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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wenn er die Grenze überschreitet.«

»Trotzdem hat er einiges zu erklären«, sagte Dreyfus.

    »Da haben Sie sicherlich recht.« Aumonier atmete tief
    ein, um sich zu beruhigen. »Und jetzt sagen Sie mir, mit wem wir es zu tun haben. Gibt es einen Namen?«
    »Die Drahtzieherin hinter den Eroberungen ist Aurora
    Nerwal-Lermontow. Sie war eine von den Achtzig, Jane.
    Das heißt, sie ist tot; sie existiert nur noch als ein System von körperlosen Mustern im Speicher einer Maschine. Muster, die vermutlich so stabil sind, als wären sie mit Tinte geschrieben.«
    Aumonier verarbeitete die Information und sichtete ihre Erinnerungen. Sie bestätigten ihr, dass die Nerwal-Lermontow tatsächlich zu den Familien gehörten, die Calvin Sylvestes Experimente mit Bewusstseinskopien finanziell unterstützt hatten. Das ist fünfundfünfzig Jahre her, dachte sie. Aber das Grauen der Achtzig leuchtete auch nach einem halben Jahrhundert in der Fantasie der Öffentlichkeit noch so hell wie eh und je.
    »Selbst wenn ich das akzeptiere... woher wissen wir, dass diese Aurora hinter allem steht?«
    »Eine Zeugin hat es mir gesagt. Sie wurde als Geisel in einem Felsen gefangen gehalten, der Auroras Familie ge-hörte. Meine Zeugin berichtete von Kontakten mit einer Entität namens Aurora.«
    »Diese Zeugin ...«
    »War eine Synthetikerin, die sich Clepsydra nannte. Von jetzt an wird es kompliziert.«
    »Nur zu.«
    »Clepsydra war eine der Überlebenden eines ganzen Schiffes, das in diesem Felsen gefangen gehalten wurde. Es befand sich so tief unter dem Gestein, dass sie keine Chance hatten, Verbindung zu anderen Synthetikern aufzunehmen.«
    »Noch kann ich folgen.«
    Dreyfus lächelte. »Das Schiff war mit hochentwickelter
    Technik ausgestattet - mit einer Anlage namens Exordium, die es den Synthetikern erlaubte, in die Zukunft zu sehen.«

    »Wenn mir das nicht Tom Dreyfus erzählte, würde ich
    Mercier mit dem kompletten Instrumentarium zur psychia-
    trischen Renormierung antanzen lassen.«
    »Die Synthetiker müssen sich in einer Art Traumzustand
    befinden, um deuten zu können, was ihnen die Anlage
    zeigt. Die Ergebnisse sind unscharf, aber ein verschwommener Blick in die Zukunft ist immer noch besser als kein Blick in die Zukunft.«
    »Ich würde die Maschine auf der Stelle kaufen.«
    »Scheint aber unverkäuflich zu sein. Deshalb musste Au-
    rora die Synthetiker in ihre Gewalt bringen und sie zwingen, für sie mit diesem Exordium zu arbeiten. Nichts anderes haben sie nämlich die ganze Zeit über in dem Felsen getan: Sie haben für Aurora in die Zukunft geschaut. Um Dinge zu sehen, die sie selbst nicht sehen kann.«
    »Und was haben sie gesehen, Tom?«
    »Das Ende der Welt. Eine große Seuche, wie Clepsydra
    sich ausdrückte. Mehr konnten die Träumer nicht erken-
    nen. Aurora wollte sie immer wieder überreden, die Bilder anders zu deuten. Wenn sie ihr nicht das zeigten, was sie sehen wollte, drehte sie die Daumenschrauben fester.«
    »Ich muss mit dieser Clepsydra sprechen«, sagte Aumo-
    nier. »Mag sein, dass der Skarabäus sie nicht in diesem Raum dulden wird, aber sie braucht nicht körperlich anwesend zu sein - mir genügen eine Stimme und ein Ge-
    sicht.«
    »Ich würde Ihnen diesen Wunsch gern erfüllen«, antwor-
    tete Dreyfus bedrückt. »Aber Gaffney hat sie getötet und dann versucht, mich mit der Tat zu belasten. Nachdem sie so viele Informationen aus unseren Archiven gesaugt hatte, war die Gefahr groß, dass sie Auroras Standort ausfindig machen und vielleicht sogar eine Schwäche erkennen
    könnte, die sich gegen sie verwenden ließe. Deshalb musste sie verschwinden. Aber Clepsydra hat ihm schließlich doch noch gezeigt, wer der Stärkere war.«

    »Und was ist mit Gaffney? Wenn er für Aurora arbeitet,
    müssten wir doch etwas Brauchbares aus ihm herausbe-
    kommen?«
    »Das hoffe ich aufrichtig. Ich will alles erfahren, was er weiß. Danach können wir uns eine angemessene Reaktion
    überlegen. Ich will diese Habitate wiederhaben. Und meinen Unterpräfekten erst recht.«
    »Sie sind sich aber im Klaren darüber, dass Thalia bereits tot sein könnte, Tom? Es tut mir leid, aber jemand muss es aussprechen. Sie sollten sich möglichst früh mit dieser Möglichkeit auseinandersetzen.«
    »Sie ist erst tot, wenn wir ihre Leiche bergen«, sagte Dreyfus. »Bis dahin befindet sie sich hinter den feindlichen Linien.«
    »Ich billige Ihre Einstellung voll und ganz, ich warne Sie nur davor, sich allzu große Hoffnungen zu

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