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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Komposition, die, zehn Millionen Parsek von ihrer Bürosphäre entfernt, in ihrem Kopf erklang. Diese stumme Musik war das Einzige, was ihr der Skarabäus nicht hatte rauben können.
    Ihre Lider waren geschlossen, als der Raum unaufgefor-
    dert heller wurde. Sie konnte es nicht wagen, die Augen zu lange zuzumachen, um nicht das Schreckgespenst des
    Schlafs einen Schritt näher zu locken. Aber wenn sie es tat, wurde die Dunkelheit selbst in der absoluten Schwärze der unbeleuchteten Sphäre tiefer und ruhiger.
    »Ich habe nicht ...«, begann Aumonier und blinzelte in
    die jähe Flut von Helligkeit, Farbe und Bewegung. Die Musik zersprang in Scherben, ging unwiederbringlich verloren.
    »Schon gut«, sagte eine Stimme irgendwo zu ihrer Rech-
    ten. »Sie erhalten gerade alles zurück, was man Ihnen genommen hat, Jane.«
    Sie drehte den Kopf. Die Stimme kam von einer schwar-
    zen Gestalt, die im Dunkeln in der schwarzen Öffnung der Zugangswand stand. »Tom?«

    »In Lebensgröße. Leider ohne Schuhe.«
    Ringsum öffneten sich die Datenleitungen, und allmäh-
    lich füllte sich die Innenfläche der Kugel. Sie erkannte die Konfiguration wieder, es war eine ihrer gewohnten Einstellungen, die dem Blick auf bestimmte Habitate den Vorzug vor anderen einräumte. Das Glitzerband da draußen war
    also immer noch da. Für einen Moment spürte sie einen
    Anflug von Verärgerung darüber, dass ihr Reich sich selbst verwaltet hatte, obwohl sie vom Thron gestoßen worden
    war.
    »Wo waren Sie denn?«, fragte sie, als sich die schwarze Gestalt an einer Sicherheitsleine einklinkte und auf sie zuschwebte.
    »Wie viel hat man Ihnen erzählt?«, fragte Dreyfus. Das
    wachsende Licht zauberte bläuliche Reflexe auf sein Ge-
    sicht. Er wirkte verquollen und irgendwie zerzaust.
    »Nichts hat man mir erzählt.«
    »Sie werden wieder in Ihr Amt eingesetzt«, sagte Dreyfus.
    »Natürlich nur, wenn Sie wollen.«
    In Ermangelung von Besuchern hatte sie in letzter Zeit
    das Sprechen fast verlernt. Die Worte klangen leicht verwaschen, als wäre sie eben erst aufgewacht. »Was ist mit Crissel, Gaffney, Clearmountain? Und mit Baudry? Sie waren
    doch sicher nicht damit einverstanden.«
    »Sagen wir, die Verhältnisse haben sich geändert. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Crissel tot ist.
    Gaffney - ein Verräter, wie sich herausstellte - wird zurzeit operiert. Baudry konnte ich eben noch davon abbringen,
    ihren Rücktritt einzureichen. Ich denke, sie hat begriffen, dass es ein schwerer Fehler war, Sie abzusetzen.«
    »Moment«, sagte Aumonier. »Was ist mit Crissel passiert?«
    »Wir haben die Verbindung zu ihm verloren, als er ver-
    suchte, mit einem Trupp Außendienstpräfekten in Haus
    Aubusson einzudringen. Wir haben auch die Verbindung
    zu diesem und drei anderen Habitaten verloren.«

    »Niemand hat mich informiert«, erklärte sie.
    »Wir sprechen von denselben vier Habitaten, die Thalia
    besuchen wollte, um die Votenprozessoren aufzurüsten.
    Sieht so aus, als hätte man uns reingelegt, Jane. Thalias Installation mag eine Sicherheitslücke geschlossen haben, aber sie hat zugleich eine viel größere aufgerissen. Groß genug, dass eine militante Partei diese Habitate unter ihre Kontrolle bringen konnte.«
    »Sie glauben, Thalia war an dieser Verschwörung betei-
    ligt?«
    »Nein, sie wurde ebenso getäuscht wie wir anderen. Ei-
    gentlich wollte ich auf das Schiff, mit dem Crissel nach Aubusson flog, aber Gaffney hatte andere Pläne.« In Dreyfus'
    Zügen spiegelte sich düstere Resignation. »Es hätte allerdings nicht viel geändert.«
    »Was ist mit Gaffney?«
    »Er arbeitete innerhalb Panoplias für unsere Feinde. Gut möglich, dass er Thalias Update so veränderte, dass es die beschriebene Wirkung hatte.«
    Aumonier schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich hätte She-
    ridan niemals für einen Verräter gehalten.«
    »Wie ich ihn einschätze, glaubte er, das Richtige und Notwendige zu tun, auch wenn er sich dabei gegen die eigene Organisation stellen musste. Aus seiner Sicht sind wir die Verräter, wir lassen das Glitzerband im Stich, indem wir unsere Pflichten nicht so ernst nehmen, wie er es für nötig hält.«
    »Wenn Sie recht haben, tragen wir zumindest eine Teil-
    schuld.«
    »Wieso das?«
    »Die Organisation formt Männer wie Gaffney. Ein tüchti-
    ger Präfekt ist ohnehin nur eine Stufe von einem Mons-
    ter entfernt. Die meisten von uns bleiben auf der richtigen Seite. Aber wir können niemandem große Vorwürfe machen,

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