesellschaft, aber sie hatte in den elf Jahren, seit er sich an ihren Nacken geheftet hatte, die Erfahrung gemacht, dass sie sich, wenn die Umstände es erforderten, in einen privaten Winkel ihres Bewusstseins zurückziehen konnte, eine kleine Festung, in die nicht einmal ihr Peiniger eindringen konnte. Lange hatte sie sich in dieser geistigen Bastion nie halten können, aber sie hatte ihr immer zur Verfügung gestanden, wenn es nötig war. In diesem Schutzraum spielte sie Klavierstücke von eisiger Kälte und tiefer Schwermut.
    Vor dem Skarabäus hatte sie oft Klavier gespielt. Jetzt ließ er nicht einmal mehr ein kleines Holoinstrument in ihre Nähe, ganz zu schweigen von einem richtigen Pianoforte.
    Aber sie beherrschte die Griffe noch immer, und wenn sie sich ganz abgeschottet hatte, erzeugten ihre Finger das laut-lose Echo einer

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