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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hätte wohl
    sonst das Zeug unter Ihren Sitz gepackt?«
    »Ich hatte ausdrücklich darum ersucht, allein fliegen zu dürfen«, sagte Dreyfus.
    Sparver zuckte die Achseln, als wäre das alles nicht seine Schuld, sondern das Ergebnis einer Kette von Umständen, auf die er keinen Einfluss hatte. »Es ist nun mal passiert. Ich bin an Bord. Also machen Sie das Beste draus.«
    »Das werde ich tun. Sie können Pell Gesellschaft leisten, wenn er seinen Kutter nach Panoplia zurückfliegt.«
    »Eigentlich wollte ich Ihnen bei Ihrem kleinen Spazier-
    gang Gesellschaft leisten.«
    »Dann ist es bedauerlich, dass wir nicht zwei Druckan-
    züge an Bord genommen haben, nicht wahr? Ich habe lei-
    der nur einen angefordert. Und der würde Ihnen sowieso
    nicht passen.«
    »Deshalb habe ich mich an Thyssen gewandt und ihn ge-
    beten, einen Ersatzanzug mitzugeben«, sagte Sparver. »Die zusätzlichen Waffen waren ebenfalls meine Idee. Oder wollten Sie die alle allein tragen?«

    Dreyfus seufzte. Sparver meinte es gut, und er hätte keinen anderen Präfekten lieber an seiner Seite gehabt. Aber er hatte sich auf einen Alleingang eingestellt und konnte sich, nachdem er diesen Rubikon im Geiste überschritten hatte, mit der Vorstellung, das Leben eines anderen aufs Spiel zu setzen, nicht mehr so leicht anfreunden.
    »Sparv, ich weiß Ihren guten Willen zu schätzen. Aber
    wie ich schon sagte, Sie sind einer der wenigen, die diese Ermittlung von Anfang an verfolgt haben. Ich kann nicht guten Gewissens zulassen, dass Sie sich in Gefahr begeben.
    Schon gar nicht...«
    »Sparen Sie sich das für später, Boss«, sagte Sparver. »Es gibt keine Geheimnisse mehr. Jane und die anderen Präfekten wissen ebenso viel wie wir. Wir sind wieder entbehrlich geworden. Empfinden Sie das nicht als wunderbar befreiend?«
    »Sie haben recht«, antwortete Dreyfus energisch. »Wir
    sind entbehrlich. Und wissen Sie was? Wir werden von dieser Mission wahrscheinlich nicht zurückkehren. Wenn uns der Uhrmacher nicht kriegt, dann machen uns Brandfackel oder Aurora den Garaus.«
    Sparver senkte die Stimme. Er war ungewohnt ernst ge-
    worden. »Warum versuchen Sie es überhaupt, wenn das
    Scheitern vorprogrammiert ist?«
    »Weil eine Chance besteht. Sie ist nicht groß, aber doch allen anderen Alternativen vorzuziehen.«
    Sparver wies mit einem Nicken auf das Notepad. »Hat das da etwas mit der ganzen Sache zu tun?«
    »Ich weiß es nicht.« Dreyfus drehte das Notepad so, dass Sparver das Display mit seinem dyslexisch verschlüsselten Text sehen konnte. »Ich kann damit noch immer ebenso
    wenig anfangen wie Sie, und Sie haben nicht einmal Pangolin, geschweige denn Manticore.«
    »Jane hat Ihnen Manticore gewährt?«
    Dreyfus nickte bescheiden. »Es hat mir allerdings bisher noch nichts gebracht.«

    Das war eine wenn auch kleine Lüge. Wenn Dreyfus den
    verschlüsselten Text unverwandt anstarrte, hatte er hin und wieder eine Vorahnung, dass sich etwas enthüllte, eine Art geistiger Schluckauf, der niemals wirklich erfolgte. Der Text war immer noch unlesbar, aber das Gefühl war ihm von
    den Pangolin-Injektionen her bekannt. Die Neuralarchitektur für die Decodierungsphase war im Aufbau begriffen. Sie würde erst in weiteren sechs bis neun Stunden voll funktionsfähig sein, aber der Prozess zeigte jetzt schon die ersten Auswirkungen auf sein Verständnis vermögen.
    »Aber das kommt doch mit der Zeit?«, fragte Sparver.
    »So ist es gedacht.«
    »Was will sie Ihnen den mitteilen, Boss?«
    »Woher soll ich das wissen, solange ich den Text nicht
    lesen kann?«, fuhr Dreyfus ihn an.
    »Sie hat Ihnen doch sicher gesagt, worum es sich han-
    delt.«
    »Richtig.«
    »Ich nehme an, es hat mit dem Uhrmacher zu tun.«
    »Ja«, sagte Dreyfus schroff. »Es geht um den Uhrmacher.
    Könnten Sie mich jetzt vielleicht in Ruhe lassen, damit ich wenigstens versuchen kann, etwas aus diesem Dokument
    herauszuholen, bevor wir landen?«
    »Schon gut«, sagte Sparver mit mehr Taktgefühl, als Dreyfus verdient zu haben glaubte. »Ich verstehe, Boss. Wenn es um den Uhrmacher geht, dann geht es sicher auch um Valery?«
    »Valery ist tot«, sagte Dreyfus. »Ich bin darüber hinweg.
    Und nichts, was hier geschrieben steht, kann daran etwas ändern.«
    Sparver war so vernünftig, nicht weiterzubohren.
    Wenig später begann die Bremsphase, und sie mussten
    mehrere Minuten bei hoher Beschleunigung überstehen.
    Als es vorüber war, herrschte fast volle Schwerkraft, und der Kutter schob sich durch die

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