Aurora
für den Flug, Captain. Ich weiß, wie viel Sie riskiert haben.«
»Nicht ich gehe hier die Risiken ein.« Pell berührte einen Schalter an seiner Konsole und studierte kurz die Anzeige.
»Alles stabil. Sie können die Schleuse passieren.«
Dreyfus nickte Sparver zu, und die beiden schritten auf die Anzugwand des Kutters zu.
»Ich habe noch etwas vergessen«, sagte Pell. »Während
Sie Ihre Anzüge anlegten, kam eine Nachricht von Pano-
plia.«
»Sie wollten doch Kontaktsperre halten.«
»Sie haben auch nicht direkt Kontakt aufgenommen. Die
Übertragung war an alle Schiffe gerichtet. Hörte sich an wie ein Code. Ich konnte nichts damit anfangen, aber vielleicht wissen Sie besser Bescheid.«
»Wie lautete die Nachricht?«, fragte Dreyfus und schluckte hart. Die Kehle war ihm eng geworden.
»Die Nachricht lautete: >Zulu ist eingetreten. Wiederhole, Zulu ist eingetretene« Pell zuckte die Achseln. »Das war alles.«
Dreyfus klappte sein Helmvisier herunter. »Sie haben recht.
Es hat etwas zu bedeuten.«
»Gut oder schlecht?«
»Bleibt abzuwarten«, lautete die Antwort.
Gaffney hielt Mercier die steife Schnur seiner Hundepeitsche fast genauso an die Kehle, wie Dreyfus es bei ihm getan hatte. Sie standen vor dem Operationssaal, wo das Zulu-Team noch immer am Werk war.
»Ich kann Sie da nicht reinlassen, Sheridan.«
Gaffney ritzte ihm mit der scharfen Seite der Schnur die Haut, bis das Blut hervorquoll. »Ob Sie >können<, ist leider nicht die Frage. Sie werden es tun, sonst müssen die da drin gleich noch einen Kopf wiederaufsetzen, wenn sie mit Jane fertig sind.«
»Ich kann nicht zulassen, dass Sie dem Generalpräfekten Schaden zufügen.«
Gaffney strich mit dem Daumen über den Schaft der
Hundepeitsche. »Öffnen Sie die Tür! Ich sage es nicht noch einmal.«
Mercier berührte den Öffnungsmechanismus, ohne die
Schilder mit der Aufschrift >Zutritt verboten< zu beachten.
Die Tür glitt auf. Demikoffs Chirurgen in ihren Operations-kitteln standen mit dem Rücken zum Eingang an ihren Po-
desten, dahinter waren die Medizin-Servomaten zu sehen.
Für einen Moment herrschte eine trügerische Normalität.
Mercier hörte, wie die Chirurgen angespannt, aber ruhig den bisherigen Verlauf der Operation besprachen; er sah behandschuhte Finger auf die Tafeln deuten und zwischen verschiedenen Bildschirmdarstellungen hin und her schalten. Dann bemerkte eine der vermummten Gestalten, dass
sich die Tür geöffnet hatte, schaute über die Schulter und machte große Augen, als sie sah, wie Gaffney seine Geisel Mercier so melodramatisch vor sich herschob.
»Gibt es Probleme?«, fragte Demikoff.
»Wonach sieht es denn aus, Schwachkopf?«
»Wir sind hier mitten in einem sehr schwierigen Ein-
griff«, sagte Demikoff immer noch bewundernswert gelas-
sen. »Wenn Sie eine Frage oder einen Wunsch haben, emp-
fehle ich Ihnen, sich an Oberpräfekt Clearmountain zu
wenden.«
»Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen die Maschinen anhalten und von den Podesten zurücktreten.«
»Das ist leider nicht möglich.«
»Dann töte ich Mercier.«
»Wir versuchen, das Leben des Generalpräfekten zu ret-
ten. Falls Sie noch nicht informiert wurden, bei der Entfernung des Skarabäus wurde ihr der Kopf vom Rumpf ge-
trennt.«
»Ich wiederhole mich nur ungern. Befehlen Sie Ihren
Leuten, meinen Anweisungen zu folgen.«
»Was immer Sie wollen, was immer Sie für Forderungen
stellen, wir können nichts für Sie tun.«
»Lassen Sie das mich beurteilen.« Gaffney verstärkte den Druck auf die Hundepeitsche, bis das Blut in einem stetigen Rinnsal über Merciers Kehle floss. »Ich sage es nicht noch einmal. Folgen Sie meinen Anweisungen, und ich verspreche Ihnen, dass weder Mercier noch der Generalpräfekt zu Schaden kommen. Verarschen Sie mich aber, dann wischen Sie noch nächste Woche den Fußboden auf.«
»Bitte«, flehte Mercier.
Demikoff holte tief Luft und nickte seinen Leuten zu. Behandschuhte Finger berührten die Tafeln. Die Robotchirurgen hielten inne.
»Jetzt treten Sie von den Podesten zurück«, befahl Gaffney. »So weit wie möglich.«
Die Ärzte schlurften mindestens zehn Schritte nach
hinten. Gaffney stieß Mercier vor sich her, ohne die Hundepeitsche wegzunehmen. Sie gingen zwischen den Podes-
ten hindurch, schoben sich an den Medizin-Servomaten
vorbei und blieben neben der Patientin stehen. Seit Mercier zum letzten Mal in den Saal geschaut hatte, waren die beiden Tische näher zusammengerückt worden.
Weitere Kostenlose Bücher