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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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ersten Mal überhaupt schienen die beiden im selben Team zu spielen. Wow , dachte sie, und ihre Stimmung hob sich. Dad geht total cool mit Reggies Experimenten um. Tut er doch, oder?
    Sie warf einen besorgten Blick zur Kellertür. Lag Reggie womöglich dort unten in seinem Blut? Sie würde sich später darum kümmern müssen. Gabe warf ihr einen auffordernden Blick durch die Seitenscheibe des Autos zu. Sie ging zu ihrem Fahrrad.
    Der Jaguar fuhr aus Reggies Einfahrt.
    »Hey, Mal!« Sie hatte sich gerade auf ihr Rad geschwungen und wollte dem Wagen folgen, als Reggie seinen Kopf aus dem Wohnzimmerfenster steckte, den hechelnden Spitz unter dem Arm. Sie bremste hart. Keine Spuren einer Schlägerei.
    »Ich muss morgen an eurem Haus arbeiten«, meinte er perplex.
    »Du kannst froh sein, dass er dich nicht umgebracht hat!«, rief sie zurück.
    »Er hat gesagt, dass er mich umbringen wird, wenn ich es noch einmal tue.«
    »Dann lass es lieber bleiben.«
    Reggie zuckte mit den Schultern, als würde ihn die Drohung von Mallorys Vaters nicht groß beeindrucken, aber er wirkte doch irgendwie aufgewühlt.
    »Wir sehen uns dann morgen«, rief sie. »Um wie viel Uhr kommst du rüber?«
    »Er hat gesagt, ich solle um acht da sein … äh … 0800«, äffte er Gabe nach und verdrehte die Augen.
    Mallory stieß einen tiefen Seufzer aus und trat in die Pedale. Sie hatte keine Lust darauf, morgen so früh aufstehen zu müssen, aber die Alternative – ein längerer Hausarrest, wie Gabe ihn gern verhängte – war noch schlimmer. Während sie über all diese Dinge nachdachte, radelte sie nach Hause; ihr war erstaunlich leicht ums Herz.
    Verdammt, er konnte einfach nicht schlafen. Zumindest nicht, solange diese Bastarde in dem Zimmer auf der anderen Seite des Gangs weiterlaberten. Er hoffte nur, dass sie heute Nacht nicht wieder zu ihm kommen würden. Nicht heute Nacht , betete er. Herr im Himmel, nicht heute Nacht. Ihm tat vom gestrigen Abend noch alles weh.
    Ein neuer Typ hatte sich ihn vornehmen wollen. Trotz seiner zierlichen Statur konnte er unglaublich hart zuschlagen. Gabe hatte sich gefragt, ob alle Nordkoreaner ausgebildete Taekwondo-Kämpfer seien. Jeder Zentimeter von Gabes Oberkörper war mitgenommen und voller Prellungen. Natürlich hatten sie kein Wort aus ihm herausbekommen, das war Ehrensache, obwohl er alles über die Sicherheitsvorkehrungen in der Chesapeake Bay wusste, was es überhaupt zu wissen gab.
    Lasst mich verdammt noch mal einfach alle in Ruhe , dachte er erschöpft. Er wälzte sich auf dem gemauerten Vorsprung herum und versuchte, es sich irgendwie bequem zu machen. Er hätte seinen Eckzahn für einige Tropfen Ibuprofen geopfert. Obwohl … Nein, keineswegs. Er wollte nicht, dass sie ihm auch nur einen seiner Zähne zogen.
    Ach, scheiße, jetzt war er hellwach. Bei diesem Krawall konnte doch kein Mensch schlafen. Langsam und vorsichtig rutschte er an das entfernte rechte Ende des Mauervorsprungs und stockte kurz, um die mörderischen Schmerzen an seinen Rippen abklingen zu lassen. Schließlich stieß er mit seiner Schulter gegen die Betonwand.
    Nun konnte er durch einen Mauerspalt in das Zimmer auf der anderen Seite des Gangs sehen. Es verblüffte ihn immer wieder, wie viel Technik man in den kleinen Raum gestopft hatte. Computer, Drucker, Scanner, Monitore, Festplatten und Router bedeckten jeden Quadratzentimeter der Tische. Seine Entführer besaßen jegliches technisches Spielzeug.
    Fünf Jahre früher hätte man ein solches Szenario für unmöglich gehalten. Und selbst heute noch wirkte es wie aus einem schlechten Film. Gabe und seine Entführer befanden sich in den trostlosen Bergen von Nordkorea, meilenweit von der Hauptstadt Pjöngjang entfernt, wo das SEAL -Team eingesickert war, um die Marschflugkörper zu bergen. Sogar in dieser entlegenen, windgepeitschten Region, in einem Bunker, von dem aus man lediglich blanke Felsen sehen konnte, besaßen sie einen Internetzugang. Und der wurde nicht dazu benutzt, um online Weihnachtsgeschenke zu bestellen. Es war genau die Art von Einrichtung, wegen der vor einiger Zeit das Department of Cyberspace Security, das Büro für Internetsicherheit, gegründet , worden war.
    Die Entführer arbeiteten bevorzugt nachts. Bisher hatte Gabe mitbekommen, dass sie auf Internetseiten amerikanischer Kommunen und Bundesstaaten herumstöberten, auf der Suche nach Angaben über Infrastrukturen, Energieversorgung, Wasservorräte, Dämme, Lagerstätten für hoch angereichertes

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