Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
Calep!“, Orion sah sie streng an. „Entschuldigt euch gefälligst.“
„Halb so schlimm“, Lissi winkte glucksend ab und sah zu Flux, „mein Vater war als Kind bestimmt auch so zuckersüß wie du.“ Darüber konnte Kleopatra nur gepflegt lachen, denn das konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. „Doch, doch“, behaarte die Grogoch, „mein Vater ist ein sehr hübscher Elf, bestimmt wird der Kleine auch einmal so stattlich.“ Kleopatra war höchst entsetzt und Flux bekam den Mund nicht mehr zu, hatte er sich verhört oder war das ein Scherz?
„Aber klar doch“, feixte der Hobgoblin, „und meine Mutter war eine Hyäne und mein Vater ein Tanzbär.“
„Wusste ich es doch!“, kam es grinsend von Kleopatra und schon hatte sie das nächste Wortgefecht vom Zaun gebrochen.
„Ganz im Ernst“, versuchte die Grogoch gegen die beiden Streithähne anzureden, „mein Vater ist wirklich ein charmanter Elf und meine Mutter ist eine hübsche Menschenfrau.“ Sie strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht und lächelte schief. „Nun ja, leider sieht man mir das ja nicht an …“
„Unsinn“, ihr Freund nahm sie in den Arm, „du warst immer die schönste Frau in der großen weiten Welt und du wirst es auch immer sein.“
Höchst verlegen richtete sie den Blick zur Seite: „Ach, du kleiner Charmeur.“
„Ist ja echt ätzend“, stöhnten Calep und Kleopatra im Chor, mit einem Schlag waren sie sich wohl wieder einig.
„Muss Liebe schön sein“, seufzte Leon versonnen und die Grogoch nickte:
„Oh ja, es war Liebe auf den ersten Blick bei meinen Eltern. Leider leben sie beide nicht mehr … aber wenn es einen Ort nach dem Tod gibt, dann sind sie dort sicher noch immer glücklich vereint.“
Im Hintergrund verdrehten Calep und Kleopatra die Augen und machten ein Gesicht, als würde ihnen gleich übel werden. „Leider hat nicht jeder so viel Glück“, brummte Rudi, „meine arme Mutter hat sich nicht freiwillig mit meinem elenden Koboldvater eingelassen. Eines Nachts wurde sie überfallen und ich war das Resultat dieser Schandtat. Nicht einmal ihre beste Freundin konnte ihr Trost spenden und sie hat sich wohl kurz nach meiner Geburt in einen Abgrund gestürzt.“
Tief bewegt hielten alle inne und Pazu fing leise an zu winseln. „Das Schicksal ist nicht jedem gnädig, aber immerhin ließ es mir das Leben. Ich wuchs bei der besagten Freundin auf, einer reizenden Dame, sie war natürlich Lissis Mutter.“
„So ist es und daher verbrachten wir unsere Kindheit gemeinsam und sind unzertrennlich, wenn ich das so sagen darf.“ Lächelnd kraulte die Grogoch Pazu den Kopf, die junge Dämonin winselte noch immer wie ein Schlosshund.
„Putziges, kleines Ding“, fand auch der Bendith, „aber wenn mich mein Sinne nicht täuschen, gehörst du hier eigentlich nicht hin.“
„Richtig!“, mischte sich Kleopatra ungefragt ein. „Sie ist ein waschechter Dämon! Außerdem ist sie meine persönliche Leibwache.“
„Wirklich?“, staunte die Grogoch und Orion warf schnell ein:
„Pazu ist in der Tat sehr kräftig, aber sie hat keinerlei dämonische Eigenschaften.“
„Wir haben sie im Dschungel gefunden“, ergänzte Leon, „sie war ganz allein und verletzt. Wahrscheinlich wollen die anderen Dämonen nichts mit ihr zu schaffen haben. Daher lebt sie jetzt an der Oberfläche.“
„Armes, kleines Mädchen“, seufzte Rudi, „du hast es wohl nicht leicht. Genau wie ich. Wir haben das Leben in der Einöde gewählt, um vor Anfeindungen sicher zu sein. Lissi wird überall halbwegs akzeptiert, da der gute und hilfsbereite Charakter von Grogochs allgemein bekannt ist. Mit einem grässlichen Bendith will man jedoch nirgends etwas zu schaffen haben.“
Als wolle sie ihn trösten, rieb Pazu ihren Kopf an seinem schuppigen Arm. „Sie ist ja so süß!“, geriet Lissi regelrecht in Verzückungen. „Genau so ein Kind habe ich mir immer gewünscht.“ Während sie das sagte, blickte sie Rudi tief in die Augen.
Leon horchte auf: „Wir suchen schon seit geraumer Zeit nach einer Familie für sie.“
„Wirklich?“, Lissi machte ein Gesicht, als wollte sie die Kleine vom Fleck weg adoptieren.
„Den beiden willst du Pazu anvertrauen?“, zischte Calep und Kleopatra ereiferte sich:
„Wer soll dann meine Leibwache sein?“
„Mein Bruder hat ein Gespür für so etwas!“, knurrte Flux und gebot ihnen Einhalt. „Du bist dir doch sicher, oder?“ Leon nickte, dies hier erinnerte ihn stark an seine eigene
Weitere Kostenlose Bücher