Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers
dann die überschüssige Luft aus dem Abteil saugen. Dann könnte man die Reisenden aufeinanderstapeln und im Gepäckfach ablegen.
Andererseits warnt
der TÜV-Rheinland vor »aufblasbaren Tieren«. Sie enthalten viel zu viel krebserregende Weichmacher. Die Höchstwerte erzielte ein Delfin aus italienischer Produktion. Aber warum blasen Menschen Delfine auf, anstatt ihnen die Luft abzusaugen? Dann wäre im Meer auch mehr Platz.
Lizenz zum Gelddrucken
Ich habe eine Idee für einen Film, genau genommen ist es eigentlich nur der Titel, aber der ist meiner Ansicht nach so derartig gut, unschlagbar und einprägsam, dass ich natürlich hiermit Titelschutz anmelde. Damit mir Guido Knopp die Idee nicht wegschnappt und Produzenten schon mal mit mir in Verhandlung treten können. Wenn man den Titel hört, läuft praktisch schon der ganze Film vor einem ab, so gut ist der. Es könnte eine Abrechnung mit dem Faschismus vor dem Hintergrund des Kommunismus oder eine Abrechnung mit dem Kommunismus vor dem Hintergrund des Faschismus werden, und diese Abrechnung trägt den Titel »Hitlerjunge Stalin«. Haut rein, oder? Das will man doch sehen? Mit dem Geld, das mir der Film einbringt, gründe ich eine Stiftung, die sich um die Aussöhnung von Deutschen und Schweizern bemüht, oder einen psychiatrischen Notdienst, der sich um ältere Schauspielerinnen kümmert, die glauben, sie müssten etwas für streunende Hunde im südlichen Ausland tun.
Ein rätselhafter erster Mann
Er hat es tatsächlich gesagt, der neue Bundespräsident, dieser junge, optimistische Mensch, mit der angeblich so glamourösen, tätowierten Gattin, die gerne Scorpions hört. Christian Wulff will »unbequem« sein. So wie sein Vorgänger Horst Köhler, der eine untätowierte Gattin hat. Jedenfalls weiß man nichts von einer Beschriftung. Wie aber wird man unbequem, und warum wollen Menschen unbequem sein? Wäre es nicht viel angenehmer, ja glaubwürdiger, wenn der Neue sagt: »Ich will bequem sein, lange schlafen, ordentlich frühstücken, mit meiner Frau die neuesten Tattoo-Magazine durchblättern, dann vielleicht ein paar Brücken bauen, aber Hauptsache bequem.«
Die meisten Dinge, die uns sonst umgeben, sind doch bequem. Schuhe, Jacken, Sessel, Kreditkarten – überall geht es um unsere Bequemlichkeit. Das Internet verdankt seinen rasanten Aufstieg doch wohl in erster Linie der Bequemlichkeit der Menschen, die eben bequem von zu Hause aus bestellen wollen und sich höchstens noch zur Tür bequemen, wenn der Paketbote klingelt und die neuen bequemen Hosen von Land’s End vorbeibringt.
Der Bundespräsident aber hat es sich in den Kopf gesetzt, unbequem sein zu wollen. Bei uns im Haushalt gibt es das eine oder andere unbequeme Möbelstück, von dem man sich aber aus sentimentalen Erwägungen nicht trennt. Das blaue Sofa, das so niedrig und tief ist, dass ich mit den Jahren immer schlechter daraus hochkomme, oder der Hocker, den mein Sohn im Werkunterricht gesägt, geleimt und geflochten hat. Der eignet sich nicht zum Sitzen, aber als Handtuchablage. Die Unbequemlichkeit ist ein ehrgeiziges Ziel, gerade Christian Wulff würde man das kaum zutrauen. Lädt man ihn dann vielleicht gar nicht mehr ein, weil die Leute denken, ach, der Wulff, der ist immer so unbequem, es soll doch ein netter Abend werden, ohne Stress. Aber möglicherweise wird er ein neuer Superheld mit eigener Heftchenreihe. Ist es ein Stuhl? Ist es ein Tisch? Nein, es ist: DER UNBEQUEME begleitet von TATTOOWOMAN (oder meinetwegen auch: INKGIRL).
Wieviel Rückruf brauchen wir eigentlich?
Der Rückruf gehört heutzutage zum guten Ton. Jeder Autohersteller, der nur irgendetwas auf sich hält, ruft zurück. Die Konsumenten wollen es so. Man fühlt sich einfach besser, Teil einer Rückrufaktion zu sein. Man will, dass die Firma sich um den Kunden kümmert. Käufer von nicht zurückgerufenen Fahrzeugen fühlen sich vernachlässigt, sie glauben, irgendetwas sei mit ihrem Wagen nicht in Ordnung, und fahren täglich in der Vertragswerkstatt vor, damit die da irgendetwas finden.
Wenn ich auf das Display meines Handys blicke, dann steht da mindestens ein Mal am Tag eine Nummer und die Information »bittet Sie um Rückruf«. Ich habe aber keine Ahnung, wie ich beispielsweise meinen Steuerberater zurückrufen soll. Ich war bisher ganz zufrieden mit ihm. Wohin soll ich ihn außerdem zurückrufen? Gibt es eine Steuerberaterwerkstatt? Das ist eigentlich gar nicht meine Sache, ich bin ja nicht der Hersteller
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