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Aus dem Nichts ein neues Leben

Aus dem Nichts ein neues Leben

Titel: Aus dem Nichts ein neues Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ludwig und Franz Busko: »Das ist ja alles ein Blödsinn! Ich bin gesund!«
    In Bad Neuenahr bezog Kurowski ein schönes Zimmer mit einem Balkon zum Privatpark des Sanatoriums ›Rhenania‹. Erna hatte ihm verschwiegen, was es täglich kostete … Kurowski hätte es sonst nie bewohnt. So aber fand er alles leidlich schön, begrüßte die Ärzte, erfuhr, daß er erst am nächsten Tag untersucht werden würde, und setzte sich auf den Balkon. Es war ein herrlicher Sommertag, im Park saßen unter Sonnenschirmen und in Liegestühlen die anderen Gäste des Sanatoriums, und unter ihnen auch eine schlanke, geradezu aufreizend gut gebaute Frau mit pechschwarzen, glänzenden Haaren. Kurowski beugte sich über das Balkongitter, betrachtete die noch unbekannte Schöne eingehend und sagte dann aus tiefer Brust: »Donnerwetter …!«

16
    Eine gute Gelegenheit zur Kontaktaufnahme ist immer ein lauer Abend mit einer untergehenden Sonne. Nichts macht eine Frau romantischer und unbewußt zärtlicher als der Anblick des Abendrotes. Warum, das wäre eine Frage für Psychologen, – vielleicht weil das Rot die Farbe der Leidenschaft ist und der heraufglutende Abend schon ans Bett erinnert.
    Kurowski sagte sich: »Alter Junge, du hast ein unverschämtes Glück«, als er nach dem Abendessen (es gab einen schrecklichen Gemüsesaft, einen Klecks Magerquark mit Schnittlauch und fünf Scheiben rohe Gurken, was Kurowski mit düsterer Miene hinunterschlang und dann intensiv an ein riesiges paniertes Schnitzel mit in Butter gedünsteten Pilzen darüber dachte) die fremde, schöne Frau an der Balustrade der Terrasse stehen sah. Sie blickte in den Park, der im Widerschein des Abendrotes wie mit Gold überhaucht war. Kurowski blieb hinter ihr stehen, vergewisserte sich, daß niemand ihnen nachgekommen war, schnupperte das verdammt aufreizende Parfüm, das aus ihren Kleidern strömte, und sagte unvermittelt: »Wenn das einer malen würde, wär's glatter Kitsch!«
    Die schöne Frau zuckte zusammen, die Stimme hinter ihr kam so plötzlich, aber sie drehte sich nicht um. Ein Ostpreuße, dachte sie. Unverkennbar, diese breite Aussprache. So sprechen sie in Masuren. Onkel Hubert sprach genauso. Ich war gerade da, als die Wildgänse zurückkamen. Wer kann so etwas vergessen? Sie hob etwas die Schultern. Merkwürdig, woran man sich alles erinnert, dachte sie. Wie die Bilder blitzschnell auftauchen … nur weil eine ostpreußische Stimme aufklingt.
    »Ich habe so etwas gemalt –«, sagte sie. Ihre Stimme paßte zu ihr. Melodisch, etwas angedunkelt, Klänge in Samt gehüllt. »Der Dargainen-See im Abendlicht. Es wurde sogar in Berlin ausgestellt, aber ich habe es nicht verkauft.«
    Kurowski steckte den Finger ins Ohr und bohrte. Er konnte das, denn die schöne Frau drehte ihm noch immer den Rücken zu.
    »Sagten Sie eben ›Dargainen-See‹?« fragte er. »Oder war's ein Hörfehler?«
    »Nein, es stimmt. Sie kennen ihn?«
    »Wie soll ich den nicht kennen! Ich bin aus Adamsverdruß, – aber das kennen Sie nicht.«
    »Nein.« Sie drehte sich um. Kurowski, bisher mutig wie nie, verschlug es den Atem. Erna war eine hübsche Frau … damals als junges Mädchen, heute als Mutter fast erwachsener Kinder. Aber das hier war einfach schön … einen anderen Ausdruck kannte Kurowski nicht dafür. Das war vollendet! Das war, um in seiner Branche zu bleiben, ein handgemachter Schuh aus weichem Juchtenleder.
    »Adamsverdruß ist ein sehr schöner Name. Die Ostpreußen mit ihren merkwürdigen lustigen Ortsnamen.« Sie lachte dunkel, und Kurowski bekam eine Gänsehaut. »Mövenort … Ringelau …«
    »Swainen und Spullen …«, sagte Kurowski atemlos. »Kniepitten und Mehlsack …«
    »Nautzwinkel und Groß-Puppen!« rief Kurowski. »Süßenberg und Klotainen! Klackendorf und Sackstein …«
    »Ein einmaliges Land!« Die schöne Frau lachte, lehnte sich gegen die Balustrade und bog sich nach hinten. Ihre Brüste waren voll und fest, Kurowski hatte Gelegenheit, das durch den dünnen Stoff der Abendbluse festzustellen. Ihm wurde schwül unter den angegrauten Haaren und merkwürdig leicht ums Herz. »Da darf Adamsverdruß nicht fehlen, das stimmt.«
    »Es war ein schönes Dorf.« Kurowski verbeugte sich. »Sie gestatten: Ewald Kurowski.«
    »Marion Hellbaum.« Sie musterte ihn und schob dabei die Unterlippe etwas vor. Es sah kokett aus, und Kurowski machte sich daran, ihr Alter zu schätzen. Mindestens 30, dachte er, höchstens 40. Bei so einer herrlichen Frau kann man das

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