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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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geschieht, wo immer er auch ist. Wir haben nämlich noch einiges miteinander zu klären. Sind Sie sicher, dass nicht er hinter dieser Entlassung steckt, Doktor?«
    »Mit Dreyfus hat das nichts zu tun. Ich billige Ihre Handlungsweise nicht, Sheridan, aber das heißt nicht, dass ich billige, wie man Sie behandelt hat.«
    »Dann also Aumonier? Hat sie den Befehl gegeben?«
    »Jane ist nicht in der Verfassung, irgendwelche Befehle zu geben«, sagte Mercier und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Gaffney brauchte von der laufenden Operation nichts zu wissen.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich ... ich habe schon genug gesagt.«
    »Wo ist sie?« Gaffney legte den Kopf schief. »Ist etwas passiert, Doktor? Wird etwas mit ihr gemacht ? Wenn ich recht überlege, war es hier in letzter Zeit ziemlich ruhig.«
    »Reden wir nicht von Jane. Ich versichere Ihnen, dass Sie es in einer Arrestzelle nicht weniger bequem haben werden als hier, außerdem werden Sie ständig von Maschinen überwacht. Sollten irgendwelche Komplikationen auftreten, dann wird man sich sofort um Sie kümmern.«
    »Sie machen mir die Verlegung so schmackhaft«, spottete Gaffney, »dass ich kaum ablehnen kann.«
    »Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg, Sheridan.«
    »Das wünschte ich auch, mein Sohn.« Gaffney setzte
    eine Miene schicksalsergebener Entschlossenheit auf. »Aber Not kennt kein Gebot. Können Sie mir beim Aufstehen behilflich sein? Mein Rücken ist wohl ein wenig steif geworden.«
    Mercier legte Notepad und Eingabestift ab und beugte
    sich über den Patienten, um ihm auf die Beine zu helfen.
    Wie der Blitz stand Gaffney neben ihm, drehte ihm den
    rechten Arm auf den Rücken und presste ihm den Eingabe-
    stift seitlich gegen den Kehlkopf. Der Stift war stumpf, aber Gaffney übte so viel Druck aus, dass der Schmerz unangenehm heftig war.

    »Ich gebe zu, ich fühlte mich etwas kräftiger, als es den Anschein hatte«, sagte er. »Tut mir leid, Doktor, aber ich werde mich auf keinen Fall in eine Gefängniszelle verlegen lassen.«
    Durch den Druck auf den Kehlkopf fiel Mercier das Spre-
    chen schwer. »Sie kommen hier nicht raus.«
    »Wir machen einen Spaziergang zu Ihrem Büro.«
    Mercier schlurfte mit kleinen Schritten seitwärts, wäh-
    rend Gaffney ihm weiter den Stift an die Kehle presste.
    Sein Herz raste, und sein Atem ging immer schneller. »Mein Arm«, protestierte er.
    »Zur Hölle mit Ihrem Arm. Machen Sie die Tür auf.«
    Mercier lotste ihn in den Verwaltungstrakt. Er hegte die leise Hoffnung, dort jemandem zu begegnen, der entweder Gaffney ruhigstellen oder Alarm schlagen könnte. Aber da das gesamte medizinische Personal mit Demikoff im Operationssaal war oder oben an der Rampe auf das Eintreffen des Systemkreuzers wartete, war der Klinikbereich verlassen.
    »Kommen Sie ja nicht auf die Idee, um Hilfe zu schreien«, warnte Gaffney. »Gehen Sie zu Ihrem Schreibtisch. Ziehen Sie den Stuhl heraus und setzen Sie sich.«
    In Merciers Büro gab es nur träge Materie. Das Mobiliar war bewusst altmodisch gehalten, so wie er es liebte. Aber selbst wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, ihm hätten die Selbstbeherrschung und die Geistesgegenwart gefehlt, um eine Waffe oder eine Fesselung entstehen zu lassen.
    »Was haben Sie mit mir vor?«, fragte er, als er sich setzte.
    Gaffney presste ihm immer noch den Stift gegen den Hals.
    »Sie werden mir noch den Arm ausrenken!«
    »Das kann bei einem Arm schon mal passieren. Und jetzt
    öffnen Sie die Schreibtischschublade zu Ihrer Rechten.«
    »Meine Schublade?«
    Gaffney verstärkte den Druck auf den Stift wie auf den
    Arm. »Ich habe wirklich keine Lust, alles zweimal zu sagen, mein Sohn.«

    Mercier fasste den Griff mit der Linken. »Da sind nur Papiere drin«, sagte er und zog die Schublade so weit auf, dass Gaffney hineinsehen konnte.
    »Sie hängen wirklich an Ihrem Papierkram«, bemerkte
    Gaffney. »Greifen Sie jetzt ganz nach hinten.«
    »Da ist nichts mehr.«
    »Tun Sie es.«
    Mercier zuckte zusammen, als seine Finger einen unbe-
    kannten Gegenstand berührten, der an der Rückwand ver-
    keilt war, so dass er nicht zwischen seine geliebten Papiere geraten konnte.
    »Herausziehen!«, befahl Gaffney.
    Mercier zog, und das Ding löste sich. Es lag schwer und kalt wie eine Eisenstange in seiner Hand. Die Form war ihm irgendwie vertraut, obwohl er noch nie etwas dergleichen in den Fingern gehabt hatte. »Das kann nicht sein«, sagte er.
    »Es sollte nicht...«
    »Wie oft haben Sie

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